Die Buchmacher

Die Buchmacher

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
29.11.2004. Diese Woche lesen Sie: Worüber sich die Hörbuchverlage ärgern. Wieviel Umsatz die SZ mit ihrer Bibliothek gemacht hat. Warum es vor Weihnachten keine neuen "Volksbibeln" mehr gibt. Und welche Buchhändler mehr Bücher in Fremdsprachen anbieten. Von Sandra Evertz

Börsenblatt

Die Hörbuchverlage haben die Qual der Wahl: Sollen sie lieber bei der ersten Audiobooks Cologne ausstellen oder auf der parallel stattfindenden Leipziger Buchmesse mit dem Schwerpunkt "Hörbuch". Oder vielleicht gar bei beiden Branchentreffs präsent sein? Die vom Börsenblatt befragten Verlagsmitarbeiter reagierten auf die zeitliche Überschneidung der Veranstaltungen durchweg verärgert. Denn: Vor allem kleine Hörbuchverlage können aus personellen und logistischen Gründen nicht auf beiden Messen ausstellen. Der Trend geht nach Leipzig.

Der Hessische Rundfunk hat die "Hörbücher des Jahres" ausgewählt. Als bestes Hörbuch für Erwachsene wird Gottfried Benns "Das Hörwerk" (Zweitausendeins) prämiert, bei den Kinder- und Jugendhörbüchern machte die gesprochene Version von Kate DiCamillos "Despereaux" (HörCompany) das Rennen. Mehr.

Einen Umsatz von 20 Millionen Euro hat die Süddeutsche Zeitung nach Angaben ihres Mitarbeiters Klaus Füreder mit der SZ-Bibliothek bislang schon erwirtschaftet. Welche neuen Zusatzgeschäfte geplant sind, wollte Füreder gegenüber dem Börsenblatt noch nicht ausplaudern. Nur soviel: Sowohl Leser als auch Verlage hätten bei der SZ eine Fortsetzung der Reihe vorgeschlagen und dazu seien auch schon Gespräche geführt worden.

Verlagsberater Stephan Wantzen lässt sich auf der Meinungsseite darüber aus, was Verlagsmitarbeiter alles tun dürfen.

Durchweg gelungen fand das Börsenblatt die Verleihung der "Corine" und sieht wie die Vorsitzende des Börsenverein-Landesverbands Bayern, Rosemarie von dem Knesebeck ("Der Preis ist auf einem guten Weg"), optimistisch in die Zukunft des Buchpreises. Es sei ein ausgewogener Festakt im Münchener Prinzregententheater gewesen - mit dem Schwerpunkt Buch, berichtet das Branchenmagazin. Auch 3sat, der neue TV-Partner des Buchpreises (vergangenes Jahr hatte es harsche Kritik am Bayerischen Rundfunk gegeben), habe seine Aufgabe gut bewältigt und die preisgekrönten Bücher nicht durch zu viel Glamour und das vorgegebene Oscar-Modell gestört.

Nicht nur immer mehr Buchpreise sollen den Lesern Orientierung geben, auch die Zahl der Preise für Buchhandlungen nimmt zu. Allen ausgezeichneten Sortimenten gemeinsam seien die positive Einstellung zu den potenziellen Käufern, intensive Beratung und vielfältige Aktionen zur Leseförderung, fasst das Börsenblatt zusammen.

Personalien: Martin Walser will seinen Nachlass nun doch nicht, wie in 2001 angekündigt, dem Antiquar Herbert Tenschert übergeben, sondern dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach. Sevgi Özdamar hat den mit 20.000 Euro dotierten Kleist-Preis erhalten. Ob ihre Nachfolger ebenfalls mit Geld unterstützt werden, ist ungewiss: Der Bund sowie die Länder Berlin und Brandenburg wollen sich aus der Finanzierung zurückziehen, die Förderung der Kulturstiftung der Deutschen Bank läuft, wie vereinbart, aus.
Archiv: Börsenblatt

buchreport.express

Die Werbeetats der deutschsprachigen Publikumsverlage werden neu aufgeteilt, stellt der Buchreport in seiner aktuellen Ausgabe fest. Geld für Anzeigenwerbung fließe nur noch in wenige Qualitätstitel. Stattdessen gingen große Teile der Verlagsetats an die Buchfilialisten, die sich mit eigenen Prospekten und Magazinen profilieren wollten. Daneben ziehe Amazon Gelder für Sonderplatzierungen und Aktionen ab, wichtiger würden auch Werbekooperationen mit branchenfremden Unternehmen. "Kleinere Verlage befürchten, dass sie sich in diesem neuen Konzert kaum noch bemerkbar machen werden", schreibt der Buchreport. Ihnen bleibe nur, auf gute Rezensionen zu hoffen.

Weltbild und Bild-Zeitung lassen ihre "Volksbibel" - trotz großer Nachfrage - vor Weihnachten nicht nachdrucken. Banaler Grund: Die Druckerei ist ausgebucht. Während die Sortimenter nur noch an Exemplare kommen, die bereits in den Kanälen stecken, sollen Weltbild-Kunden weiter ordern können, sagte eine Weltbild-Sprecherin dem Buchreport. Schlagzeilen, vor allem im eigenen Blatt, hatte Bild-Chef Kai Diekmann vor ein paar Tagen gemacht, als er in Begleitung von Weltbild-Chef Carel Halff den Papst mit einer "Volksbibel" beschenkte.

Die Buchbranche baut ihre Fremdsprachen-Aktivitäten aus: Zwischenbuchhändler wie Libri erweitern ihr Angebot, so dass immer mehr ausländische Titel über Nacht lieferbar sind, Filialist Hugendubel testet in München die Resonanz auf seine erste rein englischsprachige Buchhandlung, deutsche Verlage gehen Kooperationen mit Verlagen im Ausland ein (HörVerlag und BBC Audio). Am intensivsten betreiben die Onlinebuchhändler das Geschäft mit den fremdsprachigen Titeln, die sie - da nicht preisgebunden - für ein aggressives Preismarketing nutzen.

Nicht nur, dass die gebundenen Sonderangebots-Reihen von SZ und Bild die Buchhändler wegen der Preise in Erklärungsnot bringen, im Dezember steigen auch noch die Taschenbuchpreise: um durchschnittlich 6,19 Prozent auf 9,41 Euro. Dieses Ergebnis zeigt das "Taschenbuch-Barometer" des Buchreports. Während Belletristik-Novitäten im Vergleich zum Vorjahresmonat teurer werden, können sich Sachbuch-Leser über leicht billigere Neuerscheinungen freuen. Im Wettbewerb um die meisten neuen Taschenbücher liegt Ullstein vorn, gefolgt von dtv und Heyne/Diana.

Die Aussteller- und Besucher-Bilanz der Frankfurter Buchmesse fällt dieses Jahr deutlich besser aus als im Vorjahr. Besonders gut kam bei den von der Ausstellungs- und Messe GmbH Befragten der Wegfall des Messe-Montags an. Nach Ansicht der Aussteller senkt er die Kosten und macht die Veranstaltung attraktiver. Weiterer Grund zur Freude der Aussteller war, dass der Buchverkauf am Sonntag diesmal weniger chaotisch als bei seiner Premiere in 2003 abgelaufen ist.

Die Expansionspläne des Filialisten Buch & Kunst haben einen Dämpfer verpasst bekommen. Warum, hier.

Personalien: Sten Nadolny ist frisch proklamierter "Mainzer Stadtschreiber 2005". Klaus G. Saur, bis Mitte 2003 Geschäftsführer des K. G. Saur Verlags (München), übernimmt die Leitung des Berliner Wissenschaftsverlags Walter de Gruyter.

Meldungen: Versandhändler jpc, der neben seinem Standard-Repertoire (350.000 CDs, 22.000 Filme auf DVD und VHS) seit Jahren Bücher anbietet, hat unter der Adresse lesen.de einen eigenen Büchershop im Netz gestartet. Ex-US-Präsident Bill Clinton bleibt auch nach seiner Autobiografie Büchern verbunden: In Little Rock hat er eine Bibliothek aufgebaut, das Bill Clinton-Dokumentationszentrum.

Und hier die Bestseller.