Neun LebenUnterwegs ins Herz Indiens
Berlin Verlag, Berlin
2011
ISBN
9783827009173, Gebunden, 336Seiten, 24,00
EUR
Klappentext
Aus dem Englischen von Matthias Fienbork. Neun Menschen im heutigen Indien, neun Menschen, deren Leben auf ganz verschiedene Weise durch eine selbstverständliche Beziehung zum Göttlichen geprägt ist. Einer von ihnen ist Hari Das, ein unbedeutender Gefängniswärter, doch einmal im Jahr wird er selbst zu einem Gott, indem er einen heiligen Tanz vollführt; dann genießt er die Anerkennung all jener, die ihn sonst niemals beachten würden. Eine andere ist die jainistische Nonne Mataji, die der Welt und in letzter Konsequenz dem eigenen Leben entsagt. Wir begegnen Tempeldienerinnen und Epensängern, Menschen, die dem Sufismus anhängen oder tantrische Rituale am Leben erhalten. Und wir lernen Krishnamurty kennen, den Bronzegießer, dessen Familie seit Jahrhunderten den Götterstatuen Leben einhaucht, doch sein Sohn will lieber Computerprogrammierer werden. William Dalrymple begegnet seinen Protagonisten mit tiefem Respekt. Er wertet nicht, lässt sie vielmehr selbst von ihrem Leben erzählen. Und so lesen wir wahre Geschichten, lesen von den unterschiedlichsten Glaubensrichtungen wie auch den unterschiedlichsten Regionen des Subkontinents.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 09.08.2011
Bei den hier vorgestellten "Neun Leben" handelt es sich um Schicksale von Menschen aus Indien, Pakistan und Tibet, die sehr speziellen Glaubensrichtungen anhängen oder (zumindest für unsere Maßstäbe) ungewöhnliche religiöse Praktiken pflegen, informiert Rezensentin Claudia Wenner. Der ausgewiesene Indien-Spezialist William Dalrymple hat diese religiösen Außenseiter in intensiven Gesprächen befragt, und sie kämen in dem Buch auch selbst zu Wort, freut sich die Rezensentin. Der Autor schließlich steuere unschätzbares Hintergrundwissen sowie lebendige Schilderungen von Land und Leuten bei. Wenner zollt Dalrymple dabei höchsten Respekt nicht nur für seine intimen Kenntnisse des indischen Subkontinents und seiner "aberwitzig verschachtelten kulturellen Identitäten". Auch als Schriftsteller besteht der Historiker und Journalist Dalrymple vor der Kritikerin mit Bravour, verstehe er es doch, den Leser behutsam mitzunehmen, ohne ihn mit der Fülle des Materials zu überfordern. Ein "Glücksfall", so Wenners Resümee, trotz gelegentlicher Ungenauigkeiten der Übersetzung.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.07.2011
Als realistisch bezeichnet Axel Michaels die von Wiliam Dalrymple angebotene Perspektive auf das religiöse Indien. Den im angelsächsischen Raum äußerst populären Autor erstmals auf Deutsch lesen zu können, bereitet dem Rezensenten allerdings nicht nur Freude. Zwar anerkennt er Dalrymples Konzept, das die Einzelschicksale von Mönchen, Mystikern, bußfertigen Prostituierten, erleuchteten Arbeitern und das Weltgeschehen miteinander verknüpft. Widersprüchlich jedoch, auch durch eine nicht gerade indienkundige Übersetzung, wie Michaels kritisiert, erscheinen ihm die Texte in ihrer Mischung aus Ethnografie und Literatur, aus sprachlichem Einklang und Fokus auf das Einzelschicksal. Dass die Texte den realistischen (vor dem spirituellen) Zugang bevorzugen, ist für ihn jedoch ein klarer Pluspunkt.
Rezensionsnotiz zu
Die Tageszeitung, 19.03.2011
Angetan zeigt sich Katharina Granzin von William Dalrymples Buch über die spirituellen Lebenswege von neun Menschen im heutigen Indien. Das Werk, das in Indien ein Bestseller ist, bietet ihrer Ansicht nach einen faszinierenden Einblick in eine dem Leser sonst verschlossene Welt, die von einem bewegenden Glauben an das Göttliche geprägt ist. Besonders hebt Granzin die Geschichte eines armen Künstlers hervor, der neun Monate im Jahr als Gefängniswärter und Brunnenbauer arbeitet, um in der Wintersaison zum gefeierten Tänzer und verehrten Gottheit zu werden. Zusammen ergeben die neun Geschichten für die Rezensentin ein "schillerndes Porträt" eines anderen Indiens.