Vom Frieden zwischen den Religionen / De pace fideiLateinisch und deutsch
Insel Verlag, Frankfurt am Main
2002
ISBN
9783458171379, Gebunden, 151Seiten, 19,90
EUR
Klappentext
Herausgegeben und übertragen von Klaus Berger und Christiane Nord. Anlass des Jerusalemer Dialogs "Vom Frieden zwischen den Religionen" war ein Ereignis, das die Alte Welt in ihren Grundfesten erschüttert hatte: die Eroberung Konstantinopels am 29. Mai 1453 durch die Türken. Dabei war es auf beiden Seiten zu unvorstellbaren Grausamkeiten gekommen. Gegen den religiösen Fanatismus und die Inhumanität des Krieges setzte Kues seine Idee der Ökumene, der einen Religion, die sich in regionaler Mannigfaltigkeit ausdrücken kann und soll, seine Idee der Toleranz, der Verständigung: ein sensationeller Text des 15. Jahrhunderts, von überraschender Aktualität. Zwei Dinge sind an dieser Schrift besonders erstaunlich: erstens, dass sie geschrieben wurde, und noch dazu von einem Kardinal der katholischen Kirche, und zweitens, dass sie von dieser Kirche nie verboten wurde.
Rezensionsnotiz zu
Die Zeit, 24.12.2002
Acht Jahre liegen zwischen beiden Büchern "Vom Frieden zwischen den Religionen" und den "Philosophisch-theologischen Werken", berichtet Otto Kallscheuer, acht Jahre, die Cusanus' Sichtweise auf Rom, Byzanz und den drohenden "Türkenkreuzzug" verändert hätten. Nikolaus von Kues' Lesart des Korans sei in den späteren Schriften weniger freundlich ausgefallen, meint Kallscheuer. Der Rezensent stellt Nikolaus von Kues alias Nikolaus Cusanus, wie er in Italien hieß, als politischen Intellektuellen und Reformer des 15. Jahrhunderts vor, ein Humanist und undogmatischer Denker, der, wie Kallscheuer schreibt, Mathematik und Philosophie, Theologie und Welterforschung "noch in einer negativen Dialektik" zusammenbringen konnte; so ungewöhnliche Wege sein Denken auch beschreiten mochte, so handelte er doch "durch und durch katholisch", fasst Kallscheuer zusammen. Nur eine Reform der kirchlichen Institutionen bei gleichzeitiger Ausweitung des Kirchenstaates Richtung Osten sei für den Realpolitiker denkbar gewesen. "Vom Frieden zwischen den Religionen" stellt für Kallscheuer eher einen Abgesang auf eine misslungene "Osterweiterung" dar, ein sokratischer Dialog mit einem sehr platonischen Christus, bemerkt der Rezensent, der Kraft des Wortes zu überzeugen habe. Ein Religionsgespräch, ein Dialog im heutigen Sinne könne man dies wohl kaum nennen. Sehr lesenswert, lobt der Rezensent und bekrittelt die Übertragung in ein "vielleicht allzu aktuelles Deutsch".