Die Buchmacher

Die Buchmacher

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
22.11.2004. In dieser Woche lesen Sie: Wie der "Berliner Appell" beim Börsenverein aufgenommen wurde. Wer mit großen Buch-Aktionen Geld verdient, und wer darunter leidet. Und wie der Umsatz des Sortiments im Vergleich zum Vorjahr aussieht. Von Sandra Evertz.

Börsenblatt

Für "nicht akzeptabel" und "schädigend" hält Börsenvereinsvorsteher Dieter Schormann den Offenen Brief, in dem Berliner Verleger und Buchhändler die Verbandsreformen des Börsenvereins kritisiert und mehr Kontrolle gefordert hatten (siehe Perlentaucher-Archiv). Weitere Reaktionen auf den "Brief aus Berlin", der in Frankfurt diskutiert und beantwortet wurde, hier.

In den letzten Wochen wurden Stimmen laut, dass die Buchpreisbindung in Österreich und in der deutschsprachigen Schweiz zu kippen droht. Dieter Schormann hat an seine Kollegen, die Präsidenten der Buchhändler- und Verlegerverbände in den beiden Nachbarländern, appelliert, die Preisbindung zu erhalten. "Verlage in der Schweiz und in Österreich haben traditionell sowohl geistesgeschichtlich als auch ökonomisch eine überregionale Bedeutung", argumentierte Schormann. "Ihre Leistungen fußen auf der Preisbindung. Sie sind deshalb darauf angewiesen, dass es national wie international möglichst lückenlose Preisbindungssysteme gibt."

Den ersten Eindruck der Buchhändler konnte die Marktforschung bestätigen: Die ZDF-Aktion "Unsere Besten - Das große Lesen", bei der die Deutschen aufgerufen waren, ihr Lieblingsbuch zu wählen (hier noch einmal die "Top 50"), hat sich unmittelbar auf die Nachfrage ausgewirkt. Einige der bestplatzierten Titel erlebten nach der Abschlusssendung einen regelrechten Boom, hat Media Control GfK International ermittelt. Zum Verkaufshit wurde Ken Folletts "Säulen der Erde". Auf den Plätzen 2 und 3 der absatzstärksten "Unsere Besten"-Titel folgen Cornelia Funkes "Tintenherz" und Bernhard Schlinks "Der Vorleser".

Alle warten vergeblich - auf den mehrheitsfähigen, großen Wenderoman. Behauptet Uwe Ebbinghaus auf der Meinungsseite des Börsenblatts und wirft einen Blick ins "literarische Erinnerungsarsenal".

Das Sortiment hat im Oktober mit einem Minus von einem Prozent knapp den Umsatz des Vorjahresmonats verfehlt. Das geht aus dem monatlichen Betriebsvergleich, den das Institut für Handelsforschung an der Uni Köln im Auftrag des Börsenvereins durchführt, hervor. "Von Januar bis Oktober bleibt es im Vergleich zu 2003 weiterhin bei einem Umsatzanstieg von knapp einem Prozent", berichtet das Börsenblatt.

Personalien: Ulrich Raulff ist seit Mitte November Direktor des Schiller-Nationalmuseums und des Deutschen Literaturarchivs in Marbach.

Meldungen: Knapp 40 Institutionen und Verbände der Kultur- und Medienwirtschaft haben sich unter Federführung des Börsenvereins zum "Aktionsbündnis Künstlersozialversicherung" zusammengeschlossen, um gegen die für 2005 geplante Erhöhung der Künstlersozialabgabe (von 4,3 Prozent auf 5,8 Prozent) vorzugehen. Die Zentral- und Landesbibliothek Berlin hat die Sammlung des Kant-Forschers Gerhard Funke übernommen: 2.800 Titel sowie 61 zum Teil sehr seltene Erst- und Frühausgaben von Kant und zeitgenössischen Philosophen. Parallel zur lit.Cologne wird vom 17. bis 20. März 2005 erstmals die Hörbuchmesse AudioBooks Cologne veranstaltet, auch die gleichzeitig stattfindende Leipziger Buchmesse hat das Schwerpunktthema "Hörbuch". Die Buchhändlertage sind im kommenden Jahr am 16. und 17. Juni in Berlin, geplant ist außerdem ein Branchenfest. Die Titel von Elke Heidenreichs nächster "Lesen!"-Sendung (am 23. November, 23 Uhr, ZDF) stehen fest.
Archiv: Börsenblatt

buchreport.express

Enttäuscht zeigte sich Verleger Christoph Links, Mitinitiator des "Berliner Appells" an die Abgeordnetenversammlung des Börsenvereins (siehe auch Börsenblatt), angesichts der Reaktionen in Frankfurt. "Es wurde offensichtlich, dass die Börsenvereinsführung Probleme hat, mit der Kritik der Basis sachlich und konstruktiv umzugehen", erklärte Links im Gespräch mit dem Buchreport.

Das Zeit-Lexikon ist erfolgreich ins Rennen gestartet. Mit einer Rekordauflage von 581.000 Exemplaren (höchste verkaufte Auflage seit der Gründung vor 58 Jahren) habe sich die Wochenzeitung samt erstem Lexikon-Band an Abonnenten bzw. an den Ladentheken verkauft, hat der Buchreport recherchiert. Da die 1. Auflage des ersten Bandes - 550.000 Exemplare - nicht reichte, sollen nun 60.000 nachgedruckt werden. Das Aktionsziel wird für die Zeit mit dem Verkauf von 90.000 kompletten Enzyklopädien erreicht. Warum der Vertrieb des Zeit-Lexikons so aufwändig und daher problematisch ist, hier.Als "einen der größten Verkaufserfolge der Buchhandelsgeschichte" feiert Weltbild die gemeinsam mit der Bild-Zeitung gestemmte "Volksbibel"-Aktion. Nach nur zwei Tagen seien die für den Handel bestimmten 100.000 Exemplare der ersten Druckauflage nahezu ausverkauft gewesen, weiß der Buchreport. Die restlichen im ersten Rutsch mitgedruckten 150.000 Billig-Bibeln blieben Weltbild-Kunden vorbehalten, so das Branchenmagazin. Den Absatz angekurbelt hat das aggressive Marketing der "Bild", in "gewohnt marktschreierischer Manier".

Das Moderne Antiquariat leidet unter der Billig-Offensive der Zeitungen. "MA-Händler und Produzenten verzeichnen erhebliche Einbußen", berichtet der Buchreport und hat aus Branchenkreisen gehört, dass die Situation für die Spitzenklasse der Ramscher brenzlig sei. Besonders in der Belletristik herrsche ein Überangebot von Dumping-Titeln.

"Harry Potter V"
geistert wieder durch die Nebenmärkte.

Personalien: Christian Strasser hat das Team für seinen kürzlich erworbenen Pendo Verlag (Zürich) beisammen: Katrin Eckert wird Programmleiterin, Christian Graef kaufmännischer Leiter. Strasser selbst will von München aus die Bereiche Marketing, Presse und Controlling organisieren. Birgit Menche, seit 1995 in der Rechtsabteilung des Börsenvereins tätig, macht sich als Rechtsanwältin selbstständig und wird das Amt der Preisbindungstreuhänderin für das Sortiment übernehmen.

Meldungen: Deuticke präsentiert im Bücherfrühling 2005 mit zehn Titeln sein erstes Programm unter dem Dach des Hanser Verlags. Gabriel Garcia Marquez hat, nach zwei Jahren Verhandlung und dem Ausschlagen von über 50 Angeboten, erstmals die Filmrechte an einem seiner Bestseller verkauft: Für rund 2,3 Millionen Euro erhielt Produzent Scott Steindorf den Zuschlag für "Liebe in Zeiten der Cholera". Die mecklenburgische Kleinstadt Klütz, welche als Vorbild für die Stadt Jerichow im Roman "Jahrestage" gilt, plant ein Uwe Johnson-Zentrum (mehr zu Johnson im Perlentaucher-Archiv). Auf allen Spiegel-Bestsellerlisten ist die alte auch die neue Nummer 1. Was sich sonst getan hat, hier.