Mond überm DachfirstErzählungen
Manesse Verlag, Zürich
2008
ISBN
9783717521624, Gebunden, 320Seiten, 19,90
EUR
Klappentext
Verliebte, Verzweifelte und Verrückte bevölkern die Seelenlandschaft Tokios am Ende des 19. Jahrhunderts. Es ist die Liebe, die das Leben von Higuchis Protagonistinnen bestimmt. Sie vermag sie glücklich zu machen oder alles aufs Dramatischste zu verändern: Nur langsam enthüllt sich dem Beobachter das Geheimnis der wundersamen Yukiko, deren Seele der Sturm zerzauste und die daher seit der Zeit der Kirschblüte wie "Eine leere Zikadenhülle" dahinsiecht. "Solange sie ein Kind war" stand der hübschen Midori die Zukunft offen - doch für ein Mädchen aus dem Vergnügungsviertel Yoshiwara scheint der Horizont noch immer begrenzt. Über einen schmerzreichen Irrweg der Liebe klagt die junge Tama, die an einem "Schneetag" in traumhafter Verblendung die Tante verließ, um ihrem Lehrer in die Fremde zu folgen.
Higuchi Ichiyos Erzählungen über die Lebenswege junger Frauen in der Metropole Tokio begründeten ihren Ruhm als Japans erste moderne Klassikerin. Die vorliegende Sammlung enthält sieben von Higuchis schönsten Erzählungen, allesamt in deutscher Erst- oder Neuübersetzung.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 13.12.2008
Rezensent Ludger Lütkehaus begrüßt diesen zweiten, in deutscher Sprache erschienenen Erzählband der japanischen Autorin. Zwar fällt er aus seiner Sicht qualitativ etwas hinter den vorangegangenen Band zurück. Auch ärgert ihn der mit westlichen Exotismus-Klischees kokettierende Titel. Im Zentrum der sieben Erzählungen stünden Mädchen- und Frauenschicksale, wobei der unbefangene Blick der Autorin für den Rezensenten ihre besondere Qualitäten ausmacht. So werden das Kurtisanenleben ebenso wie Ehe- und Ehebruchsgeschichte höchst anschaulich für ihn - auch in Hinblick auf die konfuzianische Ethik. Manchmal kranken die Erzählungen allerdings am, wie Lütkehaus findet, unentschlossenen Verhältnis der Autorin zu Anrührung und Rührseligkeit. Weshalb für ihn mit diesen Erzählungen zwar ein authentisches Bild der Übergangszeit zur japanischen Moderne vorliegt, woran auch Erläuterungen und Nachwort des Übersetzers Anteil haben, aber keine wirklich große Literatur.