Beschädigte SchönheitEine Ästhetik des Handicaps
zu Klampen Verlag, Springe
2014
ISBN
9783866742321, Gebunden, 120Seiten, 16
EUR
Klappentext
Vulkan, hinkender Gott der Schmiedekunst, war der Mann von Venus, der Schönsten. Während die griechische Antike Behinderungen der Hässlichkeit zurechnete und oft als Zeichen moralischer Fragwürdigkeit deutete, die römische Dichtung sie vornehmlich als Gegenstand der Satire sah, setzt in der frühbarocken Lyrik ein paradoxes Vergnügen am behinderten Körper ein: Vulkan und Venus traten in ein neues Verhältnis. Im 19. Jahrhundert, bei Zola, Anthony Trollope und Benito Pérez Galdós, treten behinderte Protagonistinnen als Attraktionsfiguren ins Zentrum der Romane. Im 20. Jahrhundert findet dieses Interesse die Aufmerksamkeit der Psychoanalyse und wird als "Fetischismus" gedeutet. Über Heimito von Doderer, James Joyce und Arno Schmidt weist Lorenz Jäger auch in die Kunst- und Filmgeschichte, zu Christian Ludwig Attersees "Prothesen-Alphabet" und Luis Buñuels "Tristana". Schlusspunkt seiner Überlegungen bilden die Londoner Paralympics des Jahres 2012.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 03.02.2015
Lorenz Jäger hat eine schöne "Motivgeschichte des schönen Hinkens" geschrieben, berichtet Oliver Pfohlmann, ein Buch über die künstlerische Besinnung auf die sexuelle Anziehung, die von körperlichen Defekten ausgehen kann. Das ganze wird von Jäger etwas zu zitierfreudig, dafür aber durchaus unterhaltsam aufbereitet, meint der Rezensent. "Ein leichter Silberblick, und voilà, ich bin betört", zitiere Jäger etwa ein Wort Durs Grünbeins, das dieser Descartes in den Mund legte, wie der Rezensent erfährt.