Die Buchmacher

Die Buchmacher

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
29.03.2005. In dieser Woche: Was die Leipziger Buchmesse im nächsten Jahr noch besser machen will. Und warum Bertelsmann für die Börse besser werden muss. Von Sandra Evertz

buchreport.express

"Die 100 größten Verlage warten auf Wachstum" titelt der Buchreport. Im aktuellen Buchreport-Ranking, das sich auf den deutschsprachigen Raum bezieht, kommen die Buchmacher auf ein mageres Plus von 1,1 Prozent (Vorjahr: +1,4 Prozent). Gründe liegen, vermutet das Branchenmagazin, in der fortschreitenden Konzentration unter den Verlagen und im zunehmenden Einfluss der Medienkonzerne aus dem nicht-deutschsprachigen Raum. Unangefochten steht die Fachverlagsgruppe Springer Science+Business (früher BertelsmannSpringer) mit 544 Mio. Euro Jahresumsatz (+2,6 Prozent) an Nr. 1 des Verlagsrankings für 2004, es folgen die Bildungsverlage Cornelsen (339 Mio. Euro) und Klett (330 Mio. Euro). Erst auf Platz 8 der Liste erscheint mit der Verlagsgruppe Random House der erste Publikumsverlag.

Hier die Buchreport-Bilanz der Leipziger Buchmesse.

Bertelsmann braucht für seinen geplanten Börsengang bessere Bilanzen. Mit den aktuellen Zahlen, die der Vorstandsvorsitzende Gunter Thielen auf einer Pressekonferenz verkündet hat, wäre an der Börse "nicht viel Staat zu machen", glaubt der Buchreport und für ihn ergeben sich daraus zwei Konsequenzen: Entweder wartet die Groupe Bruxelles Lambert - sie ist mit 25,1 Prozent am Bertelsmann-Konzern beteiligt und kann ab 2006 den Startschuss für den Gang an die Börse geben - noch ab oder sie fordert die vertraglich mögliche Rückabwicklung des Coups aus dem Jahr 2001. Letztere würde Bertelsmann, prophezeit das Branchenmagazin, "die Spitzenstellung im europäischen Fernsehgeschäft kosten und aus dem Medienkonzern nur noch ein Medienunternehmen unter anderen machen."

Weltbild, einst als kleines Versandbuchhandels-Unternehmen von 15 Diözesen gestartet und mittlerweile größter deutscher Buchkonzern, breitet sich immer weiter im stationären Sortimentsbuchhandel aus. "Nach 271 Weltbildplus- und acht Jokers-Filialen kommen jetzt 53 Läden der Wohlthat'schen Buchhandlung hinzu", meldet der Buchreport. Das wird das Resultat aus dem Kauf von Anteilen der Wohlthat'schen sein, den Weltbild zur Genehmigung beim Kartellamt angemeldet hat. Mit diesem kartellrechtlich nicht zu beanstandenden Deal sichere Weltbild seine Rolle als Insgesamt-Marktführer im Billig-Bereich weiter ab, erläutert der Buchreport. Hier die Hintergründe.

Meldungen: In den USA werden die Großen immer größer: 50,5 Prozent des Buchhandels-Gesamtumsatzes von 2004 gingen, laut Census Bureau, auf die Konten der Ketten Barnes & Noble und Borders, in 2003 waren es noch 45,6 Prozent. Im Gegensatz zu den sinkenden Preisen steht im April der steigende Titelausstoß der rund 40 deutschsprachigen Taschenbuchverlage (Durchschnittspreis: 10,02 Euro; 513 Novitäten zusammen, die meisten davon bei Heyne). Das Deutsche Literaturinstitut, das sich um den Schriftstellernachwuchs kümmert, feiert in 2005 50-jähriges Bestehen (erfolgreiche Absolventen sind unter anderem Erich Loest und Juli Zeh). Zum Schluss: ein Blick auf die Spiegel-Bestsellerlisten.

Börsenblatt

Kaum sind die Pforten der Leipziger Buchmesse (siehe auch Perlentaucher-Archiv) geschlossen, denkt Buchmessedirektor Oliver Zille darüber nach, wo Konzepte für 2006 überarbeitet werden müssen. "Die Wirtschaftlichkeit hat sich unterm Strich verbessert", äußerte Zille zufrieden gegenüber dem Börsenblatt. Nachbessern will er am neuen Hallenlayout ("bei mehr Fläche gleichzeitig übersichtlich und kompakt bleiben") und am Ablauf der Verleihung des Preises der Leipziger Buchmesse, die dieses Jahr zum ersten Mal stattfand (hier die Preisträger der Sparten nebst Begründungen). Keinen Handlungsbedarf sieht Zille in Bezug auf die "Konkurrenzveranstaltung" lit.Cologne: "Köln hat diesen widersinnigen Wettbewerb angezettelt und nur Köln kann das Problem der Terminüberschneidung lösen."

Branchentreffs bieten ein gutes Forum fürs Auf-die-Schultern-klopfen und Preise überreichen. So sind in Leipzig die Verleger Stefan Weidle und Mark Lehmstedt mit dem Kurt-Wolff-Preis ausgezeichnet worden, FAZ-Journalist Hubert Spiegel mit dem Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik. Birgit Schollmeyer holte mit dem "Bücherwurm" in Braunschweig den Titel "Kinderbuchhandlung des Jahres", Michael Lentz erhielt den Preis der Literaturhäuser, Der Audio Verlag den "Hörkules" Hörbuchpreis des Buchhandels für "Die Päpstin" und der venezolanische Grafiker Alvaro Sotillo den Gutenberg-Preis.

87 Antiquare waren diesmal mit rund 25.000 bibliophilen Schätzen (Bücher, Grafiken, Autografen) als Aussteller an die Pleiße gekommen - mehr denn je. Allerdings: Dass die Zahl der Messebesucher in 2005 ein neues Rekordniveau erreichte, machte sich bei den antiquarischen Buchhändlern nicht bemerkbar. "Hier wurden sogar weniger Besucher als im Vorjahr gezählt", hat das Börsenblatt erfahren. Die Aussteller schieben das vor allem auf den "schlechten neuen Standort" innerhalb des Messegebäudes: Das Zufallspublikum und junge Messebesucher seien ausgeblieben, nur die engagierten Sammler nach wie vor vertreten gewesen.

Mit der zur Buchmesse freigeschalteten SZ-Mediathek probiert sich der Süddeutsche Verlag als Online-Buchhändler - der "Aufreger der Woche", findet das Börsenblatt. Das Mediathek-Angebot umfasst neben den SZ-Editionen (SZ-Bibliothek, SZ-Cinemathek und "Klavier Kaiser") ein Vollsortiment von bis zu 350.000 Medienartikeln, darunter circa 300.000 Bücher, die von einem Zwischenbuchhändler bezogen werden. Als zusätzlichen Service finden die Kunden neben Produktinformationen Rezensionen aus der SZ und Empfehlungen der Redaktion. Rudolph Braun-Elwert, Vorsitzender des Sortimenter-Ausschusses im Börsenverein, ereifert sich über einen "verzweifelten Versuch, im Verdrängungswettbewerb Marktanteile zu erobern".

Auf der Meinungsseite schreibt Vertriebler Wolfgang Reichardt allgemein über die Verteilungskämpfe in der Branche.

Eine wichtige Hilfe zur Orientierung auf dem Kinder- und Jugendbuchmarkt sind die kürzlich bekannt gegebenen Nominierungen für den Deutschen Jugendliteraturpreis. Überraschungstitel ist Haruki Murakamis "Kafka am Strand", ein "All-Age-Titel", den die Jugendjury (daneben gibt es eine Kritikerjury von Erwachsenen) auf die Liste gesetzt hat. "Wenn sich an den Nominierungen Trends ablesen lassen, dann diese Auflösung der Altersgrenzen und die Abkehr von der Fantasy-Flut", kommentiert das Börsenblatt.

Meldungen: 2004 sind nach Schätzungen der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen 1,4 Millionen Bilderbücher verkauft worden; bei derzeit 4,5 Millionen Kindern unter sechs Jahren macht das im Schnitt 0,3 Bilderbücher pro Kopf. Die Bild-Zeitung hat in Zusammenarbeit mit Edel Records frühe Gedichte des Papstes herausgebracht. Mit rund 50.000 Besuchern und einer Auslastung von 92 Prozent übertraf die lit.Cologne erneut die eigene Vorjahresbilanz; die parallel laufende Audio Books Cologne erreichte lediglich 4000 Interessierte (Konsequenz: 2006 wird die Kölner Hörbuchmesse vor - und nicht während - der Leipziger Buchmesse mit Schwerpunkt Hörbuch vonstatten gehen). Ebenfalls in 2006 will die Koelnmesse eine Kinderbuchmesse auf die Beine stellen.
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