Die Buchmacher

Die Buchmacher

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
04.04.2005. In dieser Woche: Warum die Novellierung des Urheberrechts verschoben wird. Warum es Kritik am Buchmessenschwerpunkt Südkorea gibt. Wo die eiserenen Preisbarrieren für die Verlage liegen. Von Sandra Evertz

Börsenblatt

Schlechte Nachrichten für Urheber und Verlage vermeldet das Börsenblatt. Eigentlich hätte das Kabinett den für sie vorteilhaften Gesetzentwurf zum "Zweiten Korb" der Urheberrechtsreform im April verabschieden sollen (siehe Archiv), kurzfristig wurde der Termin abgeblasen und auf die lange Bank geschoben. Justizministerin Brigitte Zypries müsse bei der Regelung zur Geräteabgabe nacharbeiten, heißt es zur Begründung. Damit kommt sie dem Interessenverband der Geräteindustrie BITKOM (mehr) entgegen, der gegen die vorgesehenen Abgaben auf Scanner, Brenner etc. kämpft.

Wenig Hoffnung auf Aufwind macht Boris Langendorf der Branche. Langendorf, der die wirtschaftliche Entwicklung für den Buchhandel beobachtet, bemerkt zwar unter den Sortimentern eine bessere Stimmung als beispielsweise im "besonders tristen" Bereich Freizeit, Bildung und Unterhaltung. Für den gesamten Einzelhandel erwartet er weiterhin zurückhaltende Konsumfreude. Entscheidende Faktoren hierfür seien die "gefühlte Arbeitslosigkeit", nicht zu erwartende Einkommenserhöhungen sowie allgemein steigende Kosten und Abgaben.

Kritik an den Vorbereitungen für den Gastlandauftritt Südkoreas bei der Frankfurter Buchmesse äußerte der Präsident der südkoreanischen Künstlervereinigung, Hwang Sokyong. Sein Unmut bezieht sich unter anderem auf die übersetzten Bücher, die seiner Meinung nach "ein völlig unzureichendes Bild des Landes vermitteln". Für "pauschalisierend" und "wenig produktiv" hält Haegue Yang vom Organisationskomitee für den Gastlandauftritt (KOGAF) die Vorwürfe. "Die Mängel bei koreanischen Übersetzungen können nicht in einem Jahr gelöst werden", sagte sie dem Börsenblatt.

Random House Audio probiert zeitversetzt und mit unterschiedlichen Preisen diverse Vertriebsschienen bei Hörbüchern aus. Während John Grishams Justizthriller "Die Begnadigung" schon seit dem 17. März für 20,95 Euro zum Download auf Audible.de bereitgehalten wird, kommt der Titel zum empfohlenen Verkaufspreis von 29,50 Euro erst morgen in den Handel. Wie oft das Grisham-Hörbuch bisher heruntergeladen wurde, wollte Audible dem Börsenblatt nicht verraten.

Über die an den Haaren herbeigezogene Darstellung der Buchbranche im Fernsehen, lässt sich Rainer Moritz, Chef des Literaturhauses Hamburg, in seiner aktuellen Glosse aus.

Frankreich plädiert - als Alternative zu "Google Print" (siehe Archiv) - dafür, Bibliotheksbestände auf europäischer Ebene zu digitalisieren. Deutsche Verlagsmitarbeiter sind, wie ein Rundruf des Börsenblatts zeigt, tendenziell skeptisch.

Einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Schriftsteller, Peter Handke, macht auf sich aufmerksam, indem er über seinen Verlag verlauten lässt, grundsätzlich keinen Preis mehr erhalten zu wollen. Deshalb habe Handke auch die Inszenierung seines "Untertagblues" vom Wettbewerb um den Dramatikerpreis in Mühlheim a. d. Ruhr zurückgezogen, schreibt das Börsenblatt.

Meldungen: Als neue Ausstellergruppe kann sich künftig die Presse (Fach-, Publikums- und Internationale Presse) auf der Frankfurter Buchmesse präsentieren.
Archiv: Börsenblatt

buchreport.express

Die Verlage stoßen an "eiserne Preisbarrieren" und reagieren damit auf die in den letzten Jahren "enorm zugenommene Preissensibilität" der Buchkäufer. "Hardcover kosten nur noch selten über 20 Euro, für die Taschenbücher scheint bei maximal zehn Euro das Ende der Fahnenstange erreicht", hat der Buchreport ermittelt und bedauert die Verlage hinsichtlich der Ankündigung, dass bei Druckern und Papierherstellern in 2005 mit steigenden Preisen zu rechnen sei. Jetzt müssen Verlagsmitarbeiter umso mehr darauf achten, die "schwarzen Schafe" aus den Kalkulationen herauszufiltern.

Allen Grund, die Sektkorken knallen zu lassen, haben die drei Zeitungen, die im letzten Jahr mit Sondereditionen ins Buchgeschäft eingestiegen sind. "Mit dem Verkauf der 20-bändigen Lexikonreihe hat Die Zeit mehr als 20 Millionen Euro Umsatz gemacht", weiß der Buchreport. Sechs Millionen Exemplare hätten Bild-Zeitung und Weltbild hochgerechnet von der "Bild-Bestseller-Bibliothek" unters Volk gebracht, was einem Netto-Verlagsumsatz von etwa 15 Millionen Euro entspreche. Auch wenn alle Bände der SZ-Bibliothek bereits erschienen seien: Die "Süddeutschen" könnten sich über mangelnde Nachfrage nicht beschweren. Über den "Cross-Selling-Effekt" der kürzlich gestarteten SZ-Mediathek (siehe Archiv) verkauften sie zurzeit an die 40 Gesamtbibliotheken (macht 2000 Exemplare) täglich.

Der einzige deutsche börsennotierte Verlag, die Eichborn AG, kommt trotz positiver Zahlen (Umsatzplus von 2004 im Vergleich zu 2003: 5,5 Prozent) nicht zur Ruhe. Keine Bewegung gibt es im Dauerkonflikt zwischen Alleinvorstand Matthias Kierzek und Großaktionär Ludwig Fresenius: Der für vergangene Woche anberaumte Gerichtstermin wurde auf Wunsch der Fresenius-Partei auf Juli vertagt. Diese wolle, weil der Eichborn-Vorstand den Antrag auf eine außerordentliche Hauptversammlung abgelehnt habe, die Klage erweitern, erläutert der Buchreport. Zum Hintergrund: Fresenius' Anwälte gehen gegen den Ausschluss vom Stimmrecht während der letzten Hauptversammlung im November 2004 vor. Der Großaktionär hatte sich in den Aufsichtsrat des Unternehmens wählen lassen wollen.

Seit Audible.de und Libri.de mit professionellen Downloadportalen ins Geschäft mit frei kalkulierbaren Hörbüchern und E-Books eingestiegen sind, weht ein noch kälterer Wind durch die Sortimente. "Um ihre kleinen Margen zu retten", so der Buchreport, "fordern besonders Buchhandelsfilialisten, die Preisbindung auf die neuen Büchermedien auszuweiten." Nicht ganz abseitig, denn im Buchpreisbindungsgesetz gibt es Lücken. Hier der vollständige Artikel.

Personalien: Yuki Kowalsky verantwortet als Redaktionsleiterin den Buchbereich beim Tokyopop Verlag. Jürgen Boos ist am 1. April in die Chefetage der Frankfurter Buchmesse gezogen, die Messe 2005 wird noch die des bisherigen Direktors, Volker Neumann, sein. Boos' Nachfolge in der Geschäftsleitung des Fachverlags Wiley-VCH tritt Dagmar Stehle an.

Meldungen: Alle drei Anbieter von Billigreihen - Süddeutsche Zeitung, Bild und Die Zeit - wollen im Herbst neue Buchserien folgen lassen. Gabriele Wohmann hat ihre Manuskripte und Briefe an das Deutsche Literaturarchiv Marbach übergeben. Mit Audiobooks-on-Demand (ABOD) gibt es einen Anbieter, der es Verlagen, Firmenkunden und Autoren ermöglicht, Hörbücher ab der Stückzahl "1" zu produzieren. Deutschlands größte Fachbuchkette, Schweitzer, hat die Goethe Buchhandlung in Düsseldorf übernommen - Buchhandlungen, die wie Goethe neben Fachliteratur auch Titel aus Publikumsverlagen offerieren, sollen eine Ausnahme im Unternehmensportfolio bleiben. Dem Internationalen Buchpreis "Corine", der wie bisher im Herbst im Rahmen einer glamourösen Fernseh-Gala vergeben werden soll, fehlen noch Sponsoren. Und: die Bestseller.