Geschichte der Islamischen WeltVon 1900 bis zur Gegenwart
C.H. Beck Verlag, München
2016
ISBN
9783406688553, Gebunden, 767Seiten, 34,95
EUR
Klappentext
Grundlegend neu bearbeitete, aktualisierte und erweiterte Fassung des Buches "Geschichte der islamischen Welt im 20. Jahrhundert" von 1994. Reinhard Schulze schildert und erklärt die islamische Geschichte vom Beginn der Entkolonialisierung am Anfang des 20. Jahrhunderts bis zur dramatischen Situation in unseren Tagen. Er erörtert alle wichtigen politischen, sozialen und kulturellen Entwicklungen und beschränkt sich dabei nicht nur auf den Nahen Osten, sondern geht auch auf die Regionen der islamischen Peripherie ein, wo Millionen von Muslimen leben. Seine Analyse der Geschehnisse seit dem 11. September 2001 macht vor allem eines deutlich - wir können die Ursachen der heutigen islamischen Mobilisierung nicht verstehen, wenn wir uns nicht mit den historischen Bedingungen vertraut machen, aus denen sie entstanden ist.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 12.09.2016
Es handelt sich hierbei um eine Neuauflage eines bereits erschienen grundlegenden Buchs über Reformbewegungen innerhalb des Islams - ein Standardwerks, wenn man dem Rezensenten Rainer Stephan glaubt. Der Islam habe sich hier sehr wohl als fähig zur Auseinandersetzung mit dem Westen erwiesen, wenn auch vielleicht nur bis zu einem gewissen Grad. Das Buch bedurfte nach der Erstauflage von 1994 einer Neuauflage, die auch auf das Phänomen des islamistischen Terrors eingeht. Der Rezensent sieht diese Extremismen als Folge eines Zerfallsprozesses von Öffentlichkeit, den man in abgeschwächter Form auch aus dem Westen kenne, wo ja ebenfalls mit den Rechtspopulisten neue, die Öffentlichkeit negierende Ideologien entstanden sind. Schuld an dem Schlamassel ist für Schulze einzig und allein der Markt, durch den "der Wert der Bindung als Ressource" in den Hintergrund getreten sei, resümiert der Rezensent, der diese These plausibel zu finden scheint.
Rezensionsnotiz zu
Die Tageszeitung, 23.04.2016
Eva Berger findet in der erstmals 1994 erschienenen, nun stark überarbeitet vorliegenden Arbeit von Reinhard Schulze die jüngsten Entwicklungen in den Ländern des Islams historisch eingeordnet. Den Arabischen Frühling ebenso wie den globalen Terror. Das Unterfangen einer Geschichte der islamischen Welt seit 1900 erscheint ihr als Herkulesarbeit, der sich der Autor mit Sinn für komplexe Strukturen stellt, wie sie findet. Einschränkend meint sie allerdings, der Text wäre als Geschichte der Islamischen Öffentlichkeit besser betitelt, da in der diskursanalytischen Rekonstruktion der Befassung dieser Öffentlichkeit mit der westlichen Moderne der Fokus der Arbeit liegt, wie Berger findet. So gesehen hat Berger einen "Anti-Samuel-Huntington" vor sich, der sich chronologisch Ideen- und Sozialgeschichte widmet und der Leserin ein etwas anstrengendes "geografisches Szenenhopping" zumutet.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.03.2016
Rezensent Wolfgang Günter Lerch würdigt Reinhard Schulzes um etwa 20 Seiten pro Kapitel ergänzte und aktualisierte Version seiner bereits 1994 erschienenen "Geschichte der islamischen Welt" als Buch zur Stunde. Zunächst liest der Kritiker fünf sehr erhellende erweiterte Kapitel über die Geistes-, Kultur-, Mentalitäts- und Politikgeschichte der islamischen Länder und folgt interessiert Schulzes These einer "islamischen Modernisierung" zwischen religiösem Erwachen und säkularer Erneuerung und den Ausführungen über eine kulturelle und politische "Osmose" durch den Westen. Aufmerksam liest der Rezensent auch das sechste Kapitel, in dem der Islamwissenschaftler den Aufstieg radikalislamischer und terroristischer Gruppen, die Golfkriege, den Krieg in Algerien bis hin zum Krieg in Syrien nachzeichnet. Insbesondere aber lobt er das letzte Kapitel dieses lehrreichen Buches: Schulze erklärt hier nicht nur den "Arabischen Frühling" als Resultat des Scheiterns der Eliten, sondern erläutert auch die Bedeutung des Zerfalls von gesellschaftlichen und staatlichen Strukturen für ultraislamistische Gruppen wie Boko Haram oder den IS. Ein tiefgreifendes und umsichtiges Buch, das auch die Interdependenz zwischen den Kulturen beleuchtet, schließt der Kritiker.