Daraus lassen sich ein paar Erzählungen machenSuhrkamp Verlag, Frankfurt am Main
2009
ISBN
9783518125786, Kartoniert, 125Seiten, 10,00
EUR
Klappentext
Aus dem Ukrainischen von Maria Weißenböck. Ein dramatisches Zeitalter auf wenigen Seiten zu besichtigen, dazu bedarf es der minimalistischen Kunst eines großen Autors. Taras Prochasko verwandelt ein Familienepos, das Hunderte Geschichten birgt, in lauter erzählerische Extrakte, die eine versunkene Welt und ihre Bewohner heraufbeschwören und zum Gegenstand der Meditiation machen. Diese Welt heißt Stanislau und liegt im Karpatenvorland, einem Winkel des Habsburger Reichs. Nach zwei Weltkriegen ist dort nichts mehr wie zuvor. Nur der Enkel Taras wohnt noch immer im Haus seines tschechischen Großvaters an der Hauptstraße. Nicht nur ihre verworrenen Lebensläufe ruft er auf, sondern auch die vielen Dinge, die es einmal gab: "Manchmal, wenn ich nichts mache und nichts sage, scheint es mir, daß genau dies das allerrealste Ich ist. Eine Sammlung chaotischer, unnützer Dinge".
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 26.08.2009
Der Autor vermisst die Westukraine wie kein Zweiter. Ganz Ohr ist Ilma Rakusa, wenn Taras Prochasko in diesen beiden Prosastücken so bescheiden wie präzise ansetzt, Alltag und Geschichte zu verbinden. Laut Rakusa kommt hier erstmals ein Autor (von Maria Weißenböck "vorzüglich" übertragen, schreibt sie) auf den deutschen Buchmarkt, der als Chronist der kleinen Dinge Großes leistet. Konkrete "Lebensläufe, die einen schwindlig machen", weil sie von Krieg und Flucht geprägt sind. Daneben "knappe, prägnante" Auslassungen über Salzbrunnen, Fichtenlikör und Zigarettenmangel. Rakusa kann kaum glauben, dass so etwas Spannung erzeugen kann. Prochasko gelingt das Kunststück offenbar.