Die Buchmacher

Die Buchmacher

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
29.10.2003. Heute erfahren Sie: Wie innig der Buchhandel auf Weihnachten wartet. Und worüber Michel Friedman beim Aufbau Verlag noch nachdenkt. Von Sandra Evertz

Börsenblatt

Weniger Kunden, weniger Umsatz: Im Buchhandel scheint der Aufschwung noch auf sich warten zu lassen. Das belegt eine aktuelle Konjunkturumfrage des Instituts für Handelsforschung, die dem Börsenblatt vorliegt. Nach dem Umsatztiefpunkt im ersten Halbjahr 2002 zeige sich die Situation in den ersten sechs Monaten 2003 nahezu unverändert - und das in Ost und West. Die Ursache sehen die Buchhändler in der "allgemein schlechten Wirtschaftslage". Die Verbraucher hielten sich beim Konsum zurück, die Zahl der Kundenbesuche in den Buchhandlungen nehme ab. Bleibt abzuwarten, welche Impulse das Weihnachtsgeschäft geben kann.

"Pro Buch" äußert sich der diesjährige Büchner-Preisträger, Filmemacher und Autor Alexander Kluge, im Börsenblatt. "Im Buch bleiben die Geschichten stehen, auch wenn die Zeit des Lesens sich ändert." Es gebe nichts Schöneres für Menschen, als eine Erfahrung wiederzuerkennen, die sie selbst gemacht hätten. "Die beste Flaschenpost dafür sind Bücher", glaubt Kluge. "Dasselbe auf dem offenen Meer des Internets, wo ja eine Überflutung von Information herrscht, oder im Fernsehen zu finden, ist sehr viel schwerer."

Die Nachricht, dass Michel Friedman Herausgeber beim Aufbau-Verlag wird, hat sich herumgesprochen (siehe Archiv). Das Börsenblatt hakte beim neuen Verlagsmenschen nach. Nein, er hätte sich nicht auf eine Stelle bei Aufbau beworben. Nein, das sei kein Fulltime-Job, er werde Anwalt Publizist und Unternehmensberater bleiben. Nein, er werde noch keine Namen von Autoren nennen, die er für ein Buch gewinnen wolle. Und schließlich: Ob die von ihm herausgegebenen Bücher kenntlich seien? Darüber werde noch nachgedacht. Denn: Nein, Friedman sei kein eigener Verlag innerhalb des Hauses Aufbau.

Messen die Öffentlich-Rechtlichen Anstalten Kultursendungen genügend Bedeutung bei? Darüber streiten sich deutsche Verleger - darunter Alexander Fest (Rowohlt), Bernd Lunkewitz (Aufbau) und Helge Malchow (KiWi) - mit dem Vorsitzenden der ARD, Jobst Plog. Der Stein des Anstoßes war die Ankündigung, die ARD-Kulturmagazine am Sonntagabend von 22:45 Uhr auf 23 Uhr zu verlegen. Dazu Helge Malchow: "Kultur befand sich aufgrund der Programmpolitik der vergangenen Jahre schon nah an der Kante, jetzt werden wir über die Kante geschoben." Plog findet, dass die Verleger mit ihrem Protest angesichts einer "Differenz von lediglich 15 Minuten" über das Ziel hinausgeschossen seien. "Es scheint unwahrscheinlich, dass die ARD ihre Planungen überdenkt", prognostiziert das Börsenblatt.

Rufus Beck wird den neuen "Harry Potter" in der Hörfassung nicht mehr lesen - Grund sind unterschiedliche Vorstellungen des HörVerlags und des Schauspielers, "auch in der Frage des Honorars". So ganz einfach, scheint sich ein würdiger Nachfolger für Beck nicht finden zu lassen, denn wer Vorschläge für einen anderen Sprecher hat, soll die hier kundtun.

Personalien: Arnd-Volker Listewnik wird Geschäftsführer des Versandhandelsunternehmens Moy Mir (Joint Venture von Weltbild und Burda Media). Mehr Personalien finden Sie hier.

Meldungen: Alban Nikolai Herbsts "Meere" (Mare) darf wegen der Verletzung von Persönlichkeitsrechten (mehr) nicht weiter ausgeliefert werden.
Archiv: Börsenblatt

buchreport.express

Das Kartellamt hat seine Zustimmung der Übernahme des Heyne Verlags durch die Bertelsmann-Tochter Random House in Aussicht gestellt. Andere Verlage und der Handel sind sauer, denn sie befürchten damit einen "bedrohlichen Machtzuwachs" von Bertelsmann. Für Proteste bleibt nicht mehr lange Zeit: Am 28. November will das Kartellamt entscheiden. Dazu der Buchreport: "Dehalb heißt es für alle Beteiligten: Jetzt müssen sie mit ihren Argumenten überzeugen, wenn sie sich nicht über Jahre hinweg warten wollen, bis das Urteil eines ordentlichen Gerichts in letzter Instanz die Übernahmefrage regelt."

Die Autorin ist ihr Erbe angetreten und wird Verlegerin: Ulla Unseld-Berkewiez, die Witwe von Siegfried Unseld, tritt per Gesellschafterbeschluss in die Geschäftsführung der Verlage Suhrkamp und Insel ein und übernimmt den Vorsitz. Ebenfalls in die Geschäftsführung aufgerückt ist der bisherige Programmleiter Rainer Weiss. "Trotz der lange erwarteten Entscheidung bleibt die Zukunft des Verlags ungewiss. Denn die strukturellen Probleme des Verlagshauses in der Frankfurter Lindenstraße sind weiterhin ungelöst", kommentiert der Buchreport.

Wird Köln zur Konkurrenz von Leipzig? Eine Woche vor der Leipziger Buchmesse 2004 und dem dazugehörigen Lesefest "Leipzig liest" geht das Lesefestival LitCologne am Rhein an den Start. Zum insgesamt vierten Mal - und diesmal soll das Programm erheblich erweitert werden. "Die Gründerväter der LitCologne wollen gemeinsam mit der koelnmesse eine Kombination aus Branchentreff, Ausstellung und Kongress zum Thema Hörbuch auf die Beine stellen." Das Kind habe sogar schon einen Namen: ABC. Audio Book Cologne.

Weltbild lässt die Vertriebsmaschine im Vorfeld des Erstverkaufstags (8. November) von "Harry Potter V" heiß laufen. In Kooperation mit der Deutschen Post (hat die nicht tagsüber genug mit der Zustellung zu tun?) schickt der Augsburger Versandbuchhändler tausend Boten auf die Reise, die den Weltbild-Kunden das Buch auf Wunsch zwischen Mitternacht und zwei Uhr morgens zustellen. Kostenlos. "Mit der Sonderaktion will das Unternehmen in die zeitliche Lücke zum stationären Sortiment stoßen", schreibt der Buchreport. Im Laden darf der neue Potter "erst" ab sechs Uhr verkauft werden.

Meldungen: Preisbindungstreuhänder Dieter Wallenfells hat seinen Prozess gegen das Kundenbindungsprogramm von buch.de in der ersten Instanz verloren - der Online-Shop darf Buchkäufer weiterhin mit "Miles & More"-Punkten der Lufthansa belohnen. Der Online-Buchhandel wächst - Amazon machte im 3. Quartal 2003 erstmals außerhalb des Weihnachtsgeschäfts Gewinn. Zum Schluss: die Bestseller.