SonnenscheinpferdRoman
Rowohlt Verlag, Reinbek
2008
ISBN
9783498063948, Gebunden, 176Seiten, 16,90
EUR
Klappentext
Aus dem Isländischen von Coletta Bürling. Lilla, auf Deutsch "Die Kleine", begegnet nach 25 Jahren ihrer großen Jugendliebe wieder, einem Mann, der lange in Italien lebte. Bei einem Kaffee wird sie eingeladen, den inzwischen gutaussehend grauhaarigen und welterfahrenen Ex-Lover übers Wochenende in seinem Landhaus außerhalb von Reykjavik zu besuchen. Lilla hat ihn einst sehr geliebt, ein dramatisches Ereignis in ihrer Jugend hat ihr jedoch den Zugang zu ihm verschlossen und die Liebe absterben lassen.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 02.12.2008
Laut Uwe Stolzmann hat Steinunn Sigurdardottir mit "Sonnenscheinpferd" einen großartigen Roman über die Liebe und den Tod geschrieben. Die isländische Autorin erzählt darin von der Krankenschwester Lilla, die nach 25 Jahren ihre große Jugendliebe wieder trifft und nun auf eine Fortführung der Beziehung hofft; während sie auf der Fahrt zu ihm ins Sommerhaus ist, verunglückt sie, was, wie der spürbar geschockte Rezensent bemerkt, in aller erschütternden Breite berichtet wird. Zwischen diesem hoffnungsvollen Anfang und dem schockierenden und unvermuteten Ende der Geschichte aber entwickelt Sigurdardottir die beklemmende Kindheitsgeschichte Lillas mit dem an Krebs gestorbenen Vater und einer vernachlässigenden Mutter, so Stolzmann weiter. Er bewundert, wie scheinbar mühelos die Autorin ihre Geschichten entwirft, sei es die poetische Liebesgeschichte oder die tragische Lebensgeschichte Lillas, und er hebt zudem begeistert hervor, dass Sigurdardottir ihre Figuren derart lebendig zu charakterisieren vermöge, dass sie dem Leser wie alte Bekannte erschienen.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.11.2008
Schön-traurig findet Peter Urban-Halle den neuen Roman "Das Sonnenscheinpferd" von Steinunn Sigurdardottir und will gar nicht mehr zu lesen aufhören. Der Roman erzählt von einer dysfunktionalen isländischen Familie aus der Perspektive der Tochter, die wie ihr Bruder von den Eltern ignoriert und sich selbst überlassen wird. Urban-Halle gefällt die "raffiniert, verschlungen und rätselhaft" erzählte Geschichte von Sigurdardottir. Ihr Können liegt in der Komposition der lustigen und traurigen Erzählabschnitte, die im Einzelnen nie in "Klamauk" oder "Kitsch" abdriften, so Urban-Halle, die Trost spenden und doch keine falschen Illusionen vortäuschen.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 14.10.2008
Nach dem ersten Schrecken über den Titel stellt Kaspar Renner erleichtert fest, dass Steinunn Sigurdardottirs "Sonnenscheinpferd" keineswegs in das Genre fällt, das dem Leser gern als "modernes nordisches Märchen" angepriesen wird. Dafür ist die isländische Autorin eine viel zu große Meisterin der Ironie, freut sich der Rezensent. Der Roman spielt bei Reykjavik, wo eine "ewige Tochter" nach einem Vierteljahrhundert ins Elternhaus zurückkehrt und dort mit gnadenlos sarkastischem Blick die alternde Mutter mit ihren Absonderlichkeiten "psychopathologischen" Ausmaßes beobachtet. Hier gebe es genug Stoff für ein Familienstück a la "Das Fest" von Dogma-Filmemacher Thomas Vinterberg, meint der Rezensent, weshalb er es schade findet, dass die Autorin noch allerlei "libidinöse Verwicklungen" für nötig hält, um die Geschichte zu befeuern. Auch auf die vielen Zitate Kirkegaard'schen Gedankenguts hätte Renner gut verzichten können.