Unter der KuppelErinnerungen an Paul Celan
Urs Engeler Editor, Basel
2009
ISBN
9783938767566, Gebunden, 215Seiten, 19,00
EUR
Klappentext
Aus dem Französischen von Anke Baumgartner. Was sah, was dachte Paul Celan auf seinen Spaziergängen durch die Straßen von Paris im Mai 68? Was bedeutete ihm das Deutsche und Deutschland? Wie übersetzte er seine eigenen Gedichte ins Französische? Wie schrieb er, womit, wann und wo? Wie erlebte er die psychiatrische Klinik, die Trennung von seiner Frau Gisele, den Umzug in eine neue Wohnung? Jean Daives Zeugnis macht Celans schwierigen, zunehmend verschatteten Lebensweg lesbar, er begleitet ihn im Gang ihrer Gespräche entlang der in jener Zeit geschriebenen Gedichte. Dabei geht es immer auch um Fragen des Verhältnisses von Sprache und Welt, nicht nur in Bezug auf Übersetzung und Übersetzbarkeit, sondern als Antwort der Literatur auf die Ereignisse des Lebens, auf die grundsätzliche Lesbarkeit oder Unlesbarkeit der Welt.
Rezensionsnotiz zu
Die Zeit, 19.11.2009
Mit diesem Buch hat der französische Lyriker aus Sicht von Peter Hamm nun wirklich den "Gipfel einer raunenden Heiligenbeschreibung" gestürmt. Das beginne bereits auf der ersten Seite, wo bereits der simple Kauf einer Glühbirne zum Mysterium stilisiert werde. Entsetzt weicht Hamm beim Weiterlesen dann vor weiteren "triefenden Orgien des Tiefsinns" zurück, um sich bald auch vor Jean Daives "fatalen Frauenbildern" samt den darin aufzufindenden wie Notizbüchern geöffneten Schenkeln mit Grauen abzuwenden. Leider erfahre man von Paul Celan selbst, den sich Hamm hinter dem Schwulst dieser Darstellung fast handfest imaginiert (aber auch manisch misstrauisch und clownesk), eher wenig. Das einzige, was diese Erinnerungen für ihn zumindest momentweise lesenswert macht, sind die Aufzeichnungen über registrierte "poetologische Blitze" Celans.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 30.10.2009
Dass es auf Paul Celan noch interessante Seitenblicke gibt, weiß die Rezensentin spätestens nach dieser Lektüre. Bereits 1996 als Schlussband eines Prosa-Opus' im französischen Original erschienen, bietet Jean Daives lyrische Prosa mit ihren biografischen Details zu Celan laut Helmut Böttiger Aufschluss über Celans letzte Jahre in Paris. Äußerungen des Dichters zu seinem Besuch bei Heidegger, zu ästhetischen Debatten oder zu seinen "Ost-Bindungen" entdeckt Böttiger als Bestandteile einer "angespannten Sprachreflexion" in Gedankensplittern, Skizzen und poetisch überhöhten Dialogen. In Daives das Metaphysische umkreisender Bildwelt sieht er Überschneidungen mit dem Vokabular Celans. Gestört haben diese Spurensuche "ärgerliche Druckfehler" und eine insgesamt "etwas ungelenke" Übersetzung.