Die Buchmacher

Die Buchmacher

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
17.01.2005. Diese Woche lesen Sie: Warum Bücher nicht teurer werden. Warum der Verlag Wiley-VCH seine Mitgliedschaft beim Börsenverein gekündigt hat. Wer nicht vom Umsatzplus des vergangenen Jahres profitiert hat. Warum Kundenkritiken bei Amazon verschwinden. Von Sandra Evertz

buchreport.express

Vielleser können sich freuen, denn die deutschsprachigen Publikumsverlage haben auf die Preisbremse getreten. "Nur ein geringer Teil der für dieses Frühjahr angekündigten Neuerscheinungen wird mehr als 20 Euro kosten", hat der Buchreport ermittelt und vermutet für den Neuansatz in der Kalkulation vor allem zwei Gründe: Bücher dürften keine Luxusartikel werden (diese Gefahr bestehe bei Preisen oberhalb der 20-Euro-Schallmauer). Zum anderen hätten die Billigpreis-Bibliotheken und die hohen Rabatte im Modernen Antiquariat (bis zu 80 Prozent auf die zuvor gebundenen Ladenpreise) bei den Buchhandelskunden eine neue Preissensibilität ausgelöst.

Das größte Teilnehmer-Interesse ihrer Geschichte konnte die AG Publikumsverlage bei der Jahresversammlung vergangenen Donnerstag verzeichnen. Unter anderem hat der von den überregionalen Zeitungen initiierte Billigbücher-Boom die Verleger auf den Plan gerufen. KiWi-Verleger Helge Malchow, Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft, erklärte vor der Tagung gegenüber dem Buchreport, die Verlegerschaft wolle einen Appell an den Börsenverein formulieren. Der Branchenverband solle konkrete empirische Daten zu den Auswirkungen erheben, um den Verlegern die Grundlage für eine weiterführende Debatte und mögliche Reaktionen auf die Billigbücher zu schaffen. Hier der vollständige Artikel.

Die Neumann-Nachfolge ist seit Anfang Januar in trockenen Tüchern: Neuer Direktor der Frankfurter Buchmesse wird - ab April - Jürgen Boos.

Hintergangen fühlte sich Boos' alter Arbeitgeber, der Fachverlag Wiley-VCH, weil er erst nach der Vertragsunterzeichnung von der Abwerbung seines Mitarbeiters erfahren hatte. Als Konsequenz kündigte der Weinheimer Verlag seine Mitgliedschaft im Börsenverein, wodurch dieser, laut Buchreport, einen seiner stärksten Beitragszahler verloren hat.

Um "feindliche Absprachen" und dadurch entstandene "Schäden im Millionen-Bereich" geht es bei einer Auseinandersetzung zwischen den Reiseverlagen Mair und Carto Travel (ADAC). Eine Streit-Chronik.

Amazon muss sich mit Manipulationsvorwürfen auseinandersetzen. Ein Student hatte sich in den Aachener Nachrichten darüber beklagt, dass mehrfach Kundenkritiken zu Peter Bofingers Sachbuch "Wir sind besser, als wir glauben" von der Webseite verschwunden seien. Auf Buchreport-Anfrage dementierte Amazon-Sprecherin Christine Höger einen Eingriff und sprach von einem "technischen Fehler". "Das Forum für Kundenrezensionen hat", so der Buchreport, "eine nicht unerhebliche Auswirkung auf Kaufentscheidungen."

Personalien: Arnulf Conradi, Gründer und Verleger des Berlin Verlags (Bloomsbury), zieht sich aus der aktiven Verlagsarbeit zurück und vermacht seinen Posten der bisherigen Chef-Lektorin, Elisabeth Ruge. Richard Feldmann, ehemaliger Chef der Bouvier-Gonski-Kette (jetzt Thalia), ist neuer kaufmännischer Leiter des Düsseldorfer Buchhauses Stern-Verlag.

Meldungen: Nachdem er jahrelang die amerikanische Regierung auf dem Kieker hatte, nimmt sich Berufskritiker Michael Moore mit seinem neuen Dokumentarprojekt "Sicko" die großen Pharma-Konzerne vor. Der HörVerlag setzt auf den Trend zum englischsprachigen Original und startet eine Kooperation mit der BBC. Geplant sind zunächst elf Titel.

Stillstand auf den Spiegel-Bestsellerlisten: In allen Rubriken ist die alte auch die neue Nummer 1. Bestseller-Verlage, das heißt die bestplatzierten Verlage auf den 50 ersten Plätzen der Listen, sind in der Sparte Hardcover Belletristik: Carlsen (dank "Harry Potter" mit fünf Titeln vertreten), Diogenes, Piper (jeweils vier Titel) sowie Ammann, Hanser und Heyne (jeweils drei Titel). In der Sparte Hardcover Sachbuch führen Droemer und Ullstein (jeweils vier Titel) das Ranking an. Auf dem zweiten Platz rangieren Econ, Piper und Rowohlt (jeweils drei Titel).

Börsenblatt

Eine im Auftrag des Börsenvereins erstellte Studie, die den Umsatz in Sortimentsbuchhandel, E-Commerce und Warenhäusern analysiert, kommt für das Jahr 2004 auf ein Umsatzplus von 0,7 Prozent - das erste positive Vorzeichen nach drei Minusjahren in Folge. Anlass zur Sorge bieten die traditionellen Buchhandlungen: "Das Sortiment hat sich fast immer unterdurchschnittlich entwickelt und konnte nur selten Steigerungsraten erreichen oder gar übertreffen, die den anderen Absatzkanälen beschieden waren." Auf allen Vertriebswegen konnte die Warengruppe Belletristik punkten. Mehr hier.

Das amerikanische Mass Market-Segment - Taschenbücher in gewöhnlicher Ausstattung zum Niedrigpreis - steckt in der Krise: Um acht Prozent ging der Absatz in den ersten drei Quartalen von 2004 zurück. Amerikanische Verleger vermuten als Ursachen die neuen Vertriebsmöglichkeiten, eine zunehmende Attraktivität von Gebrauchtbüchern und Sonderpreis-Hardcovern. Und schließlich seien die Titel überall zu haben, was den Kaufimpuls abschwäche. Welche Entwicklung das Segment nimmt, dürfte auch in Deutschland mit Spannung beobachtet werden, glaubt das Börsenblatt. Schließlich seien neue Formate, neue Vertriebskanäle, Gebrauchtbuchhandel und Billigbuch längst keine rein amerikanischen Phänomene mehr.

Weltbild expandiert weiter. Das Bundeskartellamt hat den Augsburgern zu Jahresbeginn grünes Licht für einen Anteilserwerb an einem der führenden MA-Anbieter, Fiegweil & Taubert, gegeben. Das Weltbild-Unternehmen ist somit nicht nur MA-Abnehmer sondern auch MA-Lieferant. Für den Konzern handle es sich um eine Finanzinvestition in einem Kernbereich seiner Geschäftstätigkeit, dem Handel mit preisgünstigen Büchern, sagte Weltbild-Chef Carel Halff dem Börsenblatt. Und für Fiegweil & Taubert bedeute dieser Schritt die nachhaltige Sicherung der Unternehmensentwicklung.

Meldungen: Die FAZ-Gruppe hat alle Anteile am Prestel-Verlag übernommen (seit 1999 hielt sie bereits 60 Prozent). Zeit-Herausgeber Michael Naumann will die Zeitschrift Kursbuch - erschien bis zum vorigen Jahr bei Rowohlt - unter das Dach des Zeit-Verlags holen und gemeinsam mit Tilman Spengler die Herausgeberschaft übernehmen. Für die Abschaffung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes für Bücher (Anm.: er gilt in Deutschland seit 1967) hat eine von Hans Eichel in Auftrag gegebene Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung plädiert - das Bundesfinanzministerium hat bestritten, entsprechende Pläne vorzubereiten.
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