Herr Faustini verreistDeuticke Verlag, Wien
2006
ISBN
9783552060258, Gebunden, 144Seiten, 14,90
EUR
Klappentext
Herr Faustini lebt allein in einem kleinen Dorf nahe der schweizerischen Grenze. Er verbringt viel Zeit in öffentlichen Verkehrsmitteln. Er spürt den "Reststücken herrenloser Zeit" nach, in einer auf Nutzen und Gewinn ausgerichteten Welt. Er nimmt gern den längsten und niemals den kürzesten Weg, er sucht nach Inseln stillstehender Zeit. Als seine Schwester, die im Süden verheiratet ist, einen runden Geburtstag feiert und ihn einlädt, macht er sich auf eine Reise, die ihn weit aus seinem gewohnten Leben entführt. Herr Faustini, unangepasst, traumverloren und oftmals ziemlich ungeschickt, ist nicht ganz von dieser Welt - doch ohne ihn wäre sie um vieles ärmer.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 05.09.2006
Richtig gute Laune verbreite diese kleine feine Prosaarbeit von Wolfgang Herrmann, bezeugt Rezensent Leopold Federmair beschwingt. Warum? Weil der durch die Prosa der Wirklichkeit flanierende Held Faustini überall Freiheiten entdecke, die noch in den gewöhnlichsten Alltagserlebnissen warten. Dem Rezensenten fällt Inspektor Columbo aus der gleichnamigen Fernsehserie ein, um die "Zauberstab"-Strategie Faustinis zu veranschaulichen. Pseudonaivität gegen grassierende Dummheit. Nur manchmal sei Faustini derart klug und ironisch, dass man als Leser nicht sicher sei, ob sich da nicht der Autor unstatthaft einmischt. Beispielsweise bei seiner Verteidigung der Regionalzüge gegen deren unnatürliche Feinde. Zumal das Büchlein im Auftrag eines Verkehrsverbundes geschrieben sei. Andererseits, und hier rudert der Rezensent wieder ein wenig zurück, sei so ein Faustini ganz zu Recht der romantische Freund und Helfer der Straßenbahn und anderer unzeitgemäßer Gefährten.