Aufgehobene BriefeAusgewählte und neue Gedichte
Carl Hanser Verlag, München
2001
ISBN
9783446200647, Gebunden, 150Seiten, 14,90
EUR
Klappentext
Zusammengestellt und mit einem Nachwort von Christoph Buchwald. Der Lyriker Rolf Haufs ist seit Jahren eine der profiliertesten Stimmen der deutschen Poesie. Christoph Buchwald hat eine Auswahl zusammengestellt, die einen repräsentativen Überblick über Haufs Gesamtwerk gibt, von den frühesten Sammlungen bis hin zu dem gerühmten Augustfeuer und ergänzt durch eine Reihe neuer, bisher unveröffentlichter Gedichte.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.02.2002
Obschon der Band "Aufgehobene Briefe" das lyrische "Lebenswerk" Haufs mit seiner undogmatischen Sicht deutscher Nachkriegsgeschichte vorlegt, bleibt die nicht chronologische, sondern durch "Mischungen und Übergänge" interessant aufbereitete Sammlung frei von Belehrungen und anmaßenden Antworten, meint Harald Hartung. Als "Haufsches Paradox" bezeichnet der Rezensent die immer wieder thematisierte Unmöglichkeit, Erfahrungsschätze für die eigene Lebenspraxis zu erschließen, und unterstreicht in diesem Zusammenhang die Gedichte des Kapitels "Galerie" als die "schönsten und wichtigsten" des Werkes. Auch das von Christoph Buchwald verfasste Nachwort hat es dem Rezensenten angetan, kommt hier doch das locker plaudernde alter ego des Dichters, "Malte", zu Wort, der dem "strengen" Hauf das eine oder andere Detail zu entlocken vermag.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 15.01.2002
Als Vorstufe zur Werkausgabe bezeichnet Jochen Zwick einen Auswahlband mit Gedichten, die Bestand haben sollen und als Wegbegleiter gedacht sind. Textmaterial, das sich aufzuheben lohnt. Rolf Haufs' "Aufgehobene Briefe" decken ein langes Kapitel Zeitgeschichte und Lebensgeschichte ab: die frühesten stammen vom Beginn der 60er Jahre. Die Gedichte sind jedoch nicht chronologisch, sondern thematisch geordnet, informiert uns Zwick. Ihm ist aufgefallen, dass Haufs häufig im Präteritum schreibt: das sei in der Lyrik relativ unüblich, da es die Unmittelbarkeit bremse. Für ihn ist Haufs ein Diagnostiker, ein Beobachter, kein "Rhetor oder Enthusiast". Entsprechend verzichte Haufs auf Pathos, er unterwerfe seine Sprache einer strengen Form und arbeite mit einfachen aber wirkungsvollen Mitteln: Wiederholungen, Verfremdung, Variationen, einfache Wechsel der logischen Bezüge. Auf diese Weise hält Haufs, lautet Zwicks Schlussfolgerung, Abstand von der Tradition und der Moderne zugleich, der er sich dennoch verpflichtet fühle.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 05.01.2002
Dass die im vorliegenden Band versammelten zwischen 1964 und 2000 entstandenen Gedichte in der Mehrzahl bereits andernorts publiziert wurden, scheint Kurt Oesterle nicht zu stören, belegt es für ihn doch nicht nur, "was für ein hellhöriger und umsichtiger Spracharbeiter" der Autor ist (der, wie Oesterle weiß, das Begriffliche dem Dunklen vorzieht), sondern auch, über welche Bandbreite von Formen er verfügt: "von der Popballade bis zur Naturlyrik". Fast immer aber kann der Rezensent die Kriegs- und Nachkriegserfahrung, die "Schock- und Schrecksekunden", als Ursprung des Gedichts ausmachen und den Autor als einen der "Zeitfühligsten" unter den "gebrannten Kindern" erkennen. Noch durch die Lakonik dieses Autors hindurch, bei dem laut Oesterle das Historische noch stets als das Private erscheint.