Lenin kam nur bis LüdenscheidMeine kleine deutsche Revolution
Claassen Verlag, Berlin
2005
ISBN
9783546003810, Gebunden, 352Seiten, 18,00
EUR
Klappentext
Die Biografie eines Jahrzenhts - erzählt als Familiengeschichte. Richard David Precht führt durch seine linke Kindheit in den Siebzigern.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.01.2006
Ein "informatives und detailreiches Buch über kommunistische Traditionen in der deutschen Provinz" sieht Rezensentin Sandra Pott in diesem Buch des Journalistin Richard David Precht. Sie charakterisiert das Buch als eine Art "revolutionäres Gegenstück" zu Florian Illies' "Generation Golf". Anders als dieser lasse sich Precht von der Strahlkraft politischer und gesellschaftlicher Ereignisse mitreißen. Durchaus unterhaltsam erscheint Pott die Schilderung seiner marxistischen und antiautoritären Kindheit und Jugend in der Provinz, mit Ferien im Zeltlager der DKP und Familienurlaub in Dänemark, wo ihn Haschisch rauchende Hippies von den Vorzügen des friedlichen und antiamerikanischen "Scandinavian way of life" überzeugen. Allerdings hinkt Prechts Buch nach Ansicht Potts einem "ironischen" Buch wie "Generation Golf" "stilistisch und analytisch" hinterher. Sie findet "Lenin kam nur bis Lüdenscheid" einfach "weniger pointiert geschrieben". "Distanz zum Gegenstand, Biss oder Witz", urteilt sie über das Buch, "liegen seinem Autor nicht."
Rezensionsnotiz zu
Die Zeit, 29.12.2005
Joseph von Westphalens Lieblingsszene in Richard David Prechts "angenehm entspanntem" autobiografischen Werk ist jene späte Begegnung des 1964 geborenen DKPler-Sohns mit dem Ex-US-Außenminister Alexander Haig, in der dieser dem Autor den Arm um die Schultern legt und über den Vietnam-Krieg schwadroniert: "These were the good old days, my friend." Und tatsächlich waren jene Tage so übel nicht, als man noch Marx zitierte, "vernünftige Erziehungsideale" propagierte und als Mitglied der DKP nicht als Postbote arbeiten durfte. Den "intimen Einblick", den Precht in das "mattrote" linke Milieu bietet, in der er seine Kindheit verlebt hat, hat dem Rezensenten ausgesprochen gut gefallen, vor allem wegen der "Lässigkeit", mit der erzählt wird, und der "liebenswürdigen Distanz". Den erzählerischen Kunstgriff Prechts, nämlich aus der Perspektive eines Kindes zu erzählen, findet der Rezensent hervorragend. Wenn der Autor den zeitgeschichtlichen Rahmen ausweitet - dann erreiche er, so von Westphalen, gar das Format einer "aufschlussreichen" "West-Wendegeschichte", wie wir sie bis dato nur von ehemals ostdeutschen Autoren kannten.