Die Buchmacher

Die Buchmacher

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
23.09.2002. In dieser Woche lesen Sie: Welches die derzeit erfolgreichsten Wirtschaftsbücher sind. Warum viele Kleinverlage der Buchmesse fernbleiben. Wie die neuen Renditevorgaben für Random House aussehen und wie Bertelsmann künftig wachsen will. Und wann Hugendubel die Kurzarbeit einstellt. Von Hubertus Volmer

Börsenblatt

Mit der neuen Pinakothek der Moderne hat in München auch eine neue Museumsbuchhandlung eröffnet. Der Cedon Museum Shop hält 3.000 Titel bereit und ist wie die Pinakothek in vier Bereiche unterteilt: Bildende Kunst, Design, Grafik und Architektur. Es ist der bisher größte Cedon-Buchshop in München.

Der Online-Buchhändler Booxtra hat seinen Umsatz nach eigenen Angaben im laufenden Geschäftsjahr im Vergleich zu 2001 mehr als verdoppelt. Genaue Zahlen wollte Geschäftsführer Klaus Driever dem Börsenblatt nicht verraten. "Driever betonte, dass sein Unternehmen bereits seit Sommer 2001 schwarze Zahlen schreibe". Das Unternehmen führt zwei Marken: Booxtra "mit einem etwas schnelleren, bunteren und auch günstigeren Angebot", sowie die Ende 2001 übernommene Domain Buecher.de "mit dem gehobeneren Programm".

Der französische Konzern Lagardere Media, zu dem die Verlagsgruppe Hachette gehört, will die Vivendi-Verlage übernehmen. "Lagardere käme durch die Übernahme auf einen Marktanteil von fast 70 Prozent und würde beim Schulbuch eine Monopolstellung einnehmen." Trotzdem zeigte sich Arnault Lagardere, einer der Eigentümer, überzeugt, die Kartell-Hürden überspringen zu können: Anscheinend ist geplant, so das Börsenblatt, die Vivendi-Schulbuchverlage sofort weiterzuverkaufen.

Weitere Meldungen: In seiner Online-Ausgabe meldet das Börsenblatt, dass die FAZ über einen Verkauf der DVA nachdenkt. In Kassel ziehen die Buchhändler nach dem Ende der Documenta XI eine überwiegend positive Bilanz; für den Kölner Kunstbuchhändler Walther König, der in der Nähe des Fridericianums mit einem eigenen Pavillon vertreten war, war es sogar "sensationell". Die Leipziger Buchmesse hat sich einen weiteren Schwerpunkt zugelegt: das Reisen. Sabine Schwietert stellt das am 19. September neu eröffnete Stammhaus der Mayerschen Buchhandlung in Aachen vor: 180.000 Titel, 500.000 Bücher, knapp vier Kilometer Regale, 5.500 Quadratmeter. Christina Schulte bereitet den Buchhandel auf die ab 1. Januar 2006 geltenden neuen Eigenkapitalregeln für Banken vor (Basel II). Und im Teil 4 der Serie zum neuen Preisbindungsgesetz erklärt die Rechtsanwältin Birgit Menche, an wen Bücher zu reduzierten Preisen verkauft werden können.

In der Beilage zur Buchhandelsgeschichte schreiben Edelgard Bühler und Hans-Eugen Bühler über "Die Wehrmacht als Verleger", Alfred Estermann schreibt über "Dokumente einer schwierigen Verlagssuche aus den Jahren 1945-1948" und Marek Rajch über "Polnisches Schrifttum unter preußischer Zensur in der Provinz Posen 1848-1918".
Archiv: Börsenblatt

buchreport.express

Der buchreport hat eine neue Bestsellerliste (es ist bereits die fünfte selbst produzierte): Neben den Hardcoverlisten, die das Blatt für den Spiegel ermittelt, und den Taschenbuchlisten für die Zeitschrift Gong gibt es nun eine Liste mit Wirtschaftsbestsellern für das manager magazin. Wie bei Spiegel und Gong erscheint die Liste im buchreport bereits einige Tage vor ihrer Veröffentlichung im manager magazin. Hier die Plätze eins bis fünf: "Die Mäuse-Strategie für Manager", "Endlich mehr verdienen", "Fish", "Auto" von Ferdinand Piëch und "Die Sinn-Macher" von Gertrud Höhler. Für die komplette Liste hier klicken und dann runterscrollen.

Dann weist das Blatt darauf hin, dass vor allem Kleinverlage der Frankfurter Buchmesse fernbleiben. Die Branchenkrise habe sie besonders hart getroffen. "Die Filialisierung im deutschsprachigen Buchhandel stellt die Kleinverleger vor kaum noch lösbare Probleme: Wo sie bisher durch persönlichen Einsatz für ihre Bücher werben konnten, scheitern sie nunmehr schon im Vorfeld, denn ihre Bücher werden kaum gelistet und können deshalb auch nicht ans Lager genommen werden."

Hinter der Expansion der Mayerschen Buchhandlung in Aachen, so betont der buchreport, steht kein Konzern, die Eigentümerfamilie Falter habe ihr nagelneues Stammhaus selbst finanziert. Die Risikobereitschaft der Falters sei groß: "Sie eröffnen ihr Haus in einer Zeit, in der der Einzelhandel insgesamt bereits im siebten Jahr in Folge preisbereinigt Umsatzrückgänge zu verzeichnen hat und Stimmen, die das Flächenwachstum mit der Krise in Zusammenhang bringen, mehren sich." In der neuen Großbuchhandlung gibt es neben drei Cafes auch eine "gläserne Redaktion" der Aachener Zeitung sowie eigene Abteilungen für französische und niederländische Literatur.

Die Fachbuchhandlung Struppe & Winckler hat die Kiepert-Filiale an der FU in Berlin-Dahlem per Pachtvertrag übernommen. Über den Kauf der Kiepert-Filiale an der Humboldt-Universität könnte in den nächsten Tagen entschieden werden, sagt der kaufmännische Geschäftsführer von Dr. Otto Schmidt dem buchreport. Der Kölner Verlag ist Eigentümer von Struppe & Winckler. Auch die Gespräche über den Kauf von Bereichen des Kiepert-Haupthauses am Ernst-Reuter-Platz gehen weiter; Struppe & Winckler sei an der Übernahme von Flächen und Einrichtung interessiert, strebe aber ein Gesamtkonzept "Medienhaus" an.

Der Online-Antiquar Abebooks (der im Sommer 2001 den deutschen Second-Hand-Buchhändler Justbooks gekauft hat) kooperiert in Kanada und in den USA künftig mit Amazon: Die bei Abebooks gelisteten Bücher werden auch im Amazon-Angebot präsentiert. "In Deutschland ist das zwar noch nicht aktuell, aber offenbar in Planung." Abebooks erschließt mit der Partnerschaft einen neuen Kundenstamm: "Der Gebrauchtmarkt bei Amazon entwickelt sich explosionsartig; im 2. Halbjahr 2002 waren bereits 35 Prozent aller über Amazon gekauften Waren gebraucht." Angst, dass Abebooks sich mit der Kooperation überflüssig machen könnte, hat Marketingchef Boris Wertz nicht: "Amazon ist in erster Linie auf dem Gebrauchtmarkt aktiv, während wir den Schwerpunkt auf antiquarische Bücher legen."

Schließlich der Hinweis, dass man mit Krimis "Kasse machen" kann: Knapp eine Woche nach seinem Erscheinen steht der Titel "Eifel-Liebe" von Jacques Berndorf auf Platz 2 der Taschenbuchliste. Überhaupt sei Grafit höchst erfolgreich: Auf einem Leser-Ranking des Internet-Portals Krimi-Forum.de stehen fünf Titel des Dortmunder Krimi-Verlags auf den ersten zehn Plätzen.

Und hier geht es zu den traditionellen Bestsellerlisten.

Börsenblatt

Unter dem neuen Vorstandschef Gunter Thielen fährt Bertelsmann einen vorsichtigeren Kurs, meldet das Börsenblatt. Thielen habe angekündigt, die Rendite solle von derzeit vier bis fünf auf zehn Prozent im Jahr 2005 steigen. "Diese Vorgabe werden jedoch nicht alle Unternehmensbereiche zu erfüllen haben. Von Random House erwarte man eine andere Rendite als vom hochprofitablen Fernsehen, fügte Unternehmenssprecher Oliver Herrgesell hinzu." Wachsen will Bertelsmann künftig "stärker als bisher aus eigener Kraft". Allerdings hält Thielen "Abrundungszukäufe" weiterhin für möglich.

Die Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen schlägt fünf Maßnahmen vor, um die Lesekompetenz der Kinder und Jugendlichen zu erhöhen: "Kein Kindergarten ohne Bilderbücher und Vorlesebücher!", "Jede Schule braucht eine Bibliothek!", "Jede Woche ein Büchertag in der Schule!", "Die Aktion 'Das lesende Klassenzimmer' vergibt jährlich einen Preis junger Leser!" und "Die Benutzung öffentlicher Bibliotheken für Eltern, Kinder und Jugendliche ist überall gebührenfrei!"

Zur Verleihung des diesjährigen Friedenspreises an den nigerianischen Schriftsteller Chinua Achebe hat der Börsenverein ein Faltblatt produziert, das in der Presseabteilung des Verbands bestellt werden kann: "Der Börsenverein möchte Buchhändler, Verleger, Pädagogen und Schüler anregen, sich mit dem wohl bekanntesten deutschen Kulturpreis, dessen Preisträgern, mit der Rolle des Friedens und mit der Verwirklichung des Friedensgedankens in der Welt auseinander zu setzen."

Hugendubel hat seine Filiale am Dresdner Altmarkt trotz der Hochwasserkatastrophe planmäßig eröffnen können. Die Einnahmen des ersten Tages gingen an die Hochwasserhilfe "Lichtblick - Menschen helfen Menschen in Not". Ende November, so berichtet das Börsenblatt weiter, wird Hugendubel die im Juni dieses Jahres begonnene Kurzarbeit beenden. In den ostdeutschen Filialen werde dies vielleicht schon früher möglich sein, da diese "derzeit am besten" laufen, so Heinrich Hugendubel. Außerdem ist Hugendubel in Kempten und im Allgäu auf der Suche nach neuen Standorten.

400.000 Euro sind in den vergangenen vier Wochen in den Spendenkonten für die vom Hochwasser geschädigten Buchhandlungen eingegangen. Allein von den Holtzbrinck-Verlagen kamen 100.000 Euro, "um - so Geschäftsführer Rüdiger Salat - Hilfe für den Wiederaufbau der Läden zu geben". Börsenvereinsvorsteher Dieter Schormann bat die Branche, den Kollegen weiterhin solidarisch Hilfe zu leisten. "Noch immer zählt in unserer Branche der Zusammenhalt, sind Handeln und Hilfsbereitschaft selbstverständlich", lobte er.

Die Frankfurter Buchmesse leidet unter Ausstellerschwund. Buchmessedirektor Volker Neumann registrierte 5,3 Prozent weniger Anmeldungen als im Vorjahr. Doch Neumann meint, es hätte schlimmer kommen können; man habe mehr Absagen befürchtet. "Während die Zahl der ausländischen Teilnehmer mit 4.200 nahezu konstant geblieben ist, werden aus Deutschland lediglich rund 2.084 Verlage erwartet. Das entspricht einem Rückgang von fast 15 Prozent. Zu den deutschen Häusern, die nicht mit einem eigenen Stand in Frankfurt vertreten sind, zählen der Brunnen Verlag, die Evangelische Verlagsanstalt, die Verlage Hännsler und Schauenburg."

Weitere Meldungen: Nachdem der Juli das lang erwartete Plus gebracht hatte, hieß es für die Buchhändler im August: "Umsonst gehofft", die Einnahmen sind erneut gesunken, das Börsenblatt berichtet von einem vierprozentigem Minus. Ein Artikel widmet sich dem Konditionenstreit zwischen Handel und Verlagen. Aus der Buchhändler-Vereinigung wird die MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH. Zwischen im Börsenverein organisierten Buchhandelssparten herrscht zwar ein angespanntes Verhältnis, aber kein Krieg.

Und in einem Extra-Teil geht es um Kinder- und Jugendliteratur.
Archiv: Börsenblatt