TalibanFotobuch-Edition, Freiburg
2003
ISBN
9783000114021, Gebunden, 24,95
EUR
Klappentext
In Kandahar, der seit jeher für ihre orientalischen Lustbarkeiten berühmten paschtunischen Stadt, wo Mullah Omar sein letztes Hauptquartier hatte, gibt es die Tradition von Männern in hochhackigen Sandalen und schwarz geschminkten Augen, mit Henna gefärbten Bärten und Fingernägeln. Offensichtlich waren auch Taliban-Kämpfer eitel, denn sie ließen sich trotz Verbot gerne porträtieren und ihre Fotos kunstvoll retuschieren. Der Fotograf Thomas Dworzak, der für den "New Yorker" in Afghanistan Kriegsberichterstatter war, entdeckte diese Fotografien wenige Tage nachdem die Taliban aus Kandahar geflohen waren. Sie hingen in den Schaufenstern von Fotoläden, direkt neben Bildern von Leonardo DiCaprio, Bruce Lee und Ahmed Schah Massoud. Die Hintergründe der einfacheren Fotos sind Schweizer Panoramen. In den Händen halten die Taliban-Kämpfer eine Kalaschnikov oder einen Topf mit Plastikblumen. Manche sind allein, andere mit einem Freund. Einige sitzen steif nebeneinander, andere halten sich voller Zuneigung bei den Händen. Unter ihnen waren sicher Mörder.
Rezensionsnotiz zu
Die Tageszeitung, 22.07.2003
"Höchst bemerkenswert" empfindet der Rezensent Wolfgang Müller diese Fotosammlung über Mitglieder der Taliban von Thomas Dworzak. Vor allem besticht der Bildband nach Meinung des Rezensenten durch die homoerotischen Momente zwischen den Talibankämpfern. Er bezweifelt allerdings, dass es sich auf diesen Fotos ausschließlich um Mitglieder der Taliban handelt. Könnten es nicht doch eher die in Kandahar ansässigen Paschtunen sein, die sich ohnehin gern mal schminken und ihre Haare färben? Während des Taliban-Regimes waren kulturelle Ausdrucksformen verpönt, so auch die Fotografie, bemerkt der Rezensent. Trotz dieser Bedenken ist diese Kollektion von 50 Porträts nach seiner Anschauung äußerst aussagekräftig, da man beim Betrachten sehr klar die Zuneigung zwischen den Kämpfern spüren kann.