Die TourneeRomanfragment
Alexander Verlag, Berlin
2007
ISBN
9783895811210, Gebunden, 240Seiten, 19,90
EUR
Klappentext
Aus dem Nachlass herausgegeben von Jan Bürger und Rainer Weiss. Die Story: Drei Personen auf dem absteigenden Ast: Harry Lipschitz, Mitglied der Schöneberger SPD und ehemaliger Mitarbeiter des Ostbüros, dem nicht nur das Herz zu schaffen macht, der Münchner Galerist und gescheiterte Lebenskünstler Guido Franck und die alternde Schauspielerin Natascha Liebling "mit dem Lächeln für alle Fälle", die als gescheiterter Filmstar mit einem Boulevardstück durch die deutschen Lande zieht. Verknüpft werden die Geschichten durch die ebenso planvollen wie rätselhaften Aktivitäten eines Mannes, "der sich Charles Kuhn nannte, aussah wie ein Filmstar, sich benahm wie ein Ganove und sich ausdrückte wie ein Philosoph", und der ehrgeizigen Journalistin Vicky Borchers-Bohne, die die Tournee begleitet. Ende 1986 beginnt Jörg Fauser mit der Arbeit an einem neuen Roman. Als er neun Monate später bei einem Unfall ums Leben kommt, ist das Buch noch unvollendet. Nach zwanzig Jahren erscheint das Romanfragment "Die Tournee" nun erstmals als letzter Band der Jörg-Fauser-Edition.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 29.04.2008
Am Romanfragment des relativ früh verstorbenen Autors fällt Christoph Bartmann nicht nur die naturgemäß nicht durchgängige Handlung auf, sondern unabhängig davon auch eine gewisse Ungeschlossenheit der Episoden und Figuren. Erklärt wird dies vom Rezensenten mit dem fehlenden "erzählerischen Atem", den der mittlerweile durch prominente Befürworter geadelte Jörg Fauser in "Die Tournee" nicht entwickelt hat. Auch wenn Bartmann die Sprachgewalt des Autors vor allem in dessen Dialogen schätzt, bemängelt er doch eine gewisse Beschreibungs- und Detailfülle in manchen Passagen. Hier hätte sich der Rezensent "mehr Mut zur Schönheit und zugleich Freiheit vom Satirezwang" gewünscht.
Rezensionsnotiz zu
Die Zeit, 19.07.2007
Freudig bis melancholisch begrüßt Rezensent Georg Diez das Erscheinen dieses Fragment gebliebenen, letzten Romans von Jörg Fauser, der vor zwanzig Jahren unter mysteriösen Umständen tödlich verunglückt ist. Es sei ein schönes und trauriges Buch, schreibt Diez, der noch einmal mit gewisser Nostalgie in die Achtziger Jahre eintaucht, die im Roman in wundersamer Verschmelzung von Fiktion und Wirklichkeit, Leben und darüber Schreiben noch mal aufscheinen: die Münchner Bar "Schumann's", die im Roman Diez zufolge "Ludwig's" heißt; oder wie sich damals eine Nacht in Berlin angefühlt hat, Milieus und "scharf gezeichnete Figuren" darin. Hier schrieb einer wie Raymond Chandler, seufzt Diez mit sichtlich angehaltenem Schmerz über Fausers Verlust. Aber er schreibt auch, dass "Die Tournee" ein "bemühtes Buch" sei, das zeige, wie sehr Fauser ein großer Schriftsteller habe sein wollen. Einer, wie der von ihm bewunderte Hans Fallada zum Beispiel.