Die Buchmacher

Die Buchmacher

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
30.03.2004. Diese Woche lesen Sie: Woran Helmut Markwort seit seiner Kindheit leidet. Wer den Buchhändlern das Geschäft mit den von Elke Heidenreich empfohlenen Büchern vermiest hat. Welche Verlage ihre Umsätze steigern konnten. Von Sandra Evertz

Börsenblatt

Buchmessen wie Jahreswechsel rufen den Börsenvereinsvorsteher zu einem Statement zur Lage der Branche. "Auch wenn die Zeiten mittlerweile positiver erscheinen", erklärte Dieter Schormann bedächtig vor Journalisten bei der Eröffnungspressekonferenz in Leipzig, "so kann sich die Branche nach drei Jahren sinkender Umsätze nur langsam wieder erholen." Die Buchhändler seien zwar optimistisch, aber immer noch vorsichtig. Als Konstante im Buchhandel erweise sich das Privatkundengeschäft, zurückhaltender seien dagegen öffentliche Institutionen und Bibliotheken. Hier Schormanns Eröffnungsrede zur Buchmesse.

Auf der Buchmesse gab Wolfgang Marzin seinen Einstand als Leipziger Messechef. Die Buchbranche sei neu für ihn, doch Berührungsängste habe er nicht, sagte der gebürtige Münchener dem Börsenblatt. Eine Autoschau oder eine Buchmesse auszurichten - für Marzin scheint das einerlei. "Mögen die Themen unterschiedlich sein, letztlich kommt es immer auf dasselbe an: die richtigen Leute zusammenzubringen."

Bedenken gegenüber einer Zunahme des Direktvertriebs äußert der Mainzer Buchhändler Thomas Kohl auf der Meinungsseite des Börsenblatts: "Zurzeit erleben wir vielfach einen Prozess, bei dem keine Seite gewinnt." Verlage neigten dazu, die eigene Vertriebskompetenz zu überschätzen, Kundennähe, Professionalität und Flexiblität des Buchhändlers zu unterschätzen und den stabilisierenden Einfluss eines Händlernetzes, das auch in mageren Jahren einen Basisabsatz garantiere, zu ignorieren. Besonders ärgerlich seien gespaltene Vertriebswege, die die Rolle des Handels im Unklaren lasse. "Nicht gegeneinander, nur miteinander können die Marktteilnehmer in diesen manchmal schwierigen Zeiten bestehen", glaubt Kohl.

Mit "Bookmark" (die erste Folge wurde am 28. März von der Buchmesse gesendet, mehr) verschafft Focus-Chef Helmut Markwort dem Sachbuch einen exklusiven TV-Auftritt. "Es hat nahe gelegen, ein Format für eine Büchersendung zu entwickeln", erzählte Markwort dem Börsenblatt, "da ich seit meiner Kindheit unter Lesesucht leide." Am Schluss einer jeden Sendung wolle er - bewusst subjektiv - einige zusätzliche Titel empfehlen, auf diese Weise Titel und Autoren (wieder) entdecken. "Ab und zu werde ich auch einmal auf einen Flop aufmerksam machen", ist sich Markwort sicher. Aha.

Dass der Fußball ihnen das Geschäft vermiest hat, meinen die vom Börsenblatt zur Resonanz auf das letzte "Lesen!"-Magazin (es wurde durch die Live-Übertragung des DFB-Pokalspiels zeitlich nach hinten verschoben) befragten Buchhändler. Bei den vorherigen Sendungen hätten die Händler einen größeren Umsatz der empfohlenen Titel verzeichnen können, diesmal sei der Verkauf konstant gewesen. Zu einem etwas anderen Ergebnis ist der Buchreport gekommen, siehe dort.

Im Streit um die Rechtschreibreform spricht sich das Goethe-Institut Inter Naciones für eine Modifizierung aus. "Das Bemühen um Vereinfachung hat zur Erschwerung des Lesens und zur Verringerung der Ausdruckskraft der geschriebenen Sprache geführt", heißt es zur Begründung in einer Resolution der Mitgliederversammlung, die der Kultusministerkonferenz übergeben werden soll.

Joachim Kaps, früherer Verlagsleiter von Carlsen Comics, soll das Geschäft des US-Manga-Marktführers, Tokyopop K.K., in Deutschland ausbauen. Zu seiner Unterstützung holt der 40-Jährige ehemalige Carlsen-Kollegen ins Tokyopop-Boot. Den mit 530.000 Euro dotierten Astrid-Lindgren-Gedächtnispreis für Literatur, vergeben von der schwedischen Regierung, erhält Lygia Bojunga. Mehr Personalien aus der Buchbranche.

Letzter Nachschlag zur lit.Cologne: Die Besucherzahl stieg im Vergleich vom Vorjahr um 15 Prozent auf 46.000, die Auslastung der Veranstaltungen lag bei 92 Prozent.

Weitere Meldungen: Literaturhaeuser.net (mehr), das Netzwerk der Literaturhäuser, und Arte wollen künftig enger zusammenarbeiten. Der Berliner Eulenspiegel Verlag feiert in 2004 sein 50-jähriges Bestehen.
Archiv: Börsenblatt

buchreport.express

In die deutsche Verlagslandschaft kommt Bewegung. Bis vor zwei Jahren seien die Rollen noch klar verteilt gewesen, berichtet der Buchreport. "Die Fachverlage galten als Felsen in der Brandung mit kalkulierbarem, stetem Wachstum und die Publikumsverlage mit Belletristik-Schwerpunkt als Sorgenkinder der Branche." Die Entwicklung im Jahr 2003 scheine diese Verhältnisse geradezu auf den Kopf gestellt zu haben. Publikumsverlage erzielten ein durchschnittliches Umsatzplus von 11,7 Prozent, Fachverlage ein Minus von 0,6 Prozent.

Rund 11.000 Menschen sind zum Start der Werbeaktion SZ-Bibliothek zum Verlagsgebäude der Süddeutschen Zeitung in München gepilgert, um sich den ersten Band als Geschenk abzuholen. In Bahnhofsbuchhandlungen, die mit der SZ kooperierten, habe es hingegen kaum gezielte Nachfrage nach dem Geschenkband gegeben, ergab eine Buchreport-Umfrage. Die Bücher seien SZ-Käufern meist als Zugabe obendrauf gelegt worden. Am vergangenen Samstag stieg der Buchhandel mit dem zweiten Band - jeder Band kostet ab jetzt 4,90 Euro - in die Aktion ein. "Knapp drei Millionen Exemplare der Bibliothek wurden bisher vom Handel geordert", lässt der Süddeutsche Verlag verlauten.

Im Rahmen der Buchmesse wurde im dritten Jahr der Deutsche Bücherpreis verliehen, womöglich zum letzten Mal. "Die Auszeichnung, deren Präsentation in den Vorjahren harsche Kritik in den Feuilletons kassierte, ist laut Börsenvereinsvorsteher Dieter Schormann ,in der jetzigen Form auf drei Jahre angelegt' und steht vor einer ungewissen Zukunft", schreibt der Buchreport. Auch, und vor allem, weil die Hauptsponsoren, Random House und Georg von Holtzbrinck, eine deutliche Reduzierung der Mittel angekündigt hätten. Hier ein Überblick der diesjährigen Preisträger und die Begründungen der Jury.

Die Mehrzahl der Elke Heidenreich-Fans ist geduldig. Obwohl die letzte "Lesen!"-Sendung wegen der Übertragung eines Fußballspiels fast eine Stunde später als gewohnt begann, harrten 1,3 Millionen Zuschauer vor den Bildschirmen aus. "Die Lokomotive Heidenreich hat auch nach dieser Sendung wieder für Bestseller gesorgt: Von den acht vorgestellten Titeln sind alle fünf, die den Kriterien der Spiegel-Bestsellerliste entsprechen, in die aktuelle Liste eingestiegen", heißt es im Buchreport. (siehe auch Börsenblatt)

Karstadt
bestätigte, dass es in den Buchabteilungen des größten deutschen Warenhauskonzerns in Zukunft zu Kooperationen mit "geeigneten Partnern" kommen kann. Der Buchreport spekuliert über Namen wie Hugendubel, Thalia oder Weltbild.

Personalien: Die Goethe-Medaille geht diesmal an Imre Kertesz.

Meldungen: Die Taschenbuchpreise erhöhen sich im April um durchschnittlich 1,73 Prozent auf 9,41 Euro. Nachdem der Mutterkonzern des Europa Verlags, die Senator Entertainment AG, kurz vor der Insolvenz steht, soll in den kommenden Wochen eine Entscheidung über einen neuen Partner für die Buchmacher getroffen werden.