Das Auge des LeopardenRoman
Zsolnay Verlag, Wien
2004
ISBN
9783552052963, Gebunden, 379Seiten, 21,50
EUR
Klappentext
Eigentlich hatte der junge Mann nur eine kurze Reise nach Afrika machen wollen, aber dann war er neunzehn Jahre gebliegen. Statt in Uppsala sein Jurastudium zu beenden, übernimmt er in Lusaka die Hühnerfarm einer weißen Engländerin, deren Mann im Busch verschollen ist. Dabei verfolgt er ehrgeizige Reformpläne: Er will neue Häuser für die Schwarzen bauen, ihnen höhere Löhne zahlen und ihren Kindern eine Schule einrichten. Er sorgt für die Witwe eines schwarzen Handwerkers und ihre vier Töchter, deren jüngste für ihn wie eine eigene Tochter wird. Doch bald mehren sich die Zeichen, dass sich die Zustände wohl nicht so rasch in seinem Sinne ändern lassen. Seine weißen Nachbarn werden massakriert. Den Kopf seines getöteten Schäferhundes findet er mit herausgeschnittener Zunge an einen Baum gebunden. Und der Mann, den er für seinen einzigen schwarzen Freund hält, rät ihm, für immer wegzugehen.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 23.08.2004
"Um von diesem Roman fasziniert zu werden, muss man seine Form völlig übersehen oder sie im Gegenteil bewundern wie das Ineinandergreifen eines Uhrwerks", rät Christopf Haas. Er hat sich für das Bewundern entschieden und lobt den "cleveren Erzähler" Henning Mankell, der auf drei Zeitebenen Hans Olafson aus Schweden bei einem Malaria-Fieberanfall sein Leben resümieren lässt. Dieser wuchs bei seinem alkoholsüchtigen Vater auf, verlor seinen einzigen Freund und seine erste große Liebe, brach sein Jurastudium ab, um schließlich 1969 nach Sambia auszuwandern. Hier bewähre sich das Talent des Autors, so der Rezensent, der es schaffe schwerwiegende existenzielle und politische Probleme so aufzubereiten, dass der Leser sich auch am Strand mit ihnen konfrontieren mag. Dabei gefällt dem Rezensenten besonders der "freie Blick auf Afrika", in der ohne "Dritte-Welt-Romantik" der Rassismus der Weißen und die Gewaltbereitschaft der Afrikaner gleichgewichtet thematisiert werden.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 17.07.2004
Der "akd" zeichnende Rezensent zeigt sich äußerst angetan von Henning Mankells neuem Afrikaroman, einem "spannenden und klugen" Buch. Es geht darin um die Unterschiede zwischen Europa und Afrika, die Folgen des Kolonialismus für das junge Sambia und die Hoffnung des Protagonisten, auf seiner Farm eine gerechte Welt zu schaffen. Obwohl dieser jedoch mit seinen ehrgeizigen Plänen scheitert und Afrika nicht zu verstehen im Stande ist, hat der Rezensent den Roman keineswegs als einen pessimistischen gelesen. Schließlich gehe es im Grunde weniger um ein persönliches Scheitern des Einzelnen, als vielmehr um die Faszination im Fremden und die Frage, was eigentlich den Menschen ausmache, befindet der Rezensent.
Rezensionsnotiz zu
Die Zeit, 19.02.2004
Susanne Mayer fordert, dass Henning Mankells Bücher als Suchtmittel akzeptiert werden, mit schwarzgerandeter Warnung: "Lesen könnte zu einer melancholischen Grundstimmung führen und Herzschmerz verursachen." Die mit 14 Jahre Verspätung erschienene "Parabel über die schuldhafte Verstrickung in Ignoranz und Stümperei" ist für die Rezensentin da keine Ausnahme. 18 Jahre versteckt sich der Held der Geschichte, natürlich ein Schwede, in Afrika vor sich selbst, wird träge und fast wahnsinnig, bevor er sich wieder in das Land seiner Geburt begibt, auf eine Art Bildungsreise zu sich selbst. Die Personen des Romans bleiben für Mayer im "Schemenhaften", die Weißen karikiert als Ausbeuter, die Schwarzen "unnahbar" in ihrer stillen Würde. Und auch von einer Handlung könne nicht wirklich die Rede sein. Vielmehr bestimmten die "Wucherungen der Angst" das Buch, glaubt Mayer, die Fieberträume und Halluzinationen ergeben für sie am Ende "ein plastischeres Bild als alle Menschen".