Die Violinen von Saint-Jacques
Roman
Dörlemann Verlag, Zürich 2004
ISBN 9783908777083,
Gebunden, 200Seiten, 16,80 EUR
Aus dem Französischen von Manfred Allie. Auf einer Ägäis-Insel lernt ein junger Engländer eine rätselhafte ältere Französin kennen. Nach und nach erzählt sie ihm die Geschichte ihres Lebens: Berthe kommt als junges Mädchen auf die Karibikinsel Saint-Jacques. Ihr Cousin, der Graf de Serindan de la Charce-Fontenay und uneingeschränkter Herrscher der Insel, hat die mittellose Waise als Gouvernante für seine Kinder zu sich geholt. Auf Saint-Jacques scheint die Zeit stillzustehen, das Leben ein immerwährendes fröhliches, rauschendes Fest und noch ahnt niemand die Bedrohung, die über der Insel schwebt, als die letzten Vorbereitungen für den Höhepunkt des Jahres, den Karnevalsball, in vollem Schwange sind. Nur der Vulkan, der über der Insel thront, stößt hin und wieder eine bedrohliche Rauchwolke aus, zum Zeichen dafür, daß auch das schönste Leben vergänglich ist.
Der Rezensent Michael Schmitt scheint verzückt von den Klängen der "Violinen von Saint-Jacques". Auch wenn es zeitlich- das Buch ist 1953 erstmals erschienen- "unendlich entrückt" wirke, so muss Schmitt doch für heute zugeben: "Der Zauber wirkt weiter". In dem "kurzen Roman" lässt der "legendäre britische Reiseschriftsteller" den Karneval und die letzen Tage der wortwörtlich untergehenden Antilleninsel Saint-Jaques um 1900 durch einen Vulkanausbruch von der einzig Überlebenden Berthe erzählen. Der "Sehnsuchtsort mit brüchigem Boden" und das Leben der Insel werden in ein intensives, etwas unwirkliches Licht gesetzt. Die Geschichte, so glaubt der Rezensent, erinnere "ein wenig" an James Camerons "Titanic", doch sei Fermor "mehr als ein rührseliger Chronist", denn seine Figuren reisen "in das Reich ihrer Phantasien, wo die erinnerte Fülle alles in den Schatten stellt, was eine rundum vollständig kartographierte Erde noch zu bieten vermag".