Mosche WulffZur Geschichte der Psychoanalyse in Russland und Israel
edition diskord, Tübingen
2002
ISBN
9783892957256, Gebunden, 253Seiten, 25,00
EUR
Klappentext
Mosche Wulff war ein Psychoanalytiker der ersten Generation. Stationen seines langen Lebens waren Odessa, Berlin, Moskau und schließlich Tel Aviv, wo er 1971 dreiundneunzigjährig starb. Er hatte wesentlichen Anteil an der frühen Institutionalisierung der Psychoanalyse im Russland der 1910er und 20er Jahre. Von 1927-1933 lebte und arbeitete Wulff in Berlin, unter anderem als Mitarbeiter des berühmten psychoanalytischen Sanatorium Schloss Tegel. Als Jude übersiedelte Wulff 1933 nach Tel Aviv. Er war an der Gründung und am Aufbau der israelischen psychoanalytischen Gesellschaft beteiligt und bildete eine ganze Generation von israelischen Analytikern aus. Der vorliegende Band versteht sich als Beitrag zur Institutionalisierungsgeschichte der Psychoanalyse. Anhand der Biografe von Mosche Wulff wird die Entwicklung psychoanalytischer Institutionen in Russland und Israel nachgezeichnet. Ein Anhang liefert biografische Materialien zu den an der Gründungsphase der Psychoanalyse beteiligten Personen in Russland und Israel.
Rezensionsnotiz zu
Die Zeit, 30.01.2003
In seiner Rezension schildert Bernd Nitzschke vor allem das Leben des Psychoanalytikers Mosche Wulff, der zuerst in Odessa, dann in Berlin, in Moskau und schließlich in Tel Aviv helfen wollte, einen "neuen Menschen" heranzuziehen, der den "bürgerlichen Egoismus" durch "Gemeinschaftsgeist" überwinden sollte. Wulff beteiligte sich an Experimenten zur antiautoritären Erziehung und übersetzte Freuds Schriften ins Russische. Als er 1971 starb, so Nitzschke, hinterließ er "über 100 Publikationen", die in russischer, deutscher, englischer und hebräischer Sprache erschienen sind. Dankenswerterweise habe Ruth Kloocke nun Wulffs Spuren rekonstruiert und Kurzbiografien aller Mitglieder der russischen und palästinensischen psychoanalytischen Gesellschaft erstellt, die Wulff mitbegründet hatte. Nitzschke empfiehlt das Buch als "zeitgeschichtliche Lektüre" jedermann. Für Historiker der Psychoanalyse sei es sogar "unverzichtbar".