GorbatschowDer Mann und seine Zeit
C.H. Beck Verlag, München
2018
ISBN
9783406700446, Gebunden, 935Seiten, 38,00
EUR
KlappentextAus dem Amerikanischen von Helmut Dierlamm und Norbert Juraschitz. Als Michail Gorbatschow 1985 mit 54 Jahren jüngster Generalsekretär in der Geschichte der KPdSU wurde, war die Sowjetunion eine von zwei Supermächten. Doch nur vier Jahre später hatten Perestroika und Glasnost die Sowjetunion für immer verändert und Gorbatschow mehr Feinde als Freunde. Seine Politik beendete den Kalten Krieg. Doch im Jahr darauf musste er nach einem gescheiterten Putsch - ohne es zu wollen - dem Kollaps jenes Imperiums zuschauen, das er zu retten versucht hatte. William Taubman schildert in seinem Buch, wie ein Bauernjunge vom Lande es bis an die Spitze im Kreml bringt, sich mit Amerikas erzkonservativem Präsidenten Ronald Reagan anfreundet und es der UdSSR und dem Ostblock erlaubt, sich aufzulösen, ohne Zuflucht zur Gewalt zu nehmen. Wer war dieses "Rätsel Gorbatschow" - ein wahrhaft großer Politiker oder ein Mann, der an seinen eigenen Fehlern scheiterte und an Mächten, gegen die er nicht gewinnen konnte?
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 16.08.2018
Der Politologe Eckhard Jesse lobt diese große Biografie weitgehend, hebt hervor, dass der Autor viele Interviews mit Gorbatschow geführt hat, ohne dass es sich hierbei um eine "autorisierte" Biografie handele. Lobend erwähnt er zudem, dass Taubman eingehend zu Gorbatschows früher Zeit als aufstrebendem Funktionär recherchiert habe. Jesse hat aber auch eine ganze Menge Kritikpunkte: Nichts gegen Empathie, aber manchmal schlage sie allzu sehr in Sympathie um. Bestimmte Themen findet Jesse überbetont - sehr viel Raum nehmen Gorbatschows Treffen mit Ronald Reagan ein, wohl aus Rücksicht auf das amerikanische Publikum - andere wieder unterbetont, darunter die deutsche Wiedervereinigung oder der Putsch im Kreml. Mehr als eine zwei minus bekommt Taubman von Jesse nicht.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.07.2018
Helmut Altrichter gefällt die neue Gorbatschow-Biografie von William Taubman. Farbig und spannend, versichert er, erzählt der Autor nicht nur von der Perestroika, sondern ebenso von anderen Höhe- wie Wendepunkten in der Entwicklung des Politikers. Atmosphärisch dichte Bilder und Aussagen von Handelnden, Wegbegleitern, Freunden und Gegnern, die der Autor aus Reden, Schriften, Erinnerungen und selbst geführten Interviews zusammenstellt, ergeben laut Altrichter ein mehrdimensionales Bild, das frei ist von Parteinahme und das Widersprüche zulässt. Den über 800 Seiten aufrechterhaltenen Spannungsbogen betrachtet der Rezensent mit einiger Hochachtung.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 28.05.2018
Renate Nimtz-Köster liest William Taubmans Gorbatschow-Biografie mit großem Gewinn. Die zehn Jahre lange Arbeit in Archiven, bei Gesprächen mit Gorbatschow, mit Vertrauten und Gegnern, bei der Durchsicht von Tagebüchern und Dokumenten merkt sie dem Buch an. Fesselnd findet sie die Lektüre trotz aller Monumentalität des Buches, da der Autor Gorbatschow psychologisch deutet und als vielschichtige Persönlichkeit zeichnet und den Leser ins Innerste des sowjetischen Machtapparats während der Jahre 1985-1991 mitnimmt. Aufstieg und Rückschläge des Mannes kann die Rezensentin lesend nachvollziehen.