Die Buchmacher

Die Buchmacher

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
28.06.2004. Diese Woche lesen Sie: Wie Amazon Druck auf die Verlage ausübt. Welche Bücher verboten wurden. Wer Slobodan Milosevic vor dem Kriegsverbrechertribunal entlasten soll. Warum ein Übersetzer künftig auch Urheber ist. Von Sandra Evertz.

Börsenblatt

Die Amazon-Auslistung (siehe Archiv) hat Diogenes bei stationärem Handel und Endkunden sympathisch gemacht. Die positiven Reaktionen hätten den Verlag selbst überrascht, erzählte Diogenes-Geschäftsführer Stefan Fritsch dem Börsenblatt. Amazon übt derweil weiter Druck auf die Verlage aus. In den USA hat der Online-Riese, laut Branchenblatt Publishers Weekly, im Frühjahr neue Werbeverträge vorgelegt. Sollten Verlage sich nicht kooperativ zeigen, droht Amazon, könnten sie künftig einen schweren Stand haben. Es ist etwa von einer Einschränkung der Suchfunktionen die Rede. (Da schaltet man seine Verlagswerbung doch besser gleich beim Perlentaucher!)

Pathetische Worte fand Börsenvereinsvorsteher Dieter Schormann in seiner Rede zum 27. Kongress der Internationalen Verleger-Union in Berlin: "Die Fragen nach der Freiheit des Publizierens und nach der Sicherung des Urheberrechts erhalten eine völlig neue Dimension. Sie können nicht mehr national, sondern müssen international beantwortet werden." Vier Tage lang bezogen Verleger u.a. Stellung zu Themen wie Analphabetismus, Urheberrecht oder der Finanzierung von Bibliotheken. Welche Resolutionen auf dem mittlerweile zu Ende gegangenen IVU-Kongress verabschiedet wurden, hier.

1998 erhielt er den Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (mehr), jetzt wird er selbst Mitglied: der diesjährige Büchner-Preisträger Wilhelm Genazino. Daneben sind Günter Herburger, Gert Heidenreich, Petra Morsbach, Ivan Kadlecik, Jorge Semprun und Adolf Muschg in die Akademie gewählt worden. Aufnahmetag ist der 1. Juli. Weitere Personalien aus der Buchbranche.

Meldungen: Bill Clintons Memoiren "My life" sind bis zum Erstverkaufstag rund zwei Millionen Mal vorbestellt worden - in Deutschland erscheint der rund 11000 Seiten starke Wälzer unter dem Titel "Mein Leben" am 8. Juli bei Econ (siehe auch Buchreport). Die Auslieferung der Autobiografie von Gloria v. Thurn und Taxis, "Die Fürstin" (Heyne), ist per einstweiliger Verfügung gestoppt worden; in Passagen über den verstorbenen Ex-Manager des Fürstenhauses, Rolf Levedag, seien dessen Persönlichkeitsrechte verletzt worden. Die fiktive Tötung des Bundeskanzlers in Reinhard Liebermanns Krimi "Das Ende des Kanzlers" (Betzel) stellt eine "schwerwiegende Beeinträchtigung des Persönlichkeitsrechts" dar, befand das OLG Hamburg und verbot die Veröffentlichung und Verbreitung des Titels.
Archiv: Börsenblatt

buchreport.express

Mit einem aktuellen Urteil des Bundesgerichtshofs im Fall der Übersetzerin Karin Krieger gegen den Piper Verlag sind die Rechte der Übersetzer gestärkt worden. "Nach der BGH-Entscheidung sind Übersetzungsverträge nicht als Bestell-, sondern als Verlagsverträge zu werten - was die Verlage verpflichtet, Übersetzungen auch tatsächlich zu verbreiten", erklärt der Buchreport. "Endlich müssen Verlage sorgsam mit unserem geistigen Eigentum umgehen", freute sich Klägerin Krieger. Jetzt stehe schwarz auf weiß fest, dass Übersetzer Urheber seien.

Die deutsche Bonnier Holding hat sich beim Bundeskartellamt über Random House beschwert. Im Zuge der Aufteilung von Ullstein Heyne List sind Bonnier die Taschenbuch-Reihen Heyne Fantasy und Heyne Esoterik zugesprochen worden. Bonnier wirft Random House nun vor, aus diesen Reihen erfolgreiche Titel rausgepickt und in der hauseigenen Allgemeinen Reihe des Heyne-Taschenbuchs platziert zu haben.

Joanne K. Rowling hat's mit "Harry Potter" vorgemacht, Bill Clinton (siehe auch Börsenblatt) tritt mit großer Wahrscheinlichkeit in ihre Fußstapfen: als Autor eines globalen Bestsellers. Im Falle des amerikanischen Ex-Präsidenten scheinen Zeitpunkt, Story und Vermarktung zu stimmen. Die deutschen Publikumsverlage, bemerkt der Buchreport, beobachten das Geschäft mit Argusaugen (Econ, heute zu Bonnier gehörend, soll 1,3 Mio Dollar für die Lizenz gezahlt haben) und warten auf die Chance, den nächsten Global-Seller ins eigene Programm zu hieven. Doch: "Wer auf den alleinigen Bestseller hofft, spielt russisches Roulette", gibt der Buchreport zu Bedenken.

Die Leipziger Buchmesse expandiert. Im kommenden Jahr werden den Ausstellern zwei weitere Hallen zur Verfügung stehen, berichtete Messedirektor Oliver Zille dem Buchreport. Die Schwerpunkte "Kinder, Jugend, Bildung", "Comic", "Hörbuch" und "Reisen" sollen ausgebaut und räumlich entzerrt werden. Mit Hilfe einer Hamburger Agentur hat die Buchmesse eine neue Werbelinie entwickelt, die schließlich auch mehr Besucher anziehen soll. Dass Potenzial für Besucherzuwächse vorhanden ist, bezweifelt Zille nicht.

Bodo Kirchhoff ("Schundroman", "Parlando") strebt nach Höherem und will es mit Elke Heidenreich und deren Büchersendung "Lesen!" (ZDF) aufnehmen. Im Buchreport-Interview kündigte er an, sich dafür einzusetzen, dass sein Literatur-Talk "Parlando" (früherer Titel: "cult.date") auf lange Sicht über die ARD (zur Zeit: Hessischer Rundfunk) ausgestrahlt werde. Bei seiner letzten Sendung konnte Kirchhoff rund 50.000 Zuschauer interessieren.

Personalien: Der ehemalige Präsident Jugoslawiens, Slobodan Milosevic, möchte sich von Autor Peter Handke (mehr im Perlentaucher-Archiv) vor dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag entlasten lassen. Handke ist nach Medienberichten "nicht abgeneigt", in den Zeugenstand zu treten.

Meldungen: Band 15 der SZ-Bibliothek ist gerade frisch ausgeliefert, das Konzept längst aufgegangen. Der Süddeutsche Verlag kann sich für, nach eigenen Angaben, 6,5 Millionen verkaufte oder vorbestellte Exemplare im Rahmen der Werbeaktion feiern. Wer Donna Leons neuen "Brunetti" von Platz 1 der Belletristik-Bestsellerliste verdrängt hat, hier.