Herbert Marcuse: Nachgelassene SchriftenBand 3: Philosophie und Psychologie
zu Klampen Verlag, Lüneburg
2002
ISBN
9783924245856, Gebunden, 233Seiten, 24,00
EUR
Klappentext
Herausgegeben von Peter-Erwin Jansen, Deutsch von Cornelia Lösch. Mit einer Einleitung von Alfred Schmidt. Die Ausgabe der 'Nachgelassenen Schriften' Herbert Marcuses bietet eine Auswahl aus dem umfangreichen Nachlass des bedeutenden Sozialphilosophen. Die wichtigsten bisher unpublizierten oder auf Deutsch nicht zugänglichen Schriften Marcuses werden thematisch gruppiert, vom Herausgeber erläutert und mit einer Einleitung versehen.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 27.03.2003
Der mit "std." zeichnende Verfasser der kurzen Kritik sieht in diesem Band mit Aufsätzen und Vorträgen zum "Spannungsverhältnis" zwischen den Zielen der Psychoanalyse und ihrer "unterschwelligen" Metaphysik einmal mehr den "außerordentlichen Rang" des Autors bewiesen. Hier zeige sich, dass Marcuse auch in "rasch zu Papier gebrachten" Texten all die Themen zur Sprache zu bringen im Stande sei, die zu den großen Fragen der Philosophie gerechnet werden, so der Rezensent beeindruckt.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Rundschau, 07.02.2003
Der von Peter-Erwin Jansen herausgegebene dritte Band der Nachgelassenen Schriften Herbert Marcuses versammelt zehn Texte aus den Jahren 1956 bis 1971, die Marcuses Auseinandersetzung mit Sigmund Freud und das von vielen als Hauptwerk angesehene Buch "Triebstruktur und Gesellschaft" dokumentieren, berichtet Rezensent Rudolf Walther. Ein großes Lob geht zunächst an die den Texten vorangestellte Studie des Philosophen Alfred Schmidt, die ebenso präzis wie kenntnisreich das intellektuelle Umfeld, in dem Marcuses Schriften entstanden, rekonstruiere. Wie Walther ausführt, ging es Marcuse im Unterschied zu seinem zeitweiligen Lehrer Heidegger nicht um "Dasein überhaupt", sondern um "konkretes Dasein in einer konkreten Welt". "Marcuse", erklärt Walther, "übersetzte die im Ungefähren orakelnde ontologische Existentialanalyse in eine praktisch und politisch interessierte Wissenschaft." Das belege schon der erste Essay über die "Ideologie des Todes", in dem Marcuse für eine Umbewertung des Todes zugunsten eines "Lebens ohne Angst" plädiere. Daneben hebt Walther den Vortrag über "Humanismus und Humanität" hervor, eine "hochspekulative Verbindung" der Kategorien aus der Freudschen Trieblehre mit geschichtsphilosophisch aufgeladenen Teilen der Marxschen Theorie und der humanistischen Idee. Auch wenn man heute über einzelne spekulativ-utopische Überlegungen Marcuses zu einem Leben jenseits der Herrschaft des Realitätsprinzips oder zu einem "libertären Sozialismus" lächeln mag - seine herausfordernde Kritik an einer auf Herrschaft, Leistung, Repression und Versagung beruhenden Gesellschaft, die weit hinter ihren materiellen und kulturellen Möglichkeiten zurückbleibe und ihre eigenen Freiheitsversprechen durch ihre tägliche Praxis dementiere, bleibt nach Walther davon unberührt.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 04.01.2003
Kleinere Texte des Philosophen sind es, die in diesem Nachlassband kennenzulernen sind, entstanden meist am Rande der Großwerke, das heißt in den Jahren 1956 bis 1971, vor allem von "Triebstruktur und Gesellschaft". Darin hatte Marcuse Freud auf den Kopf gestellt, indem er Eros und nicht den Todestrieb als Grundlegung der Zivilisation postulierte und dadurch sowohl Kritik an der Gegenwartsgesellschaft als auch eine in den sechziger Jahren ungemein folgenreiche (erotische) Utopie der Befreiung postulieren konnte. Die hier versammelten Interviews, Aufsätze, Artikel eröffnen keinen völlig neuen Blick auf den Philosophen, aber doch, so der Rezensent Tim B. Müller, "erfrischende Perspektiven". Sehr lesenswert, ja sogar ein "Glücksfall" scheint Müller - dem Umfang von 80 Seiten zum Trotz - auch die Einleitung Alfred Schmidts.