Die Buchmacher

Die Buchmacher

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
09.05.2005. In dieser Woche: Warum die Zeitungsverlage Probleme haben, neue Lizenzen für Billigbuchreihen zu bekommen. Und wieviele Bestseller Christian Strasser demnächst produzieren will. Von Sandra Evertz

buchreport.express

Die Pressehäuser würden gern mehr Projekte für Zusatzgeschäfte mit Büchern anschieben, haben aber Probleme, attraktive Lizenzen, die darüber hinaus zur jeweiligen Zielgruppe passen, zu ergattern. Das schließt der Buchreport daraus, dass SZ und Bild auf Anhieb keine Anschlussprojekte für ihre ersten - erfolgreichen - Buchreihen finden konnten. Herausbekommen hat das Branchenmagazin, dass beim Hamburger Spiegel Konzepte für Buchreihen geprüft werden - allerdings keine Einzelheiten. Nach Frankfurt blickend wird über ein Folgeprojekt von Hans Magnus Enzensbergers "Anderer Bibliothek" unter FAZ-Flagge spekuliert.

In seinem Kommentar überlegt Rainer Uebelhöde, wie sich das, in erster Konsequenz sicherlich den Markt belebende, Geschäft mit Billig-Büchern weiter entwickeln könnte. Das Mischen von qualifizierten Billigangeboten mit Ramsch und den "normalpreisigen" Büchern hält der Kommentator für gefährlich, führe es doch beim Kunden in der Buchhandlung zwangsläufig zu einem krassen Wechselbad der Emotionen, auf längere Sicht zu einem stetig erodierenden Preisbewusstsein. Der Blick in andere Branchen zeige, dass solche Mischformen auch nur sehr selten eine tragfähige Überlebenschance hätten. "Setzt sich der derzeitige Trend durch", gibt Uebelhöde zu bedenken, "müssen sich die Sortimenter Gedanken machen, wie sie die Kundschaft von den Preisen der Novitäten überzeugen können." In der Mitverantwortung seien die lizenzgebenden Verlage.

Der angeschlagene Karstadt-Konzern will den Verlagen einen Soli-Zuschlag abringen. Briefe mit entsprechenden Forderungen sind aufgesetzt und bereits an die Lieferanten aus der Buchbranche verschickt worden. Der Buchreport zitiert Focus-Informationen, wonach die Programme zahlungsunfreudiger Verlage aus den Karstadt-Regalen fliegen sollen. Bleibt abzuwarten, wie die in den Briefen angekündigten Gespräche zwischen der Kaufhauskette und den Buchmachern ausgehen. Ob danach die Buchregale bei Karstadt leer sein werden oder, ob sich kleine, am Existenzminimum krebsende Sortimenter Hoffnung machen dürfen, auch Finanzspritzen von den Verlagen zu erhalten?

Der Buchhandel schließt den April laut Buchreport-Umsatztrend mit einem Minus von 2,94 Prozent (im Vergleich zum Vorjahresmonat) ab. Für das Branchenmagazin ergibt das einen überraschend gering abfallenden Knick der Umsatzkurve, denn abgesehen davon, dass der März mit einem Plus von 16,84 Prozent extrem positiv ausgefallen war, fehlte dem vierten Monat diesmal das Ostergeschäft. Die April-Zahlen normalisieren die Jahresstatistik: Der kumulierte Umsatz des aktuellen Geschäftsjahres fällt von +3,38 Prozent auf +1,72 Prozent zurück.

Personalien: Tom Kraushaar, zuletzt Assistent des Rowohlt-Verlegers Alexander Fest, ist neben Verlagsgründer Michael Zöllner als weiterer Verleger und Gesellschafter beim Tropen Verlag eingestiegen.

Meldungen: Der israelische Schriftsteller Amos Oz wird neuer Träger des mit 50.000 Euro dotierten Goethe-Preises der Stadt Frankfurt. Hansjörg Schneider aus der Schweiz konnte sich über den Erhalt des diesjährigen "Friedrich-Glauser-Krimipreises" (Wert: 5.000 Euro) freuen, ausgezeichnet wurde sein Roman "Hunkeler macht Sachen" (Ammann). Die Konkurrenten in Sachen Volltext-Suche im Netz, Amazon und Google, schicken am 16. Juni Vertreter zu den Buchhändlertagen nach Berlin - dort sollen sie bei den Verlegern Sympathien für ihre Ideen gewinnen (In welchem Land des "Alten Europa" sich heftiger Widerstand gegenüber "Google Print" regt: im Börsenblatt). Die höchsten Neueinstiege in den Hardcover-Bestsellerlisten des Spiegels sind "Star Wars - Die Rache der Sith" (Random House) nach dem Drehbuch der dritten Film-Episode (sie läuft am 17. Mai in den Kinos an) sowie Ratzingers "Glaube - Wahrheit - Toleranz" (Herder). Mehr.

Börsenblatt

Einschaltquoten wie zu besten Zeiten konnte das ZDF nach der Schiller-Sondersendung des "Literarischen Quartetts" feiern: 1,19 Millionen Zuschauer (Marktanteil: 5,8 Prozent) lockte die wiedervereinigte Talk-Runde nebst Special Guest vor die Fernsehschirme. "Ein schöner Erfolg", freute sich der zuständige Redakteur, Werner von Bergen. Nicht verraten wollte er dem Börsenblatt, ob sich die Viererrunde - Reich-Ranicki, Karasek, Radisch, Heidenreich - zu gegebenem Anlass noch einmal vor der Kamera treffen soll und will.

Wie der Einsatz von Musik auf Hörbüchern fair abgerechnet werden kann, hat der Börsenverein der Gema vorgeschlagen. "Ausgangspunkt der Überlegungen ist, dass die Musiknutzung von Hörbüchern nicht mit der auf Musiktonträgern gleichgesetzt wird, sondern eine ähnliche Funktion wie bei Spielfilmen auf DVD hat", erklärt das Börsenblatt. Außerdem fordert der Branchenverband von der Gema statt der bisherigen pauschalen eine sekundengenaue Abrechnung der Musikstücke.

Nicht nur die 40 Empfehlungen zur Reform des Börsenvereins (siehe Perlentaucher-Archiv) sorgten bei der - womöglich letzten - Abgeordnetenversammlung (hier die Rede des Vorstehers) und den anschließenden Sitzungen in Frankfurt für Gesprächsstoff. Auch auf der Dauer-Baustelle "Preisbindung" wurde wieder Dreck aufgeworfen. Die Unklarheiten bezüglich der Preisgebundenheit von E-Books müssen ebenso noch beseitigt werden wie Klärungsbedarf bei den frei kalkulierbaren Hörbüchern besteht. Fazit der Debatte im Sortimenter-Aussschuss des Börsenvereins: "Eigentlich gehören alle in Buchhandlungen üblichen Produkte in die Preisbindung."

Wie man erfolgreich einem Verlag auf die Beine hilft, will Christian Strasser, seit Oktober 2004 Eigentümer des Pendo Verlags, der Branche zeigen. Das Programm, so Strasser im Börsenbatt, stehe auf drei Säulen: Belletristik, Sachbuch und Lebenswissen. Publiziert würden nur Bücher, mit denen er sich selbst 100-prozentig identifizieren könne. Ziel des Verlegers ist die Platzierung zweier Titel pro Saison auf der Bestsellerliste. Das erste Geschäftsjahr hofft Strasser mit einem Umsatz von zwei Millionen Euro abzuschließen, das zweite Jahr mit einer Million Euro mehr.

Meldungen: Die Krimibestenliste für den Monat Mai führt Fred Vargas mit ihrem Roman "Der vierzehnte Stein" (Aufbau) an. 130 französische Verlager sprechen derzeit mit Google über eine Beteiligung an der Volltextsuche "Google Print" - das Projekt hat die französische Regierung bereits zu einer Gegeninitiative veranlasst. Die Gesamtauflage der Fachzeitschriften ist in 2004 mit 451 Millionen Exemplaren erstmals seit vier Jahren wieder gestiegen. Nur etwa 0,3 Bilderbücher werden in Deutschland jährlich pro Kind unter sechs Jahren verkauft, warnt die Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen (mehr). Mit Readme.cc ist ein neues Internetportal, das die Grundlage für eine virtuelle Bibliothek und ein Austauschforum über Bücher schafft, im Netz.
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