Kurt Landauer - Der Präsident des FC BayernLebensbericht und Briefwechsel mit Maria Baumann
Insel Verlag, Berlin
2021
ISBN
9783458178897, Gebunden, 379Seiten, 28,00
EUR
KlappentextHerausgegeben von Jutta Fleckenstein und Rachel Salamander. Unter seiner Präsidentschaft gewann der FC Bayern 1932 seine erste Deutsche Meisterschaft. 1933 wird er als Jude gezwungen zurückzutreten, 1938 nach Dachau deportiert; später kann er in die Schweiz fliehen. Viele seiner Geschwister kommen im Holocaust um. Doch nach dem Krieg kehrt er nach München zurück, auch zum Verein - denn Fußball ist sein Leben. Von Kurt Landauers Privatleben war bislang nur wenig bekannt. Er war seit 1927 mit Maria Baumann, der Haushälterin seiner Familie, liiert. Ein Verhältnis, das lange geheim blieb. Trotz der drohenden Denunziation nach den sogenannten Nürnberger Rassegesetzen hielt sie als Nicht-Jüdin an der Liebesbeziehung fest, auch während Landauers Emigration riss der Kontakt nie ab. Aus der Schweiz schrieb er der Geliebten einen langen Brief, seinen "Lebensbericht", in dem er ihr Rechenschaft gibt über ihre Beziehung und sie bittet, ihn zu heiraten. Dieser "Lebensbericht" und andere Briefe des Paars bis 1948, als sie wieder zusammen in München leben, zusammen mit den aufschlussreichen Kommentaren der Herausgeberinnen sowie vielen privaten Fotos und Dokumenten, zeichnen das eindrückliche Bild einer deutsch-jüdischen Beziehung bis in die Nachkriegszeit.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.09.2021
Rezensent David Lindenfeld freut sich über den von J. Fleckenstein und R. Salamander herausgegebenen Band mit dem "Lebensbericht" Kurt Landauers und seiner Korrespondenz mit seiner Geliebten Maria Baumann. Dass der Jude Landauer, der 1933 ins Exil gehen musste, eine der wichtigsten Figuren für den FC Bayern war, erfährt Lindenfeld hier allerdings nur am Rand. Im Vordergrund steht im Band sein Privatleben, die Flucht und damit laut Lindenfeld ein "wichtiges" Stück Zeitgeschichte.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 03.05.2021
Rezensent Holger Gertz liest die kommentierten Lebenserinnerungen und Briefe von Kurt Landauer in dem von Jutta Fleckenstein und Rachel Salamander herausgegebenen Band mit Spannung. Für ihn legen die Herausgeberinnen nicht nur Fußballgeschichte vor, sondern auch Zeitgeschichte, weil sie die Liebe des Juden Landauers zur Protestantin Maria Baumann dokumentieren und Landauers Qualen im Exil. Die "brillante" Edition mit ihren Kontextualisierungen von Personen und Zeitumständen ist für ihn ein Schatz. Sie macht für ihn nicht zuletzt die Widersprüche des FC Bayern deutlich, der seinen ehemaligen Präsidenten pflegt, zugleich aber mit dem israelfeindlichen Katar Geschäfte macht.
Rezensionsnotiz zu
Die Welt, 24.04.2021
Rezensent Marc Reichwein erfährt mit dem von Jutta Fleckenstein und Rachel Salamander herausgegebenen und kommentierten Band mit Zeugnissen aus dem Leben des jüdischen Fußballfunktionärs Kurt Landauer, was es bedeutet, ins Exil gedrängt zu werden. Verunsicherung und Erschöpfung prägen laut Reichwein den Lebensbericht und die Briefe Landauers an seine Geliebte. Für Reichwein überraschend bei einem Macher wie Landauer. Berührend wie instruktiv findet er die Edition, da sie dem bekannten Bild Landauers eine neue "fast verzagte" Nuance hinzufügt.