Was man sätRoman
Suhrkamp Verlag, Berlin
2019
ISBN
9783518428979, Gebunden, 317Seiten, 22,00
EUR
KlappentextAus dem Niederländischen von Helga van Breuningen. Kurz vor Weihnachten bemerkt die zwölfjährige Jas, dass der Vater ihr Kaninchen mästet. Sie ist sich sicher, dass es dem Weihnachtsessen zum Opfer fallen wird. Das darf nicht passieren. Also betet Jas zu Gott, dieser möge ihren älteren Bruder anstelle des Kaninchens nehmen. Am selben Tag bricht ihr Bruder beim Schlittschuhlaufen ins Eis ein und ertrinkt. Die Familie weiß: Das war eine Strafe Gottes, und alle Familienmitglieder glauben, selbst schuld an der Tragödie zu sein. Jas flieht mit ihrem jüngeren Bruder Obbe und ihrer Schwester Hanna in das Niemandsland zwischen Kindheit und Erwachsensein, in eine Welt voll okkulter Spiele und eigener Gesetze, in der die Geschwister immer mehr den eigenen Sehnsüchten und Vorstellungswelten auf die Spur kommen.
Rezensionsnotiz zu
Deutschlandfunk Kultur, 28.11.2019
Rezensent Peter Urban-Halle schwärmt in den höchsten Tönen von diesem Debütroman der niederländischen Autorin Marieke Lucas Rijneveld. Besinnlich geht es zwar nicht gerade zu in der Geschichte um die kleine Jas, die in einer orthodox-calvinistischen Familie aufwachsend, dafür betet, dass Gott ihr Lieblingskaninchen vor dem Schicksal als Weihnachtsbraten schützt und ihm dafür ihren älteren Bruder anbietet. Als dieser tatsächlich zwei Tage vor Weihnachten ertrinkt, wird das kleine Mädchen von Schuldgefühlen geplagt. Wie die Autorin, die selbst in einem streng reformierten Heim auffwuchs, die Konflikte, die "unterschwellige", auch "offene Gewalt" in der Familie beschreibt, findet der Kritiker beeindruckend. Vor allem aber lobt er Rijnevelds Stil: "Überbordernd wie Brueghel seine Winterbilder gemalt hat", meint er.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.10.2019
Rezensentin Anna Vollmer gibt zu bedenken, dass Marieke Lucas Rijnevelds Roman kein aufbauendes Buch ist. Lohnend findet sie es aber schon, denn der Autorin gelingt es laut Vollmer nicht nur, die düstere, von Ängsten und aufkeimender Sexualität geprägte Vorstellungswelt eines Teenagers glaubhaft zu entwerfen, sie zieht die Leserin auch hinein. Für Vollmer eine verstörende Erfahrung, die die drastische Sprache und die poetischen Bilder noch steigern. Der Hintergrund dieser Ebene, der Tod eines Kindes und die Trauer der strenggläubigen Familie, wirkt auf Vollmer nicht weniger apokalyptisch.