Vor dem VerdurstenLitradukt Literatureditionen, Trier
2013
ISBN
9783940435132, Broschiert, 128Seiten, 12,90
EUR
Klappentext
Aus dem Französischen von Ingeborg Schmutte. Haiti, Anfang 2011. Fito Belmar könnte als Erfolgsautor und Architekt ein ruhiges Leben zwischen seinen Freunden und seiner Geliebten führen, wäre da nicht eine dunkle Seite seiner Persönlichkeit, die er in Canaan, einem Lager für Erdbebenopfer, auslebt. In dem "gelobten Land" in der Nähe der Hauptstadt leben in Notunterkünften aus Plastikplanen über 80 000 Menschen; Gewalt, Bandenkriminalität, Drogenhandel und Prostitution sind allgegenwärtig. Fito, der ursprünglich im Rahmen eines Projekts zur Verbesserung der Lebensbedingungen in das Lager gekommen ist, kämpft vergeblich gegen seine Neigung zu den blutjungen Mädchen an, die sich dort aus Not dem Meistbietenden hingeben. Der Besuch von Tatsumi, einer japanischen Journalistin, die eine Reportage über Haiti verfassen soll, bringt ihn zusätzlich in Bedrängnis.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 08.11.2013
Die Haitianerin Kettly Mars ist eine der wenigen Schriftstellerinnen, die auf der Insel geblieben sind, um zu schreiben, weiß Cornelius Wüllenkemper, die meisten gehen und blicken nur zurück. In ihrem neuen Roman "Vor dem Verdursten" beschreibt die Autorin das Nachspiel des Erdbebens von 2010, berichtet der Rezensent. In dem provisorischen Notlager Canaan herrscht Kriminalität, der Wiederaufbau, der von internationalen Geldern finanziert werden sollte, stockt, das Geld wurde nie ausgezahlt oder verlor sich in der korrupten Bürokratie, Eltern verkaufen ihre Töchter aus Not in die Prostitution, Posten werden verschachert, naive Hollywoodstars werden ausgenommen, fasst der Rezensent zusammen, mitten drin bewegt sich der Protagonist Fito Belmar, ein Schriftsteller mit Schreibblockade und erschreckender Opportunist. Die große Stärke von Mars' Buch ist es aber, dass die Autorin ihre Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt und sich jeder Wertung enthält, findet Wüllenkemper.