Der 'Betze' unterm HakenkreuzDer 1. FC Kaiserslautern in der Zeit des Nationalsozialismus
Die Werkstatt Verlag, Göttingen
2006
ISBN
9783895335419, Gebunden, 352Seiten, 24,90
EUR
Klappentext
Mit diesem Buch wird eine Untersuchung über die Geschichte eines deutschen Fußballvereins in der NS-Zeit vorgelegt. Sie ist schon deshalb von großem Interesse, weil Kaiserslautern und sein "Betzenberg-Stadion" die Heimat einiger der berühmten "Helden von Bern" waren. Ausführlich wird geprüft, inwieweit der pfälzische Traditionsverein mit den nationalsozialistischen Institutionen kooperiert oder aber ihnen Widerstand entgegengesetzt hat. Die legendäre "Walter-Elf" hat bereits in den Kriegsjahren ihre ersten Titel gewonnen und wurde deshalb von der NS-Propaganda vereinnahmt. Ebenso wird die Familie des späteren Weltmeisters Werner Liebrich porträtiert, dessen Vater als Kommunist ins Gefängnis musste. Auch an prominente jüdische Mitglieder in den Reihen des 1. FC Kaiserslautern wird erinnert.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 20.11.2006
Ein "packendes Stück Zeitgeschichte" erblickt Rezensent Alexander Kissler in Markwart Herzogs Studie über den 1. FC Kaiserslautern in der Zeit des Nationalsozialismus. Die Untersuchung vermittelt für ihn einen genauen Einblick in ein weitgehend unbekanntes Kapitel der Kulturgeschichte des Dritten Reichs. Er lobt den Autor für seine minuziösen Recherchen und die gelungene Rekonstruktion der Vergangenheit. Entstanden ist nach Kisslers Ansicht ein komplexes, von Widersprüchen gekennzeichnetes Bild der Vereinsgeschichte. So sieht er die Geschichte des 1. FCK zwischen 1933 und 1945 von Nazis und Pazifisten, Judenhassern und Philosemiten geprägt. Er unterstreicht sowohl den Widerstand einiger Akteure gegen den Antisemitismus im Sport als auch die Instrumentalisierung des Vereins durch den Nationalsozialismus, der den Sport propagandistisch ausnützte. Und mit Erleichterung nimmt er zur Kenntnis, dass sich Fritz Walter "untadelig" verhalten hat: "Fritz Walter hat den 'Deutschen Gruß' abgelehnt, Briefe nicht mit 'Heil Hitler' unterzeichnet, im Vereinslokal der TSG Diedenhofen soll er gar 'Heil Moskau' gerufen haben."