Die Nacht von MadridErzählungen
Piper Verlag, München
2013
ISBN
9783492056175, Gebunden, 176Seiten, 17,99
EUR
Klappentext
Eine Frau geht mit einem Messer auf ihren ehemaligen Liebhaber los. Ein vermeintlich seriöser Bauunternehmer wird zum Opfer einer stümperhaften Entführung. Und ein Mann lässt sich für seine Frau beide Knie zertrümmern. Das Verbrechen ist so abgründig wie allgegenwärtig in der "Nacht von Madrid". Selten sieht man es kommen, und immer sind es scheinbare Kleinigkeiten, harmlose Missverständnisse, die zum Schlimmsten führen und tiefe Spuren im Leben aller hinterlassen.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 20.02.2014
Man sollte den Klappentext von Paul Ingendaays Erzählband "Die Nacht von Madrid" nicht allzu ernst nehmen, in den Geschichten lauert keineswegs überall das Verbrechen, verrät Kristina Maidt-Zinke, und noch dort, wo es vorkommt, ist es eher Nebensache. Vielmehr geht es um Menschen, deren Fehler und Vorzüge von allerlei Krisen ans Licht gebracht werden, berichtet die Rezensentin: um eine alte Dame zum Beispiel, die im Telefonat mit einer Callcenter-Angestellten unerwartet Zuwendung erfährt; oder um einen Mann, der seiner Sitznachbarin im Flugzeug ihre Flugangst ausredet, bei der Landung aber an einem Herzinfarkt stirbt. Es geht um solche zufälligen Begegnungen, deren unvorhersehbare, unbeabsichtigte Folgen dann ein ganzes Leben umkrempeln, fasst Maidt-Zinke zusammen.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.12.2013
Dass der Autor hin und wieder die coole Trockenheit und Lakonie der Schilderung zugunsten "Gesten kommunikativer Gemütlichkeit" aufgibt, um zu trösten, zu erklären und atmosphärisch zu verdichten, kann Martin Halter schon verkraften, auch wenn die Tiefenschärfe dabei leidet. Insgesamt schätzt er Paul Ingendaay allerdings vor allem für seinen genauen Blick auf die Grauzonen des Daseins, auf Eifersuchtsdramen, Gewalt, Einsamkeit und das Leben in schwierigen Milieus. In den hier versammelten zehn Erzählungen erkennt Halter auch den Interesseschwerpunkt des Autors an diesen Biotopen. Laut Rezensent geht es Ingendaay vor allem um die Momente, in denen das Schicksal seine Figuren positiv verwandelt, etwas in ihren Herzen anstößt und sie zu Mut, Güte oder Erkenntnis führt. Dass dies oft nicht das Ende der Geschichte ist, sondern Ingendaay den Leser immer wieder zu überraschen in der Lage ist, gehört für Halter zu den Besonderheiten dieses Autors.