KinderlandReprodukt Verlag, Berlin
2014
ISBN
9783943143904, Broschiert, 280Seiten, 29,00
EUR
Klappentext
Ostberlin im Sommer 1989: Mirco Watzke steckt in der Klemme. Der sonst so vorbildliche Schüler der Klasse 5a hat Ärger mit den blöden FDJlern, und der Einzige, der ihm dabei helfen kann, ist ausgerechnet dieser unheimliche Neue aus der Parallelklasse… In gewohnt charmanter, witziger und ungekünstelter Manier erzählt Mawil in "Kinderland" von Freundschaft, Mut und Vertrauen, einer Kindheit zwischen Jungen Pionieren und Kirche, von "verschwundenen" Vätern und heimlich belauschtem Getuschel übers "Rübermachen", von der "Angabe des Todes" und einem Tischtennisturnier am Vorabend der Wende. Pünktlich zum 25. Jahrestag des Mauerfalls legt Mawil mit "Kinderland" ein ebenso tiefgründiges wie rasant-unterhaltsames Buch vor, das aufgrund persönlicher Erinnerungen und sorgfältiger Recherche ein lebhaftes Bild der letzten Tage der DDR zeichnet.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 29.08.2014
Die meisten DDR-Comics sind belehrend, bemüht aufklärerisch, anklagend, findet Christian Gasser, nicht so aber Mawils "Kinderland", freut sich der Rezensent, denn die Geschichte um den kleinen, bebrillten Streber Mirco Watzke ist eine großartige Coming-of-Age Geschichte, die beinahe zeitlos wäre, gäbe es nicht allerorten Hinweise auf das nahende Ende der DDR. Die fallen Mirco und seinen Freunden aber kaum auf, zu sehr sind sie mit Tischtennis und Jugendsorgen beschäftigt, verrät der Rezensent. Ganz beiläufig entwirft Mawil den charakteristischen Hintergrund der DDR in Klassenzimmer, Kirche und FDJ, und verknüpft subtil die kleinen Umbrüche in Mircos Leben mit den großen in der Gesellschaft, lobt Gasser, der sich nicht zuletzt an der "bonbonbunten Überschwänglichkeit" dieses Comics berauscht.
Rezensionsnotiz zu
Die Welt, 21.06.2014
Von wegen Ostalgie. Michael Pilz spürt nichts als Nostalgie in diesem witzigen Wende-Comic von Markus Witzel alias Mawil. Darüber hinaus bietet ihm der gezeichnete Bildungsroman um den Siebtklässler Mirco Watzke Sensationelles. Weil er nämlich DDR-Allltag abbildet, und das besser als jedes Museum, wie Pilz versichert. Pittiplatsch, Kassenbrille, Vokuhuila und durchaus auch Folklore begegnet Pilz hier. Vor allem aber ein Personal, dass der Gleichschaltungsthese widerspricht, wie Pilz versichert. Vom Autor wünscht er sich eine Fortsetzung, vor allem über die Systemverweigerer, denn was aus den Angepassten wurde, weiß er ja. Die wurden TV-Moderatoren oder Bundeskanzler.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.06.2014
Der Comiczeichner Mawil hatte nach dem überraschenden Erfolg seines Debüts "Wir können ja Freunde bleiben" erst mal einen Comic nach dem anderen nachgelegt, die aber allesamt nicht an den ersten heranreichten, berichtet Andreas Platthaus. Dann folgte sieben Jahre nichts - und jetzt: "Kinderland", ein dreihundert Seiten starker Comicroman über eine Ost-Berliner Jugend kurz vor dem Mauerfall, den man sich nicht großartiger hätte wünschen können, freut sich der Rezensent. Da hat einer wieder Selbstvertrauen gefasst, analysiert Platthaus: auf visueller Ebene finde Mawil "zwingende Lösungen für inhaltliche Fragen", die nicht Schmuckwerk sind, sondern die Geschichte authentisch umsetzen. Noch dazu gelingt es Mawil auf der inhaltlichen Ebene, das "Lebensgefühl einer DDR-Kindheit jenseits von plakativer Dissidenz oder Willfährigkeit" einzufangen, lobt der Rezensent begeistert.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Rundschau, 27.05.2014
Schön nonchalant erzählt der Comicautor Mawil laut Christian Schlüter von der Wendezeit in der DDR aus der Sicht eines Kindes. Lesenswert findet der Rezensent das Buch wegen seiner autobiografisch geprägten, lebensnahen Darstellung des DDR-Alltags zwischen FDJ, SED und Tischtennis. Lebendig ist die Geschichte für Schlüter nicht zuletzt aufgrund des flüchtigen, quirligen Strichs des Autors und der expressiven Körperlichkeit der Figuren, die sich aus einer sehr dynamischen Seiten- und Farbgestaltung ergibt, wie Schlüter erläutert. Die DDR in dieser Perspektive ist für Schlüter kein Ort des Verweilens oder der schönen Mnemosyne, sondern ein Land im Umbruch.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 21.05.2014
In der Besprechung durch Thomas von Steinaecker wird der Berliner Comiczeichner Mawil vom Fluch der hohen Erwartungen heimgesucht: die siebenjährige Pause bis zu seinem neuen Band "Kinderland", dessen schierer Umfang und die thematische Ausrichtung auf das Ende der DDR aus Kinderperspektive lassen den Rezensenten, wie er bekennt, ein "Opus Magnum" erwarten. Das, bedauert von Steinaecker, kann Mawil leider nicht einlösen, dafür ist ihm die geschilderte DDR zu klischeehaft geraten. Aber wenn plötzlich die Mauer fällt und die Handlung vom Strom des Zeitgeschehens weggerissen wird, dann ist das "von großer Dynamik und schlicht wunderbar gelungen", stellt der Rezensent erfreut fest.