Sabina SpielreinEine fast grausame Liebe zur Wissenschaft
Dörlemann Verlag, Zürich
2005
ISBN
9783908777144, Gebunden, 399Seiten, 24,90
EUR
Klappentext
Mit Abbildungen. Am Abend des 17. August 1904 wird eine junge Russin mit allen Anzeichen einer Hysterie ins Burghölzli, die Zürcher Irrenheilanstalt, eingeliefert. Für C.G. Jung bietet sich die Gelegenheit, an Sabina Spielrein zum ersten Mal Freuds Methode auszuprobieren. Die Therapie schlägt an, und noch aus dem Burghölzli heraus nimmt die wissensdurstige Patientin ein Medizinstudium auf. Als Jung und sie ein leidenschaftliches Liebesverhältnis beginnen, hat die Psychoanalyse ihren ersten Skandal.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Rundschau, 09.08.2006
Marica Bodrozic lobt diese ihrer Ansicht nach längst überfällige Biografie der Psychoanalytikerin Sabina Spielrein, die, wie sie meint, auch heute noch von der Wissenschaft lediglich als "Fußnote" der Psychoanalyse behandelt wird. Spielrein, zunächst Patientin, später Geliebte von C. G. Jung, promovierte als erste Frau in der Medizin mit einem psychoanalytischen Thema und spezialisierte sich auf die Psychologie des Kindes, erklärt die Rezensentin. 1942 wurde sie in Russland von den einmarschierenden Nationalsozialisten ermordet, so Bodrozic, die von der Tiefgründigkeit und dem Einfühlungsvermögen, die die Autorin bei ihrer Lebensdarstellung an den Tag legt, sehr eingenommen ist. Diese Biografie rufe mit ihrer klugen, "sachlich fundierten" Darstellung der wissenschaftlichen Karriere und der feinfühligen Schilderung des persönlichen Schicksals Spielreins eine wichtige Protagonistin der Psychoanalyse ins Gedächtnis, lobt die Rezensentin nachdrücklich.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 25.10.2005
Überzeugend findet Ludger Lütkehaus diese Biografie über die Psychoanalytikerin Sabina Spielrein, die Sabine Richebächer nun vorgelegt hat. Beeindruckt zeigt er sich von Spielreins Weg von der pathologischen Gefährdung zu einem in der Therapie wie Theorie produktiven Leben. Dass die Autorin Spielreins von der Forschung hinreichend untersuchtes Verhältnis mit Jung bzw. ihre Dreiecksgeschichte mit Jung und Freud zwar angemessen berücksichtigt, aber zugunsten bisher vernachlässigter Aspekte etwas zurückdrängt, kann Lütkehaus nur begrüßen - auch wenn er nicht die Ansicht der Autorin ist, die Forschung habe sich bisher nur auf diesen Punkt konzentriert. Für überaus verdienstvoll hält er Richebächers ausführliche Einbeziehung der zeitgeschichtlichen Kontexte - etwa des Frauenstudiums in Zürich - und ihre Betonung der Rolle Spielreins als Pionierin der Kinderanalyse lange vor Anna Freud und Melanie Klein und der ihnen zugeschriebenen kognitions- und sprachwissenschaftlich kundigen Psychoanalyse. Generell lobt Lütkehaus die Genauigkeit und Übersichtlichkeit dieser ersten umfassenden, primär aus den Quellen und Archiven gearbeiteten Biografie über Sabina Spielrein.