Wettbewerb und Wettbewerbsbeschränkung im vormodernen Deutschland 1000-1800Mohr Siebeck Verlag, Tübingen
2002
ISBN
9783161476907, Gebunden, 269Seiten, 69,00
EUR
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.01.2003
Die zentrale Frage, die der Wirtschafthistoriker Oliver Volckart in beiden Bänden stellt, ist die nach den Gründen für die Entstehung einer wettbewerbsorientierten Marktwirtschaft. Eine der allgemein verbreiteten Thesen dazu lautet: die politische Zersplitterung Europas, insbesondere des Heiligen Römischen Reichs war eine mehr oder weniger hinreichende Voraussetzung. Bei seiner Überprüfung unterscheidet Volckart erst einmal drei Wettbewerbsformen: Wettbewerb auf Produkt- und Faktormärkten, politischen und institutionellen Wettbewerb. Zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert, zeigt Volckart, war eine klare Unterscheidung zwischen politischem und Produkt- und Faktor-Wettbewerb nicht möglich - es herrschte jedoch "Vertragsfreiheit hinsichtlich des Angebots von Schutz". Mangels verbindlicher Instanzen dominierten bilaterale Verträge - es kam zu einer Frühform von Marktwirtschaft, die nach 1400 durch die Bildung von weit ausgreifenden Organisationen (etwa: Zünfte) wieder abgewürgt wurde. Eine entschiedene Weiterentwicklung und, darin stimmt der Rezensent Norbert Tofall der "eindrucksvollen Analyse" Volckarts zu, notwendige Voraussetzung wirklicher Marktwirtschaft war die Trennung von Staat und Gesellschaft um 1800.