Das Höchste im LebenRoman
Carl Hanser Verlag, München
2003
ISBN
9783446203518, Gebunden, 216Seiten, 17,90
EUR
Klappentext
Aus dem Schwedischen von Verene Reichel. Nordschweden in den späten vierziger Jahren: Ein mysteriöser Deutscher mit einer schrecklichen Vergangenheit, ein Lehrer, der glaubt, er sei gegen jede Krankheit immun, und eine derbe kulinarische Wurst-Spezialität. Mit blühender Phantasie strickt Lindgren daraus eine Geschichte um Lüge und Wahrheit, Realität und Fiktion und die Suche nach dem Höchsten im Leben.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 31.07.2004
Uwe Stolzmann nutzt die Rezension, um dem Leser das Werk des exzentrischen Dichters und Romanciers Torgny Lindgren insgesamt ans Herz zu legen und ordnet den vorliegenden Roman in sein Gesamtschaffen ein: "Lindgren zeichnet Helden, mit denen man sich nicht anfreunden mag. Sie sind nur scheinbar naiv. Dreist sind sie, unerträglich in ihrer Art, Intimstes freizulegen, auch jene Moderlöcher der Seele, die niemand sehen will. Der Dichter aber, Gottvater, nimmt seine Kreaturen ernst, er wendet und deutet das Erbärmliche ihrer Vita, bis es zu leuchten beginnt." Angesiedelt sind die Geschichten für gewöhnlich in der nordschwedischen Einöde, aus der Lindgren stammt ist, dem "Land der vier Winter und der Verrückten" - so auch hier: Ein seltsamer Deutscher Textilhändler, vielleicht Martin Borman, der "Sekretär des Führers", und ein Dorfschullehrer freunden sich an und machen sich per Motorrad auf die Suche nach dem "Höchsten": der besten Sülzwurst, Pölsa. Hinter ihnen steht ein uralter Lokalreporter, der im Altersheim am Pult steht und in seinen Stücken die Leute erfindet, die das leere Land bevölkern. Unter anderem denkt er sich einen Jungen namens Torgny Lindgren aus. "Den Leser", schreibt der Rezensent, "erwartet ein souveränes Spiel auf mehreren Stil- und Bewusstseinsebenen, verwirrend erst, dann hinreißend schön."
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 30.12.2003
Als "schwedische Erlebnisgastronomie" ganz eigener Art bezeichnet Kristina Maidt-Zinke den jüngsten Roman des schwedischen Autors Torgny Lindgren, der, wie die Rezensentin wiederum genüsslich mitteilt, allen Nachwuchsautoren, die an "literarischer Gerontophobie" leiden sollten, Futter für ihren Verfolgungswahn liefert. Denn Lindgrens Protagonist ist ein ehemaliger Lokaljournalist, der erst im Alter von 107 zu seiner wahren schriftstellerischen Größe aufläuft und eine Art faustischen Verjüngungsprozess durchläuft. Aber zurück zur Erlebnisgastronomie: Seine Leibspeise ist Pölsa, eine schwedische Grützwurst und regionale Spezialität, die im Buch als Metapher für "anarchische Kreativität und Erfindungskraft steht", meint Maidt-Zinke, eine Methapher, "deren Charme darin besteht, dass sie nicht aufgeht". Und so undurchschaubar die Zutaten dieser Wurst seien, so abenteuerlich seien auch die Ingredienzien dieser Geschichte, schwärmt die Rezensentin: weltliterarische Anspielungen, elegant untergebracht, eine Altersheimsatire, höchst komisch erzählt, ironische Dialoge, kräftig gewürzt, das alles zeuge von Eigensinn und Individualismus, so Maidt-Zinke, wie sie nur in derart entlegenen Landschaften entstehen könnten wie dem norrländischen Bezirk Västerbotten, aus dem übrigens auch Per Olov Enquist und Sara Lidman stammen.
Rezensionsnotiz zu
Die Zeit, 13.11.2003
Dem begeisterten Peter Urban-Halle zufolge hat der schwedische Autor Torgny Lindgren mit seinem neuen Roman einen weiteren "geistigen Höhenflug" hervorgebracht. Der Protagonist, ein Lokalreporter, der es mit der Wahrheit seiner Berichte und schönen Meldungen nicht ganz so genau nimmt, bekommt von seinem Chefredakteur ein Schreibverbot auferlegt. Erst als dieser geschlagene fünfzig Jahre später (endlich) stirbt, ist das Verbot faktisch aufgehoben und "nun sprudelt es aus dem mittlerweile 100-Jährigen" geradezu heraus. "Fantasie und Wirklichkeit lassen sich nicht gegeneinander ausspielen", befindet der Rezensent.