Philosophisches TaschenwörterbuchReclam Verlag, Stuttgart
2020
ISBN
9783150113073, Gebunden, 444Seiten, 36,00
EUR
Klappentext
Herausgegeben von Rainer Bauer. Aus dem Französischen von Angelika Oppenheimer. Voltaire, der "geistreiche Spötter" - kaum ein Klischee über große Literaten ist so verbreitet. Doch das lässt den französischen Denker weit zu harmlos erscheinen. Geistreich und ironiebegabt war Voltaire gewiss, doch mild lächelnder Spott war seine Sache nicht. Er konnte scharf und ätzend sein, wo er sich engagierte. "Écrasez l'infâme" war sein Schlachtruf - "Zerschmettert alles Niederträchtige". Das "Dictionnaire philosophique portatif", das 1764 erstmals erschien, ist alles andere als ein Nachschlagewerk. Es ist eine klare Abrechnung mit Dummheit, Fanatismus, Borniertheit und Intoleranz. In 73 Stichworten kann man lernen, was eine kritische, undogmatische Geisteshaltung ausmacht. Man kann von ihm lernen, was das Engagement eines Schriftstellers vermag. Und dass Engagement und literarische Qualität einander nicht ausschließen - eine kluge Kampfschrift, von der noch heute Impulse ausgehen können. Der Literaturkritiker Denis Scheck bezeichnete es zu Recht als Skandal, dass das "Philosophische Taschenwörterbuch" nur in einer Auswahlausgabe auf Deutsch erhältlich sei. Diese Ausgabe macht die deutschsprachige Literaturwelt nun um einen Skandal ärmer.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 22.01.2021
Rezensent Gustav Seibt greift zur Bibel nach der Lektüre von Voltaires gesammelten Essays zu Gott und der Welt. Anregend findet er die kurzen Texte aber auch in vielerlei anderer Hinsicht. Der Leser darf, aber sollte sie nicht allzu "häppchenweise" lesen, rät der Rezensent, der "Drive" des Buches eröffnet sich dem konsequenten Leser. Die unsystematische Anlage des Buches und das Vertrauen des Autors auf den Scharfsinn seiner Leser empfindet Seibt als Verlockung. Die Debatten von Voltaires Zeit, Voltaires witzige, unterhaltsame Bibelkritik, seine "philosophisch-begrifflichen" Exkursionen - all das empfiehlt sich laut Seibt durch eine klare, trockene Prosa.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.11.2020
Rezensent Friedrich Vollhardt, an der Münchner LMU lehrender Germanist, freut sich über die erste vollständige deutsche Ausgabe dieses "Grundtextes der Aufklärung" von 1764. Voltaires Unterhaltsamkeit und Knappheit gefällt Vollhardt, ebenso die Schärfe, mit der der Autor gegen religiöse Schwärmerei und Intoleranz ficht. Wissenschaftliche Erkenntnisse zuhauf entdeckt Vollhardt neben Voltaires Verteidigung seiner Philosophie gegen die Materialisten. Zur Anlage des Bandes (Rainer Bauer) und zur Übersetzung (Angelika Oppenheimer) äußert sich der Rezensent leider nicht.