Die Buchmacher

Die Buchmacher

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
28.02.2005. In dieser Woche: Was sich die Leipziger Buchmesse von ihrem neuen Literaturpreis erhofft.  Und warum der Sortimentsbuchhandel weiter schrumpft. Von Sandra Evertz

buchreport.express

Die 100 größten Buchhandlungen im deutschsprachigen Raum wachsen langsamer. "Zwar sind sie in 2004 mit einem Plus von 3,4 Prozent wesentlich kräftiger gewachsen als der Buchhandel insgesamt (+ 0,96 Prozent), jedoch gegenüber dem Vorjahr (+ 5,8 Prozent) deutlich hinter dem selbst vorgelegten Tempo zurückgeblieben", hat der Buchreport ermittelt. Der Sortimentsbuchhandel sei mittlerweile nur noch mit circa 50 Prozent am gesamten Buchumsatz beteiligt, davon erreichten die im Ranking der "100 größten" erscheinenden 83 Unternehmen aus Deutschland 46,5 Prozent. Den Umsatzzuwachs haben die "100 größten Buchhändler", so das Branchenmagazin, vornehmlich durch neue Flächen oder Übernahmen erreicht. Unangefochten die Nr. 1 der Liste bleibt die Thalia Holding (Umsatz in 2004: 448,6 Mio. Euro, 131 Filialen, 109.000 qm Verkaufsfläche, 3041 Mitarbeiter). Mehr.

Abebooks den Ausbau bestehender Kooperationen mit Online-Buchhändler Amazon und Barsortiment KNV bzw. dessen Endkundenportal buchkatalog.de, um dem "Zentralen Verzeichnis der Antiquarischen Bücher" (ZVAB) weiter Konkurrenz zu machen. Der Markt der Online-Antiquare befinde sich weiterhin in der Formierungsphase, die Potenziale seien noch lange nicht ausgeschöpft, glaubt Ulrich Brand, Geschäftsführer von Abebooks Europe. Fakt ist, dass sich der Online-Anteil am deutschsprachigen Gebrauchtbuch-Markt seit 2001 von 10 auf 20 Prozent verdoppelt hat. Hier der vollständige Artikel.

Schon vor seinem Erscheinen am 16. Juli ist der sechste Harry Potter-Band, "HP and the Half-Blood Prince", ein Bestseller: 100.000 Vorbestellungen meldet beispielsweise der britische Amazon-Ableger, bei amazon.de rangieren die neuesten Abenteuer des Zauberlehrlings auf Platz 2. Ob die deutschen Buchhändler sich damit eine goldene Nase verdienen, mag noch dahingestellt sein. Während der Berlin Verlag, der die englischsprachige und deshalb nicht preisgebundene Ausgabe in Deutschland vertreibt, gerade den ursprünglich angepeilten Verkaufspreis von 25,50 Euro auf 26,30 Euro erhöhte, unterbieten sich die Buchhändler mit Angeboten. Die günstigste Offerte für Vorbestellungen liegt bei 15,75 Euro (Weltbild).

Die deutschen Verlage reagieren weiterhin skeptisch auf das Amazon-Projekt "Search Inside the Book" (siehe auch Perlentaucher-Archiv), das jetzt "spätestens im April" online gehen soll. Nach Buchreport-Informationen haben die Amazonen bisher nur von wenigen Verlagen - darunter Random House, Campus, Wiley VCH und Suhrkamp ("Wir werden das Angebot testen") - die Zusage für eine Zusammenarbeit. Andererseits lehnten die Holtzbrinck-Verlage eine Beteiligung an der Buchinhaltssuchmaschine unter den jetzigen Konditionen ab. "Nach Einschätzung von Juristen wie der Frankfurter Rechtsanwältin Constanze Ulmer-Eilfort ist SItB als zusätzliches Nutzungsrecht einzustufen - weshalb die Zustimmung von Autoren zur digitalen Verwertung ihrer Texte erforderlich sei", schreibt der Buchreport.

Personalien: Barbara Laugwitz, zuletzt Sachbuch-Lektorin bei den Ullstein Buchverlagen, arbeitet als neue Programmleiterin Sachbuch beim Rowohlt Taschenbuch Verlag. Ulrike Schieder, früher S. Fischer und Alexander Fest Verlag, zeichnet bei Rowohlt ab sofort für das Lektorat deutschsprachige Literatur verantwortlich. Peter Schaper, Leiter der Programmabteilung und Mitglied der Geschäftsleitung des Bertelsmann Clubs, beendet sein Arbeitsverhältnis zum 30. April im gegenseitigen Einvernehmen. Markus Kaminski hat einen gleichnamigen Verlag mit dem Programmschwerpunkt Generation 50 plus gegründet.

Meldungen: Bill Clinton ist für die Hörfassung seiner Memoiren "My life" (erscheint in Deutschland beim HörVerlag) mit einem Grammy, dem begehrtesten Preis der US-Musikindustrie, ausgezeichnet worden. Heute startet in Stuttgart die Bildungsmesse Didacta, auf der auch die großen deutschen Schulbuchverlage vertreten sind. Der Random House Verlag will in den USA Buchinhalte über Handy verbreiten. Der österreichische Buchhandel schließt das Geschäftsjahr 2004 mit einem Minus von 1,4 Prozent ab. Und: die Bestsellerlisten.

Börsenblatt

Noch zwei Wochen verbleiben bis zum zweitgrößten deutschen Branchentreff, der Leipziger Buchmesse. Viel versprechen sich die Organisatoren von der Premiere des so genannten Preises der Leipziger Buchmesse, der am Abend des 17. März verliehen wird. Mit ihm solle das literarische Profil der Messe geschärft werden, erklärte Buchmessen-Chef Oliver Zille dem Börsenblatt. "Die Belletristik ist der Kern der Buchmesse. Deshalb war es für uns so wichtig, mit diesem Preis ein Zeichen zu setzen - und zwar qualitativ." Martin Lüdke, Jury-Vorsitzender, setzt auf die Wechselwirkung zwischen Preis der Leipziger Buchmesse und der Messe selbst: "Die Aufmerksamkeit des gesamten Kulturbetriebs ist im März auf Leipzig fokussiert. Preis und Buchmesse könnten sich auf Dauer in ihrer Sogkraft wechselseitig verstärken."

Welche ökonomischen Folgen haben die Billig-Bibliotheken für die Buchbranche? fragte die AG Publikumsverlage im Januar besorgt. Eine aktuelle Umfrage vom Branchenbeobachter Langendorfs Dienst besagt, dass der Anteil am Gesamtumsatz von nicht messbar bis zwei Prozent reicht. Der Mittelwert liege bei einem Prozent. Die Verlage haben dem Anschein nach rasch reagiert: Einhergehend mit der neuen Billigware sei der Bücherpreis in 2004 gesunken, zuletzt sogar beschleunigt, so ein Ergebnis der Analyse. Die Buchhandlungen hätten mit den Buchreihen nicht mehr Umsatz erzielt, sondern eher den gleichen Umsatz mit mehr Büchern - und erfreulicherweise mehr Kunden.

Buchhandelsketten-Geschäftsführer Tom Kirsch geht auf der Meinungsseite mit Ex-Verleger Arnulf Conradi und dessen Rede vor der AG Publikumsverlage (siehe auch Perlentaucher-Archiv) ins Gericht. Wie Kirsch die Geschichte und Gegenwart des Deutschen Buchhandels sieht und darin Kollegen Nachhilfe gibt, hier.

Der angekündigte Weggang von Börsenvereins-Geschäftsführer Harald Heker (Archiv) und die Mitgliedschafts-Kündigung gleich mehrerer hoher Beitragszahler (Archiv) scheint den Verband noch einmal wachgerüttelt zu haben. Die Arbeitsgemeinschaft Verbandsreform fordert nun eine neue Kommunikationsstruktur. Hier ein ausführliches Interview mit AG-Mitglied Matthias Ulmer.

Meldungen: Die Edition Büchergilde startet am 7. März die auf 20 Bände angelegte Reihe Die verschwiegene Bibliothek, welche charakteristische Autoren und Texte aus dem "Archiv unterdrückter Literatur der DDR" vorstellt. Literaturnobelpreisträger Imre Kertesz will sein Gesamtwerk unter einem Dach wissen und wechselt von Suhrkamp zurück zu Rowohlt. Der Umsatz mit Bild-Ton-Trägern hat sich innerhalb von fünf Jahren mehr als verdoppelt (2004: 1,747 Milliarden Euro).
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