AugensternRoman
Unionsverlag, Zürich
2020
ISBN
9783293005570, Gebunden, 448Seiten, 24,00
EUR
KlappentextAus dem Englischen von Regina Schneider. Amir versucht, sein Leben zu rekonstruieren. Im Garten der Villa seines Vaters steht noch das verrostete Cabriolet, mit dem er zu Zeiten des Schahs die Frauen beeindruckte. An der iranisch-irakischen Front kam die Granate, die ihm seinen Arm abriss. Seine Erinnerungen sind ausgelöscht. Was wissen Mutter und Schwester, die ihn in einer Anstalt für traumatisierte Soldaten wiederfanden? Alle paar Stunden will er reflexhaft an den goldenen Ring greifen, der an seiner verlorenen Hand war. Wer war die mysteriöse Frau, mit der er ihn im goldfunkelnden Basar gekauft hat? Erinnerungen leuchten vor ihm auf. Auf der Suche nach der Liebe seines Lebens streift er durch Teheran. Er findet ein durch Gewalt, Krieg und Lüge zerrüttetes Land und zum Schluss im eigenen Garten eine erschütternde Spur, die in die Zukunft weist.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.06.2020
Rezensentin Lena Bopp steigt ein in Jahrzehnte iranischer Geschichte zwischen Islamischer Revolution und den Grausamkeiten des Krieges gegen den Irak mit Shahriar Mandanipurs Roman. Das Besondere an diesem Text besteht für sie einerseits in der Idee, zwei Engel, einen für das vollbrachte Gute, einen für's Schlechte, über das Schicksal des Protagonisten richten zu lassen, andererseits in der Fähigkeit des Autors, Alltägliches mit Historischem, Krieg mit Natur, Sex mit Gewalt dramaturgisch zu verbinden. Den Niedergang des Landes zeichnet der Autor laut Bopp anhand einer ganzen Reihe von "fast prototypischen" Figuren, mit sprunghaften Zeit- und Ortswechseln als "großartige Reise durch Raum und Zeit".
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 02.05.2020
Angela Schader liest mit Shahriar Mandanipurs Roman eine "abgründige Reflexion" über den Iran, über Krieg, Gut, Böse und den Träume von Liebe. Beklemmend findet sie die Bilder von der Front, die nach Schaders Vermutung aus dem persönlichen Erfahungsschatz des Autors stammen könnten, atmosphärisch die Erinnerungen des Helden an erotische Lehrjahre. Neben fein entworfenen starken Frauenfiguren bietet der Text Schader eine interessante Erzählstrategie: Zwei Engel erzählen, der eine das Gute, der andere das Schlechte, aus dem Leben des Protagonisten.
Rezensionsnotiz zu
Deutschlandfunk Kultur, 17.03.2020
Carsten Hueck folgt atemlos der Geschichte eines iranischen Playboys zur Zeit der Islamischen Revolution. Shahriar Mandanipurs Roman besticht laut Rezensent durch die gleichermaßen eindringliche Abbildung von Hedonismus (im Teheran um 1979) und Thanatos (im Krieg im Irak), Hoffnung, Schmerz, Leidenschaft und Liebe. Wie die gesellschaftlichen Veränderungen im Land den Helden verwandeln, zeigt der Autor für Hueck kunstvoll lyrisch, in einprägsamer Bildlichkeit. Dass zwei Engel im Buch als Erzähler fungieren, einer für die guten, einer für die schlechten Taten zuständig, hält er für eine starke Idee.