Tante MartlRoman
Piper Verlag, München
2019
ISBN
9783492059817, Gebunden, 192Seiten, 20,00
EUR
Klappentext
Tante Martl ist scheinbar unscheinbar, in Wahrheit aber ganz besonders. Der Leser spürt es gleich an der Art, wie sie ihre Telefonanrufe eröffnet: mit einem Stöhnen, dem ein unerwarteter Satz folgt. Geboren als dritte Tochter eines Vaters, der nur Söhne wollte, ist Martl die ungeliebte Jüngste, die keinen Mann findet, dafür aber einen Beruf als Volksschullehrerin. Nie verlässt sie die westpfälzische Kleinstadt, in der sie geboren wurde, ja nicht einmal ihr Elternhaus. Und obwohl sie ihren Vater jahrelang pflegt, während ihre Schwestern Familien gründen, bewahrt sie ihre Selbstständigkeit.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 04.10.2019
Rezensentin Marie Schmidt liest den autobiografischen Roman von Ursula März mit viel Respekt für die Generation der Nachgeborenen. Was die Nachkriegskinder an Empathie aufbringen mussten, um die Elterngeneration zum Sprechen und Fühlen zu bewegen, kann sie sich lebhaft vorstellen, wenn März vom Stöhnen der mit harter Hand erzogenen, belesenen Tante am Telefon erzählt. Welche Potenziale und welche Hindernisse das Leben der Tante im westfälischen Kleinstadtmilieu bestimmten, vermittelt die Autorin laut Schmidt dabei zurückhaltend, ohne große Geste, dafür mit Humor und Faszination.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.08.2019
Hymnisch bespricht Rezensentin Melanie Mühl dieses Buch ihrer Zeit-Kollegin Ursula März, die ihr hier in Romanform vom tragischen Leben ihrer Tante Martl erzählt. Jene Martina, vom Vater aus purer Enttäuschung darüber, dass sie nicht der langersehnte Sohn wurde, als "Martin" im Geburtsregister eingetragen, stand stets im Schatten ihrer älteren Schwestern, wurde geschlagen und blieb trotzdem - unverheiratet bis zu ihrem Tod im Elternhaus, resümiert die Kritikerin. Schon wie März Martls Leben dem ihrer erfolgsverwöhnten Schwester Rosemarie gegenüberstellt und Martl trotz aller Schicksalsschläge schließlich als die eigentlich Widerstandsfähigere leuchten lässt, findet die Rezensentin großartig. Vor allem aber lobt sie die "Feinfühligkeit" und den "leisen" Ton dieses Romans.