Rudolf Borchardt

Erzählungen I

Sämtliche Werke, Band 8 (in zwei Teilbänden)
Cover: Erzählungen I
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2020
ISBN 9783498001445
Gebunden, 1200 Seiten, 98,00 EUR

Klappentext

Mit diesem Doppelband der 'Sämtlichen Werke' liegt Rudolf Borchardts erzählerisches Werk aus den Jahren 1901 bis 1939 jetzt vollständig vor: aus den Handschriften des Nachlasses ediert, nach zeitgenössischen Drucken revidiert, im Detail erläutert und durch Dokumente sowie ein Register weiter erschlossen. Sichtbar wird damit fast schon ein neuer Autor; aus der prunkenden Ästhetik der Jahrhundertwende wächst der hellsichtige Analytiker der brüchigen deutschen Nachkriegsgesellschaft. Mit den Novellen 'Der Hausbesuch' und 'Der unwürdigen Liebhaber' (1929) liefert Borchardt zwei Klassiker des One-night-stands, mit dem Roman 'Vereinigung durch den Feind hindurch' (1937) bietet er eine Fallstudie über die Wirtschaftskriminalität der Inflationsjahre. Seine immer auch erotisch aufgeladenen Erzählungen treten damit neben das erst 2018 zur Veröffentlichung freigegebene Spätwerk 'Weltpuff Berlin' (Sämtliche Werke XIV), das einen irritierend freizügigen Autor als Berichterstatter seiner sexuellen Abenteuer zeigt; das erzählerische Werk liegt damit vollständig vor.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 17.08.2020

Rezensentin Katharina Teutsch empfiehlt zum Lesen und Genießen von Rudolf Borchardts Erzählungen eine "dicke literaturhistorische Brille". Anders ist das "manichäische" Weltbild des Autors mit der Frau als ewigem Sargnagel des "Hoffnungslosen Geschlechts" nur schwer zu ertragen, findet sie. Dass mehr als das von Borchardts Prosa geblieben ist, scheint der Rezensentin aber gleichfalls offenbar. Es handelt sich um faszinierende Erzählungen eines originellen Dichters, psychologisch einfühlsam wie Fontane oder Mann, bei aller Irritation für heutige Leser, so die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.05.2020

Rezensent Wolfgang Matz begrüßt die kritische Borchardt-Ausgabe, deren erster Band mit Erzählungen nun erschienen ist. Und schon der bietet die Möglichkeit, das Bild des "Skandalautors" zurechtzurücken, meint der Kritiker, der in den gesammelten Texten erkennt, wie "luzide" Borchardt Gesellschaft und Zivilisationsbruch nach dem Ersten Weltkrieg beschrieb. Wie Borchardt Liebesbeziehungen der "goldenen Zwanziger" analysiert, dabei Stimmen, Jargon und Sound jener Jahre vernehmbar macht, findet Matz "faszinierend". Vor allem aber lobt er Herausgeber Gerhard Schuster, der nicht nur sein großes Wissen einbringe, sondern für die Ausgabe auch einen enormen "Schatz" an recherchierten Zeugnissen zu Entstehungsgeschichte und Reaktionen auf die Borchardt-Texte zusammengetragen habe.
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