Die Buchmacher

Die Buchmacher

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
23.02.2004. In dieser Woche: Warum sich die Leser lieber in der Bild-Zeitung informieren als in den Feuilletons. Und warum selbst in den Buchhandelsketten Geiz jetzt geil ist. Von Sandra Evertz

buchreport.express

Buchkäufer wollen Orientierungshilfen. Diesen Schluss zieht der Buchreport aus dem Erfolg der Heidenreichschen Buchempfehlungen: 13 Titel aus ihrer "Lesen!"-Sendung finden sich zurzeit in den "Top 50" der Bestsellerlisten. Gründe für die Ratlosigkeit der Kunden seien die Reduzierung der Verlagswerbung, größer werdende Verkaufsflächen und die abnehmende Verweildauer von Neuerscheinungen. Den Literaturkritikern wirft der Buchreport vor, dass ihre Besprechungen oft mehr der eigenen Profilierung dienten, als der Orientierung der Leser. Das breite Lesepublikum lasse sich zunehmend durch die Massenmedien, etwa die Bild-Zeitung, erreichen. "Die Verlage müssen verstehen, diese Medien für ihre Bücher zu interessieren". Hier der vollständige Artikel.

Hugendubel will mit "Geiz ist geil" auf die Füße kommen. Zur neuen Preisoffensive des Filialisten, der 2003 mit einem flächenbereinigten Minus von 3,2 Prozent abschloss, gehören ein regelmäßig erscheinender "Schnäppchen-Guide", gezielte Sonderangebote in einem festgelegten Zeitraum mit Vorankündigung a la Ikea, die Kombination preisgebundener und nicht preisgebundener Artikel (sie erweckt den Eindruck, bei Hugendubel sei alles billig) und ein besonderes Angebot am Donnerstag, vergleichbar mit dem Aldi-Mittwoch. Obwohl von Hugendubel nicht kommentiert, sei kaum zu übersehen, dass die Kampagne langfristig angelegt sei, schreibt der Buchreport. "Die ganzjährige Billig-Strategie ist bisher bei den klassischen Sortimentern ohne Vorbild (...), vergleichbare Lockversuche gibt es allerdings im Internet-Buchhandel." Hier der vollständige Artikel.

Die große Resonanz auf das BBC-Projekt "The Big Read" vor Augen, will das ZDF im Herbst mit der Aktion "Unser bestes Buch" auf Sendung gehen. Details zum Konzept konnte der Buchreport der ZDF-Presseabteilung noch nicht entlocken. In Großbritannien gaben letztes Jahr sowohl Prominente als auch das Fernsehpublikum für eine Top 100-Liste Buchvorschläge ab. 750.000 Briten wählten schließlich - nein, nicht "Harry Potter" - Tolkiens "Herrn der Ringe" zu ihrem Lieblingsroman. "Der Buchhandel (...) erlebte einen nicht erwarteten Run. Allein Waterstones verkaufte von Mai bis Oktober rund 750.000 Exemplare aus den Top 100."

Die Deutsche Bahn hat Schuld. Diesmal an der schlechten wirtschaftlichen Situation der Bahnhofsbuchhändler. Der Gesamtumsatz der Branche - rund ein Viertel zieht sie aus dem Verkauf von Büchern - sei nach einem schlechten Jahr 2002 in 2003 noch einmal um 3,5 Prozent eingebrochen, klagt Götz Grauert, Vorsitzender des Verbands der Deutschen Bahnhofsbuchhändler, im Buchreport. Ins Kontor habe nicht nur die allgemeine Knappheit in den Geldbörsen der Bürger geschlagen, sondern auch die ärgerlichen Verspätungen und die undurchsichtige Preispolitik der Bahn.

Personalien: Andrew Phillips ist nach dem Abschied von Geschäftsführer Daniel Brücher neuer Chef von Dorling Kindersley Deutschland. Die Eichborn AG beruft Programmleiter Matthias Bischoff zusätzlich in den Aufsichtsrat.

Meldungen: Das Lesefestival der Spannungsliteratur, die "Criminale", prescht diesmal mit 100 Veranstaltungen (Vorjahr: 40) vor (hier das Programm). buecher.de und booxtra.de schließen sich unter dem Namen buecher.de GmbH & Co. KG zusammen, treten ihren Kunden aber weiterhin als zwei unterschiedliche Shops entgegen.
Stichwörter: Ikea, Tolkien, Deutsche Bahn, Resonanz

Börsenblatt

Die Leipziger Buchmesse kopiert den Flop der Frankfurter Buchmesse und lässt erstmals einen zeitlich begrenzten Buchverkauf direkt am Messestand zu. Der Direktverkauf werde in diesem Jahr testweise durchgeführt, erfolge nur zum festen Ladenpreis und beschränke sich auf die letzten beiden Stunden vor Messeschluss, meldet das Börsenblatt. Der Schritt sei in Abstimmung mit der Messebuchhandlung erfolgt und komme vor allem kleineren und Kleinstverlagen entgegen.

Individualität schafft Erfolg, glaubt Unternehmensberater Jörg Winter. Auf den Sortimentsbuchhandel bezogen, werde dies oft verkannt. Inhabergeführten Buchhandlungen rät Winter, den Fokus zu verengen, sich auf eine Hauptkundengruppe zu spezialisieren und diese optimal und mit hohen Umsatzanteilen zu bedienen. Qualität entstehe durch Beschränkung. Das Einkaufen nach Reihen oder Verlagen sei dem titelbezogene Einkaufen ganz klar vorzuziehen.

Der Kölner Autor Frank Schätzing hat lange Zeit gespannt auf den heutigen Tag gewartet. Denn heute, am Rosenmontag, erscheint der 1000 Seiten fassende Endzeit-Thriller "Der Schwarm" (mehr) mit einer Startauflage von 100.000 Exemplaren bei KiWi. Für eine sechsstellige Summe soll sich Fischer die Taschenbuchrechte gesichert haben. Während der Recherche für sein neuestes Buch habe er auch viele Experten, Politiker und Forscher, interviewt, erzählte Schätzing dem Börsenblatt. Nach anfänglicher Skepsis hätten sich viele einen halben oder ganzen Tag Zeit für ihn genommen, denn "meine Welt ist für diese Leute genauso faszinierend wie deren Welt für mich."

Random House hat mit einer Reihe personeller Veränderungen die Integration des Heyne Verlags abgeschlossen. Die neue Organisation beruhe auf einer Unterteilung der Programmebene in vier größere Einheiten, erläutert das Börsenblatt. Zur Random House Verlagsgruppe gehörten einschließlich der Imprints 25 Verlage. Die 14 Verlagsteams sollten auch untereinander konkurrieren. Den Heyne Verlag (mit Diana, Ansata und Integral) leitet künftig Ulrich Genzler. Bei Blanvalet (mit Limes und Random House Entertainment) ist Silvia Kuttny an der Spitze. Für die Gruppe btb/Goldmann (mit Manhattan, Arkana und Mosaik) zeichnet Georg Reuchlein verantwortlich. Die Zuständigkeit für C. Bertelsmann Jugendbuch, Random House Audio und Gütersloher Verlagshaus liegt bei Klaus Eck.

Weitere Personalien aus der Buchbranche.

Meldungen: Der mit 26.000 dotierte Kurt-Wolff-Preis geht in diesem Jahr an den Hamburger Verlag Edition Nautilus. Die Gerüchte, dass Autor Martin Walser Suhrkamp-Geschäftsführer Günter Berg, der zu Hoffmann und Campe wechselt, folgt, halten sich hartnäckig. Der Ulrike Helmer Verlag setzt seine Porträtsammlung von "Bücherfrauen" fort.
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