Die Stimmen vom NilEine Archäologie der ägyptischen Revolution
Carl Hanser Verlag, München
2020
ISBN
9783446265790, Gebunden, 544Seiten, 26,00
EUR
Klappentext
Aus dem Amerikanischen von Thomas Pfeiffer und Andreas Thomsen. Noch immer blickt die Welt auf den Nahen Osten, um die Folgen des Arabischen Frühlings zu verstehen. Doch aus der Distanz bleibt vieles verborgen. Peter Hessler erzählt die ägyptische Revolution aus dem Alltag der Menschen heraus. Ein Abfallsammler, der aus Kairos Müll mehr herauslesen kann als jeder Archäologe. Ein Arabischlehrer mit Faible für Ägyptens sozialistische Vergangenheit. Und ein schwuler Mann, der in einem Muslimbruder einen unerwarteten Verbündeten findet. In einer literarischen Reportage bringt Peter Hessler Persönliches und Politisches, Gegenwart und Geschichte zusammen und entwirft so ein schillerndes Porträt einer Gesellschaft im Umbruch.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 24.08.2020
Wolfgang Freund kann Peter Hesslers Buch zwar nicht unbedingt jedem Ägyptenreisenden empfehlen, für Ägypten-Kenner aber ist der Band eine Wucht, versichert er. Das liegt an Hesslers Zugriff auf ägyptische Geschichte und den Ägyptischen Frühling: Indem Hessler eigene Erfahrungen vor Ort in Kairo und auf Reisen im Land mit den Lebensläufen eines Arabischlehrers, eines Müllsammlers und eines homosexuellen Szenegängers anreichert, macht er Geschichte lebendig, meint Freund. Der sprunghafte Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart ist laut Freund ein Markenzeichen von Hesslers Stil, den die Übersetzer Thomas Pfeiffer und Andreas Thomsen "brillant" ins Deutsche bringen, wie Freund meint. Kleinere "Unterbelichtungen" bei der Epoche des modernen, französisch und jüdisch geprägten Ägyptens, kann Freund dem Autor nachsehen.
Rezensionsnotiz zu
Deutschlandfunk Kultur, 22.07.2020
Großartig findet Rezenten Günther Wessel diese Reportage des amerikanischen Korrespondenten Peter Hessler, die ihm tiefe Einblicke in die Geschichte und Gegenwart Ägyptens vemittelt. Hessler erzählt dem Rezensenten zufolge von seinen Bekannten, dem Müllsammler seines Hauses oder seinem schwulen Dolmetscher, er erklärt Heiratsstrategien, erinnert an die Proteste auf dem Tahir-Platz oder das auf die alten Ägypter zurückgehende Zeitverständnis von Wiederkehr und bewegungsloser Unendlichkeit. So schreibt man Bücher, meint Wessel.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.06.2020
Christian Meier bekommt vom Journalisten Peter Hessler zwar keine Aufarbeitung der Arabellion, dafür nimmt ihn der Autor an die Hand und zeigt ihm "sein" Ägypten, stellt ihm seine Freunde, den Müllsammler, den Sprachlehrer und den schwulen Dolmetscher und ihre Geschichten vor und schildert die Entwicklung des Landes in einem Mix aus Reportage, Analysen und Autobiografischem. Meisterlich findet Meier nicht nur den Reportagestil des Autors, sondern auch die Spurensuchen zu Themen wie Müllentsorgung, Polizeiwillkür, Stadtentwicklung und der China-Connection, die oft persönlich ansetzen und zu allgemeinen Überlegungen über Autoritarismus und Revolution führen, wie Meier erläutert.