Paul Reynaud (1878-1966)Biografische Studien zum Liberalismus in Frankreich. Diss.
Oldenbourg Verlag, München
2001
ISBN
9783486565232, Gebunden, 436Seiten, 65,45
EUR
Klappentext
Kaum ein Staatsmann Frankreichs hat bereits zu Lebzeiten so kontroverse Einschätzungen hervorgerufen oder ein vergleichbares Maß an Anfeindungen selbst aus dem eigenen Lager auf sich gezogen wie Paul Reynaud. Sein glückloses Agieren als Ministerpräsident und die Umstände seines Rücktritts im Frühsommer 1940 verknüpfen seinen Namen zudem mit einem Abschnitt der französischen Zeitgeschichte, der das kollektive Gedächtnis des Landes traumatisch belastet hat. Die katastrophale militärische Niederlage und die anschließende Selbstpreisgabe der parlamentarischen Demokratie überschatten so zu Unrecht das politische Lebenswerk eines Mannes, der lange als einer der innovativsten und mutigsten Politiker Frankreichs aufgetreten war. Die Untersuchung folgt ihrem Protagonisten auf wichtige Reflexions- und Handlungsfelder.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.05.2001
Als einen Streifzug durch die Geschichte des republikanischen Liberalismus in Frankreich liest Ralph Erbar diese Biografie: Reynaud war der vorletzte Ministerpräsident der Dritten Republik, bevor ihr die Nazis den Garaus machten. Reynaud erscheint dabei in Erbars Nacherzählung des Buchs als ein glückloser Politiker, der aber durchaus die richtigen Ideen hatte. Erbar zeichnet nach, wie Grüner den Weg Reynauds durch die zwanziger Jahre bis in die Zeit der Konfrontation mit den Nazis begleitet. Dabei habe Reynaud frühzeitig die Notwendigkeit eines Ausgleichs mit Deutschland, einer Milderung der Reparationsforderungen und einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit erkannt, scheint dabei aber an innen- und außenpolitischen Hürden gescheitert zu sein. Nach 1933 scheint Reynaud De Gaulle nahegestanden zu haben - aber hierüber erspart sich der Rezensent konkretere Ausführungen. Der "insgesamt negativen Bilanz" Grüners über das politische Wirken Reynauds stimmt Erbar zu, allerdings erscheint sie ihm durch Grüners "quellensatte" Studie "in einem etwas freundlicheren Licht" als bisher.