Die AbgehobenenWie die Eliten die Demokratie gefährden
Campus Verlag, Frankfurt am Main
2018
ISBN
9783593509280, Gebunden, 276Seiten, 19,95
EUR
Klappentext
Die Eliten werden immer mehr zur geschlossenen Gesellschaft. Das gilt nicht nur für die Wirtschafts-, sondern zunehmend auch für die politische Elite. Ihre Lebenswelten und die der Bevölkerung driften seit Jahrzehnten auseinander. Sie glauben, dass für sie eigene Regeln gelten und produzieren einen Steuer- und Finanzskandal nach dem anderen. Der renommierte Elitenforscher Michael Hartmann benennt die Folgen: Politikverdrossenheit und Rechtspopulismus.
Die einen schimpfen auf "die da oben", andere auf das Elitenbashing. Dabei lohnt es sich, genau hinzusehen:
- Wer sind die Eliten?
- Wie erneuern sie sich?
- Wie hängen ihre Haltungen und ihre Herkunft zusammen?
Hartmanns Befund: Die Eliten sind ein abgehobener Selbstrekrutierungsbetrieb, der die Demokratie aushöhlt. Nur durch eine durchgreifende soziale Öffnung der politischen Elite ist eine Wende möglich.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 08.08.2019
Rezensent Eckhard Jessen findet die Kritik des Darmstädter Soziologen Michael Hartmann an den Eliten (er benutzt, zu Recht, wie der Kritiker meint, den Plural) manchmal etwas überzogen. Vor allem wenn Hartmann dem Neoliberalismus und den Eliten am Rechtspopulismus die Schuld gibt: Wenn das so wäre, müssten eigentlich Linkspopulisten die Profiteure dieses gesellschaftlichen Aufstands gegen die Eliten sein. Und auch die Undurchlässigkeit der Eliten, in deren Kreise man laut Hartmann kaum aufsteigen kann, findet Jessen zu überbetont. Schließlich sei Beispiel Altbundeskanzler Gerhard Schröder ein Gegenbeispiel. Dennoch scheint Jesse das Buch lesenswert zu finden. Stoff für Diskussionen scheint es allemal zu bieten.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 12.11.2018
Tanjev Schultz hört den Appell des Soziologen Michael Hartmann zu einem Politikwechsel. Reißerisch kann er Hartmanns vehementes Eintreten für soziale Gerechtigkeit aber nicht finden. Weitgehend differenziert erscheint ihm, wie der Autor über soziale Selektivität und den Habitus hiesieger Eliten schreibt. Nur wenn Hartmann die globale neoliberale Politik ins Visier nimmt, wird es für Schultz allzu holzschnittartig und vage. Am besten gefällt ihm das Buch, sobald der Autor konkret wird und etwa Funktion und Wirkung der Erbschaftssteuer aufzeigt.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Rundschau, 18.08.2018
Arno Widman lässt sich vom Soziologen Michael Hartmann das Wirken der Eliten erklären. Dass es nicht der Islam ist, der unsere Demokratie gefährdet, sondern Wirtschaftsführer und Großbürgerkinder, kann ihm der Autor anhand jahrelanger Recherchen und internationaler Vergleiche nachweisen. Hartmanns empirische Soziologie unter Vermeidung voreiliger Schlüsse stimmt Widmann alles andere als optimistisch. Dass Marie Antoinette den Hungernden von Paris dereinst Croissants empfohlen haben soll, hält der Rezensent nach der Lektüre durchaus für möglich.