Sibylla Schwarz: WerkeKritische Ausgabe Band 1. Briefe, Sonette, Lyrische Stücke, Kirchenlieder, Ode, Epigramme und Kurzgedichte, Fretowdichtung.
Reinecke und Voß, Leipzig
2021
ISBN
9783942901444, Gebunden, 270Seiten, 40,00
EUR
Klappentext
Herausgegeben von Michael Gratz. Das Werk der frühreifen Dichterin ist geprägt durch eine intensiv persönliche wirklichkeitswache Auseinandersetzung mit Tod, Religion, Krieg und Flucht. Sie stellte Adelsprivilegien in Frage und griff vehement bestehende Rollenvorstellungen an: Frauen sollten genauso dichten, Krieg führen oder Politik betreiben können wie Männer.Sie bediente sich dazu der neuesten Schreibweisen und entwickelte sie fort.Einst als "pommersche Sappho", "Wunder ihrer Zeit" und "zehnte Muse" gepriesen, passte das gelehrte Mädchen, die ihr Werk an europäischen Vorbildern schulte, nicht zu den Vorurteilen von Biedermeier und nationaler Romantik. So wurde sie im 19. Jh. aus dem Kanon gedrängt. Für jeden Text wird der Originalstandort ebenso angegeben wie alle Seitenwechsel, typografischen Abweichungen, Einrückungen etc.. Aus dieser Aufbereitung lässt sich der Textbestand der Ausgabe von 1650 vollständig ableiten. Dazu enthält das Buch umfangreiches erklärendes Material und verschiedene Register.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 24.02.2021
Zum vierhundertsten Todestag der Greifswalder Barockdichterin Sibylla Schwarz erscheinen drei Ausgaben, die Rezensentin Insa Wilke allesamt als "enthusiastische und verlegerische Großtaten" feiert. Dabei hat die Literaturgeschichte, die Frauen immer wieder emendierte, auch bei der fast vergessenen Schwarz einiges wiedergutzumachen, wie Wilke bemerkt. Schwarz kam 1621 als Tochter des Greifswalder Bürgermeisters zur Welt, inmitten des Dreißigjährigen Krieges, der auch bei ihrem frühen Tod mit siebzehn Jahren nicht zu Ende war. Gudrun Weilands Ausgabe "Ich fliege Himmel an mit ungezähmten Pferden" erscheint der Rezensentin am zugänglichsten, die Kritische Ausgabe von Michael Gratz recht avantgardistisch, die von Klaus Birnstiel als akademisches Muss. Aber in allen findet Wilke die Kraft und Kreativität dieser Dichterin wieder, die spöttischen Gedichte auf den "unadelichen Adel" und "nasenrumpfenden Klüglinge", die "Gesänge wider den Neid", die dialogischen Liebes-Sonette oder ihr "Christlich Sterbelied".