Scham, Schuld, VerantwortungÜber die kulturellen Grundlagen der Moral
Suhrkamp Verlag, Berlin
2012
ISBN
9783518296165, Taschenbuch, 344Seiten, 15,00
EUR
Klappentext
Was macht aus Menschen moralische Personen? Wie entstehen die spezifischen Verhältnisse, in denen Phänomene wie Schuld, Scham, Verantwortung und Respekt auftreten? Und warum fühlen wir uns oft so fremd in unserem Selbstverständnis - warum ist es so schwierig, unsere eigenen Verhältnisse mit unseren moralischen Begriffen und philosophischen Theorien zu verstehen? Auf den ersten Blick sind das aussichtslose Fragen, denn das moralische Leben gründet nicht auf moralphilosophischen Argumenten. Es entwickelt sich vielmehr in sozialen Praktiken und kulturellen Lebensformen, die nicht auf Theorien reduziert werden können. Maria-Sibylla Lotter greift auf einschlägige ethnologische Forschungen unterschiedlicher Lebensformen zurück und bringt sie mit dem moralphilosophischen Diskurs ins Gespräch. So eröffnet sich ein innovativer Zugang zu ethischen Fragen.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 16.01.2013
Geschickt, wie die Autorin das macht, findet Andreas Cremonini, der sich beim Lesen des Buches unversehens von Maria-Sibylla Lotters synkretistischer Methodik mit fremder Moral konfrontiert sieht und daraufhin seine eigenen, möglicherweise utilitaristisch bzw. Kantisch geprägten Moralvorstellungen überprüfen muss. Das gefällt dem Rezensenten, zumal Lotter nicht nur auf die Verzerrung der Wahrnehmung fremder moralischer Begriffe und Praktiken hinweist, sondern auch unsere eigenen Moralkonzepte als oft bloß gedachte überführt, die sich praktisch schlecht umsetzen lassen. Die konkreten Fallbeispiele fremder Moral, anhand derer Lotter den Rezensenten durch die Themenkomplexe Scham, Schuld, Verantwortung führt, eröffnen Cremonini hingegen eine irritierende Vielfalt moralischer Praxis.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.01.2013
Klaus Günther enthält sich jedes wertenden Urteils über Maria-Sybilla Lotters Studie über "Scham, Schuld, Verantwortung", aber der angeregte Ton, in dem er ihre Thesen referiert, verrät, dass es eine lohnende Lektüre gewesen sein muss. Schon allein weil die Autorin nicht den Fehler macht, ihre Untersuchung über die Bedingungen für Verantwortlichkeit in verschiedenen Zeiten und Kulturen entweder einen Relativismus münden zu lassen, nach dem jede Kultur und jede Epoche ihre eigenen Konzepte von Verantwortlichkeit hervorbringt, noch einen universalistischen Konsens zu konstruieren, so der Rezensent. Stattdessen untersuche Lotter differenziert Einzelfälle, schildere Beispiele und stelle Gemeinsamkeiten fest, ohne die Differenzen zu verleugnen.