09.12.2002. In dieser Woche lesen Sie: Über das Sterben der ostdeutschen Verlage. Welches die Hörbücher des Jahres sind. Wer der Verleger des Jahres ist. Wann originalverpackte Bücher als gebraucht gelten (und deshalb billiger verkauft werden können). Warum die verlegerische und unternehmerische Kontinuität bei Suhrkamp möglicherweise doch gefährdet ist und was Frank Schirrmacher damit zu tun hat. Von Hubertus Volmer.
Börsenblatt, 06.12.2002
Eichborn muss sich einen neuen Programmchef suchen. Der bisherige Amtsinhaber
Wolfgang Ferchel wechselt zu
Piper, wo er "voraussichtlich zum 1. April als Verleger und Nachfolger von
Viktor Niemann die Programme von Piper, Malik und Kabel verantworten" soll. Niemann werde sich künftig auf seine Tätigkeit als Geschäftsführer der
Bonnier-Holding in Deutschland konzentrieren, die er bislang nebenbei ausgeübt hat. Auch Eichborn-Pressechefin
Susanne Klein hat einen neuen Job gefunden: Sie geht zu
Droemer Knaur. "Ob weitere Mitarbeiter dem Beispiel Ferchls und Kleins in nächster Zeit folgen werden, ist offen. 'Möglicherweise wollen sich Mitarbeiter verändern', so Eichborn-Vorstand
Matthias Kierzek zurückhaltend." Ach ja, und
Walter Moers geht
auch zu Piper.
Der Berliner Fachverlag
Blackwell "zieht sich auf seine
Kernfelder Human- und Tiermedizin zurück". Anders gesagt: Die Bereiche Biologie, Garten- und Landschaftsbau, Land- und Forstwirtschaft sowie Naturführer machen dicht. "Die für die Programme zuständigen Mitarbeiter würden
intern weiterbeschäftigt, sagte ein Verlagssprecher dem
Börsenblatt. Ein Stellenabbau könne vermieden werden." Für die lieferbaren Titel im Segment Biologie, Garten, Natur suche Blackwell einen Käufer. Nach Marktlage könnten etwa Verlage wie
BLV oder
Ulmer als Käufer in Betracht kommen,
schreibt das
Börsenblatt. "Der Bereich Veterinärmedizin wird künftig mit dem Imprint
Parey Buchverlag weitergeführt, das humanmedizinische Programm unter dem Verlagsnamen
Blackwell."
Der Historiker
Raul Hilberg hat den
Geschwister-Scholl-Preis erhalten. Im Interview mit Adelbert Reif sagt der Holocaust-Forscher: "Trotz meiner
düsteren Lebensanschauung und meines düsteren Stils bin ich
Optimist. Wenn ich kein Optimist gewesen wäre, hätte ich meine Beschäftigung mit dem Holocaust gar nicht erst begonnen. Was die Gegenwart betrifft, so fällt es mir schwer, zu erklären, wie Politiker und große Teile der Öffentlichkeit in den westlichen Demokratien den
Mord an mehr als einer halben Million Tutsi übersehen konnten. Die wichtigste Frage ist, ob es einen moralischen Fortschritt der Menschheit gibt oder
nicht."
Die
Hörbücher des Jahres 2002 sind
"Malka Mai" von Mirjam Pressler und
"Pnin" von Vladimir Nabokov. Bei letzterem verbinde sich "die hoch gelobte Neuübersetzung von
Dieter E. Zimmer mit den Sprecherqualitäten von
Ulrich Matthes 'zu einem exquisiten literarischen Vergnügen', heißt es in der Begründung der Jury". Bei "Malka Mai" finde die Sprecherin
Eva Gosciejewicz für "den unglaublich berührenden Text" den richtigen Ton.
Presslers Buch war bereits mit dem Deutschen Bücherpreis ausgezeichnet worden.
Die
Frankfurter Verlage Campus, Eichborn, FVA, Klostermann, Fischer, Schöffling, Stroemfeld, Suhrkamp und Carl Ueberreuter haben sich in einem offenen Brief an Oberbürgermeisterin
Petra Roth gegen die
Schließung von Zweigstellen der Stadtbibliothek ausgesprochen. "Nach Angaben der Verlage habe die CDU-Fraktion im Stadtparlament den Vorschlag gemacht, ein Drittel bis die Hälfte der Zweigstellen zu schließen." Da die Bibliothek aus ihrem Etat
Medien, Mieten und Mitarbeiter gleichermaßen finanzieren muss, geht die Direktorin der Stadtbücherei, Barbara Purbs, davon aus, dass durch die Filialschließungen die Medienversorgung verbessert werden könne.
Weitere Meldungen: Das der Bertelsmann-Tochter
Arvato gehörende Druckhaus
Elsnerdruck in Berlin wird
geschlossen. Den knapp 230 Festangestellten sollen neue Arbeitsplätze am Standort
Pößneck (Thüringen) angeboten werden. Nach dem Ende von "Solo" bereitet das ZDF ein
neues Literaturformat mit
Marcel Reich-Ranicki vor. Geplanter Start sei im April 2003. Die
Umsätze im Buchhandel lagen am ersten verkaufsoffenen Samstag vor Weihnachten auf dem
Niveau des Vorjahres. Andreas Trojan berichtet vom
8. BuchMarkt-Forum in München (Thema: Innovationsmanagement).
Dorling Kindersley baut den Vertrieb aus.
Dieter Schormann, Vorsteher des Börsenvereins, sowie
Dietrich Simon, Sprecher der Landesverbände, sprechen im Interview über die Zukunft des organisierten Buchhandels als Gesamtverein.
Und
Silvia Werfel berichtet vom 52. Wettbewerb der
Stiftung Buchkunst um die "schönsten deutschen Bücher".
Hier mehr über Wettbewerb und Sieger.
buchreport.express, 05.12.2002
Anders als das
Börsenblatt sieht der
buchreport den Umsatz am ersten verkaufsoffenen Samstag vor Weihnachten
düster: "Das Weihnachtsgeschäft kommt
nur langsam in Schwung, die Läden werden zwar voller, noch aber halten die Kunden ihr Geld zurück." Im Vergleich zum ersten Adventssamstag 2001 seien die Umsätze um 6,2 Prozent zurück geblieben. Buchhändler Rudolf Winkelmann aus Recklinghausen sagte dem
buchreport allerdings, das Geschäft sei ja noch gar nicht richtig losgegangen. "Wie wir wissen, kaufen die Leute
Bücher sowieso immer erst zum Schluss." In einem zweiseitigen Artikel schreibt
David Wengenroth über düstere Wirtschaftsprognosen, beispiellose Rabattschlachten und den gebeutelten Fachhandel. Sein Fazit: "Es ist ungewiss, ob das Weihnachtsgeschäft dem Einzelhandel aus der Krise helfen kann. Exzessive Preispolitik ist kein probates Mittel gegen das eisige Konsumklima. Doch viele Händler krempeln die Ärmel hoch und werben mit neuen Ideen um die Kunden."
Die
Sutter-Gruppe sucht einen Käufer für ihre sieben
Baedeker-Buchhandlungen. Geschäftsführer
Christian Sutter sagte dem
buchreport, die Gruppe stehe mit einem Interessenten in den
letzten Verhandlungen. Wer dieser Interessent sei, werde, so das Blatt, streng geheim gehalten. "Baedeker wurde in der Vergangenheit aber wiederholt mit der expansionsfreudigen
Buch & Kunst-Gruppe aus Sachsen in Verbindung gebracht, die seit Beteiligung des britischen Investors
Barclays Private Equity (55 Prozent) bekanntlich aufs Tempo drücken will. In Zeiten der branchenübergreifenden wirtschaftlichen Krise passen die Aktivitäten im Buchhandel offenbar nicht länger ins strategische Gesamtkonzept der Sutter-Gruppe, die auf den Kernfeldern Messepublikation, Kommunikation und B2B-Bereich im Geschäftsjahr 2001 einen konsolidierten Umsatz in Höhe von 109,8 Millionen Euro erwirtschaftet hat." (Mehr
hier.)
Die
Eichborn AG weist in ihren aktuellen Zahlen einen
Verlust von knapp 2,5 Millionen Euro aus. Im Verlagsbereich ging der Umsatz um 25,3 Prozent zurück, ohne die
Harry-Potter-Merchandisingartikel bliebe ein Minus von 16,2 Prozent. Wegen der schlechten Zahlen hat sich Eichborn ein
Notprogramm verordnet:
"Bücher statt Kaffeetassen" - Abschied von den Potter-Produkten, Konzentration auf das "Kerngeschäft Verlag"; Rückzug aus den Aktivitäten und Beteiligungen in den Geschäftsfeldern Film und Musik (Double Fun GmbH, 41 Prozent) sowie Karrieretipps (Büro für Berufsstrategie, 100 Prozent); Abschied vom SMAX - Eichborn bleibt am geregelten Markt notiert. Schon im nächsten Jahr soll "ein erstes Licht am Ende des Tunnels aufscheinen". (Mehr
hier.)
Zur
Schließung der Dornier-Verlage
Henschel,
E.A. Seemann und
Edition Leipzig schreibt der
buchreport: "Der branchenfremde Investor Silvius Dornier, Sprössling der Familie um Luftfahrtpionier Claudius Dornier, hatte 1975 den buddhistischen Theseus Verlag gegründet und ihn in den 90er Jahren zur Holding mit insgesamt acht Verlagen ausgebaut. Sein Engagement für die ostdeutschen Verlage wurde ihm damals hoch angerechnet, doch das Konzept, so unterschiedliche Titel wie Hochzeitsplaner, spirituelle Bücher, Kunstbände und Theaterkritiken unter einem Dach zu vereinen, ist gescheitert. Die Schließung (der drei Verlage) steht symptomatisch für
das Sterben ostdeutscher Verlage, das Leipzig besonders getroffen hat und dem im März 2001 mit dem Aus für
Volk & Welt ein weiteres Kapitel hinzugefügt worden ist. Von den renommierten DDR-Häusern verbleiben nun
Aufbau (Berlin), der
Mitteldeutsche Verlag (Halle) und
Hinstorff (Rostock, Heise-Gruppe). Luchterhand ist mit seinen einst in Ostberlin angesiedelten Imprints seit 2001 bei Random House zu Hause." Dornier beteuere zwar, Gespräche mit Interessenten zu führen, doch der
buchreport ist skeptisch: Wer kaufe denn in der heutigen wirtschaftlichen Lage einen Kunstbuchverlag? "Mit Henschel und E.A. Seemann wird
ein Stück deutscher Kulturgeschichte beerdigt. Henschel war Heimat für Autoren wie Heiner Müller, Volker Braun oder Ulrich Plenzdorf. Die 'Ost-Ausgabe' von 'Ästhetik des Widerstands' von Peter Weiss hat seinerzeit die DDR-Verlagslandschaft erschüttert. Seemann ist der älteste noch bestehende deutsche Kunstbuchverlag, dessen 'Allgemeines Lexikon der bildenden Künste' auf dem deutschen Markt konkurrenzlos ist."
Weitere Meldungen: Bei der Bonner Buchhandelsgruppe
Bouvier-Gonski gibt Mehrheitsgesellschafter
Thomas Grundmann "das operative Geschäft, das Herumwuseln in den Filialen" in jüngere Hände, nämlich in die von
Ralph Erbstösser und
Richard Feldmann. Mit Anzeigen versucht
Booxtra,
buch.de die Kunden von
BOL abspenstig zu machen; dabei wirbt Booxtra damit, ohne Mindestbestellwert versandkostenfrei zu liefern. Wegen des vor einem Jahr
geplatzten Fachzeitschriften-Deals verklagt die
Weka-Firmengruppe die Tochter des Süddeutschen Verlags,
SV Hüthig, auf 76,3 Millionen Euro. Der
Süddeutsche Verlag will 30 Millionen Euro durch Abbau von Personal einsparen: "Konzernweit stehen bis Ende 2004 insgesamt 950 Stellen auf der Streichliste, ins Visier ist auch der
Verlag Moderne Industrie (Landsberg) gerückt." Und für Bücher und Zeitschriften soll künftig der volle
Mehrwertsteuersatz gelten, wenn CDs, CD-ROMs oder DVDs beiliegen.
Hier die
Bestseller.
Börsenblatt, 03.12.2002
Falk New Media, eine Tochter von Mairs Geographischer Verlag,
testet einen
Bezahldienst im Internet. Dabei geht es um einen Reiseplanungsdienst, der "zwischen dem herkömmlichen Stadtplan und GPS-basierten Navigationssystemen" angesiedelt ist: Der User kann seine Route planen und dann einzelne Plan-Quadrate eines Stadtplans ausdrucken. "Das Jahresabonnement soll 6,99 Euro kosten - das entspricht dem Preis der Stadtpläne." Bislang rechnet sich das Angebot nicht. Nach Unternehmensangaben wird das Angebot zurzeit von mehr als 100 Testpersonen getestet.
Ein paar Seiten weiter hinten berichtet das Börsenblatt allerdings, dass
Internet-Nutzer für Informationen
kein Geld ausgeben wollen. Zu diesem Ergebnis sei die Allensbacher Computer- und Telekommunikations-Analyse 2002 gekommen. "Mehr als ein Drittel der 10.500 befragten Personen wollen ihre Informationen aus dem Netz am liebsten kostenlos abrufen. Zwei Drittel geben zwar an, dass sie dafür Geld ausgeben würden. Doch sie machen schnell wieder einen Rückzieher, wenn es um konkrete Nachfragen geht." Nur
sieben Prozent würden für die Nutzung von Zeitungs- und Zeitschriftenarchiven zahlen,
zehn Prozent für Routenplaner und
zwölf Prozent für Dienste, die den günstigsten Einkaufspreis für ein Produkt ermitteln.
Dessen ungeachtet setzt auch die
Brockhaus Duden Neue Medien GmbH auf das Bezahlgeschäft im Netz. Das Unternehmen hat das Portal
Xipolis.net komplett von
Tanto-Xipolis übernommen. Neben Holtzbrinck und der Berliner Capital Fund bleibt auch Brockhaus Gesellschafter von Portal Xipolis.
Wer darauf gehofft hatte, vor Weihnachten Bücher des insolventen
Könemann Verlags besonders günstig zu bekommen, hat Pech gehabt: Die Auslieferung der Restbestände des Kölner Verlags verzögert sich. "Ursache dafür sind offenbar
logistische Probleme, geht es doch offenbar um rund drei Millionen Könemann-Bücher." Für diese habe der Insolvenzverwalter Paul J. Gross mittlerweile Käufer gefunden. Als Hauptabnehmer gelte das Großantiquariat Zanolli. Dort rechne man damit, dass die Titel
frühestens im Januar 2003 eingehen. Gross selbst dagegen sagt: "Die Titel sind in der Pipeline". Allerdings, so das
Börsenblatt, habe der Insolvenzverwalter offen gelassen,
was dies bedeute. "Informationen, wonach bereits drei Millionen Bücher eingestampft worden seien, dementierte Gross."
Weitere Meldungen: Die
Eichborn AG hat einen Verlust von 2,476 Millionen Euro
angehäuft und fast ein Viertel ihres Umsatzes eingebüßt. Die Abteilung
Berufsbildung des Börsenvereins wird bei den
Schulen des Deutschen Buchhandels in Frankfurt-Seckbach
angesiedelt. Die Fachbuchhandlung
Struppe & Winckler ist noch immer an
Kiepert-Standorten interessiert. In der Reihe "Internationale Fachverlage" stellt Holger Ehling den Finanzspezialisten
McGraw-Hill vor. Die Zeitschrift
"Personal-Profi" erscheint künftig bei der
Huss-Medien GmbH (bisher beim Wirtschaftsverlag
C.H. Beck). Nils Kahlefendt hat sich mit
Oliver Zille von der Leipziger Buchmesse über Perspektiven der Messe unterhalten (und die sehen laut Zille trotz Branchenkrise ganz gut aus). Katrin Hage berichtet vom
NCC-Forum Buch, das unter dem Titel "Wie sich das Buch neue Märkte schafft - Erfolg durch Kundenorientierung" Mitte November in Düsseldorf stattfand. Und Regine Meyer-Arlt stellt die Hannoveraner Buchhandlung
Leuenhagen & Paris vor, die am 1. Oktober 50 Jahre alt wurde.
BuchMarkt, 01.12.2002
Der
Stellenmarkt unter
buchmarkt.de scheint gut zu laufen. Der
BuchMarkt bringt einige Zitate von Stellenanbietern. Zum Beispiel vom Grafit-Verleger
Rutger Booß: "Bitte veranlassen Sie, dass unser Stellenangebot schleunigst aus dem Netz genommen wird. Wir ertrinken in Bewerbungen und haben die Stelle besetzt."
Der
Verleger des Jahres ist eine
Verlegerin (übrigens ein Wort, das die Rechtschreibprüfung von MS Word nicht kennt):
Monika Thaler. Zusammen mit ihrem Mann Gert Frederking hat sie in diesem Jahr ihren 1988 gegründete Verlag
Frederking & Thaler von
Random House zurückgekauft. "Ihr Mut zum Risiko, ihre unverwechselbare Handschrift und der Glaube daran, dass gerade Verlage ihres Zuschnitts eine Zukunft haben, hat
BuchMarkt bewogen, sie zum 'Verleger des Jahres' zu küren." Die Zeitschrift vergibt diesen Titel seit 1994. Monika Thaler ist die erste Frau, die so ausgezeichnet wurde. Im Interview mit
Christian von Zittwitz sagt Thaler, sie und ihr Mann hätten den Verlag an Bertelsmann verkauft, weil sie mit 58 und 62 in einem Alter gewesen seien, "in dem wir die begonnene Arbeit sichern wollten". Die drei Jahre bei Bertelsmann seien eine Enttäuschung gewesen, aber auch "eine gute Schule, weil ich zum ersten Mal begriffen habe, wie ein Konzern funktioniert. Vielfalt ist nicht in seiner Struktur, aber ich bin überzeugt, es wird ein Umdenken geben." Thaler glaubt nicht, dass Verlage wie der ihre ein Auslaufmodell sind: "Im Gegenteil, und das wird sich schon im nächsten Jahr zeigen, dass
Verlage kleineren Zuschnitts mit engagierten Verlegern
viel größere Chancen haben als die
Konzerne. Das sind für mich
die Auslaufmodelle."
"Nichts als die Wahrheit" von
Dieter Bohlen kursiert nicht nur kostenlos als PDF-Datei. Auch bei Amazon und ebay ist das Buch günstiger als zum gebundenen Preis zu haben. Bei ebay werde das Buch "neu und originalverpackt von einem Anbieter
177 Mal angeboten, zum Sofort-Kaufen-Preis von 16 Euro pro Stück - statt zum gebundenen Preis von 20 Euro". Von Privatpersonen, die ein ungewolltes Geschenk verkaufen, könne dabei keine Rede mehr sein. Einen
Verstoß gegen die Preisbindung nachzuweisen, sei allerdings schwer, sagt Börsenvereins-Justiziar
Christian Sprang: "Denn trotz der Originalverpackung könne es sich im Einzelfall um ein gebrauchtes Buch im Sinne des Preisbindungsgesetzes handeln: Ein Buch gilt demnach als gebraucht, sobald es einmal
zum gebundenen Ladenpreis verkauft wurde." Wirbel habe "das alles" in der Branche bisher nicht verursacht, schreibt der
BuchMarkt. Dennoch erarbeite der
Börsenverein derzeit ein Konzept, um systematische Verstöße gegen das Preisbindungsgesetz besser ahnden zu können.
Die Verlagsgruppe
Droemer Knaur hat sich die unlängst im
BuchMarkt geäußerte Kritik an den
viel zu umfangreichen Verlagsvorschauen zu Herzen genommen. Statt der
fünfzehn Vorschauen und acht Folder der vorangegangenen Saison gibt es für das kommende Frühjahr
drei Vorschauen für die Verlagsgruppe: Eine Vorschau für die Belletristik- und Sachbuchverlage Droemer, Droemer-Profile, Knaur und Schneekluth, eine Vorschau für das Sach- und Kinderbuchprogramm von Knaur Ratgeber, Pattloch, Battenberg und KI.KA-Buch sowie schließlich eine Vorschau für Taschenbuchnovitäten. Der Buchhandel freut sich über die neue Übersichtlichkeit und der Verlag hat auch noch
Geld gespart. Die Kosten seien um 48,6 Prozent reduziert worden, sagte Marketingleiter Klaus Kluge. Dadurch sei eine verstärkte Investition in die Publikumswerbung möglich. "Es ist Zeit für einen
Richtungswechsel zugunsten der direkten Endkundenansprache. Und wir gehen davon aus, dass der Handel das positiv bemerken wird", so Kluge.
Gerhard Beckmann ist
skeptisch, ob die verlegerische und unternehmerische
Kontinuität bei Suhrkamp nach dem Tod von
Siegfried Unseld tatsächlich gesichert ist. Unselds zentrales Credo sei gewesen: "Die verlegerische Verantwortung ist unteilbar." Nun jedoch gebe es die
Stiftung und die
Verlagsleitung-Holding. In beiden Leitgremien sitze keine einzige verlagserfahrene Person. "Mehr noch: Die 'unteilbare Verantwortung' wird jetzt auch im engeren Sinne geteilt.
Günter Berg ist zwar verlegerischer Geschäftsführer, nur steht neben ihm nicht bloß
Philip Roeder als kfm. Geschäftsführer, sondern zudem ein Programmleiter,
Rainer Weiss, über den der in solchen Dingen gewöhnlich gut unterrichtete Stefan Sattler im
Focus berichtet: 'Er besitzt das besondere Vertrauen von
Ulla Berkewicz.' Müsste das nicht der neue Verleger besitzen? Soll der etwa auch wieder abgebaut werden, wie es zu Unselds Lebzeiten bereits mit allen vorher als Nachfolger aufgebauten Personen geschah? (...) Dass jetzt alle Fäden offenbar im Hintergrund bei
Heinrich Lübbert zusammenlaufen, dem ehemals persönlichen Anwalt Unselds, Scheidungsanwalt für die zweite Ehe von Ulla Berkewicz und nun stellvertretendem Stiftungsvorstand, ist alarmierend." Weiter geht es mit dem von
Frank Schirrmacher initiierten Streit um Martin Walsers
"Tod eines Kritikers". Schirrmachers Antisemitismus-Vorwurf habe Günter Berg getroffen: "Ein für antisemitische Töne unempfindlicher Verlagsleiter wäre bei Suhrkamp unhaltbar. Insider sind der Auffassung, dass Schirrmacher, dessen Stuhl bei der
FAZ zu wackeln scheint, drauf aus ist, Unselds Position einzunehmen. Die
Hymnen, mit denen er in der FAZ Ulla Berkewicz bedachte, sprechen kaum dagegen. Sie ist eine gute Suhrkamp-Autorin. Sie aber wie Schirrmacher gewissermaßen in Nachfolge Walter Benjamins als neuen Garanten für den Geist des Hauses auszugeben, dazu bedarf es schon
einer gehörigen Portion Chuzpe."
Die Coburger Buchhändlerin
Irmgard Clausen hat
fünf Lesekoffer auf Reisen durch Schulklassen geschickt. Das Projekt ist bundesweit einmalig, stieß auf große Resonanz und wird von der örtlichen Presse ausführlich begleitet. "Nachahmen ist erwünscht!", schreibt der
BuchMarkt. Mehr zu dem Projekt
hier.
Weitere Beiträge: Die Ravensburger Buchhandlung
RavensBuch ist zehn Jahre alt geworden und hat aus diesem Anlass ein offenbar sehr schönes Fest mit 200 Gästen,
Rafik Schami, Blumen, Kerzen, Wein und orientalischen Köstlichkeiten gefeiert. Zum 50. Jubiläum im nächsten Jahr gibt der
Ullstein-Taschenbuchverlag sich einen neuen Auftritt: "Die Frau rot, der Krimi gelb, das Sachbuch blau, die Historie beige und die Unterhaltung lila". Außerdem verlost der Verlag eine Vespa. Die Berliner Buchhandlung
Unibuch-Mitte, eine Neugründung von vier Mitarbeiterinnen der ehemaligen Universitäts-Buchhandlung an der Spandauer Straße, zieht ein knappes Jahr nach dem Start eine positive Bilanz. Die
Friedenauer Presse hat ihren 100. Druck vorgelegt:
"Zirkus Sardam", ein Marionetten-Theaterstück von
Daniil Charms.
Schwerpunkte des Heftes sind das Thema
Ladenbau und
Recht / Wirtschaft / Steuern.