Die Buchmacher

Die Buchmacher

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
05.03.2007. Warum das Hörbuch-Download-Geschäft derzeit am stationären Buchhandel vorbeigeht. Wie die Rackjobber auf den Nebenmärkten mit Büchern ihre Muskeln spielen lassen. Inwiefern auf die Phase des Wachsens durch Zukäufen im Buchhandel nun die Phase der Verdrängung folgt. Und weshalb Autoren gegen die Übernahme des Rotbuch-Verlags protestieren.

Börsenblatt

Im Editorial stellt Börsenblatt-Chef Torsten Casimir eine Zäsur in der Geschichte des Buchhandels fest. Die Nachrichten über neue Filialen von Mayersche (Remscheid), Thalia (Rostock) und Weltbild plus (gleich fünf neue Standorte) seien Indizien dafür, dass auf die Phase des Wachsens durch Zukäufen nun die Phase der Verdrängung folge. Gegen die Übermacht der Filialisten müssten die Kleinen ihren Einkauf rationalisieren, sich eine Nische suchen und mit dem örtlichen Einzelhandel zusammenarbeiten.

Im Kommentar begründet der Verleger Jochen Jung wenig überzeugend, warum wir einen Sprach-Aufpasser wie Bastian Sick brauchen: "Gewiss, Karl Kraus hat diese Arbeit schärfer und gleichsam philosophischer erledigt. Aber Hauptsache, jemand erledigt sie überhaupts. Sick zum Beispiel. Dafür sollten wir dankbar sein." (als Pointe des Kommentars ist der Text übrigens mit Fehlern gespickt)

Gegen den Verkauf des Rotbuch Verlags an Eulenspiegel formiert sich Widerstand. Laut Börsenblatt nennt es der Autor Peter Schneider einen "Alptraum", dass sein Werk künftig in einem Haus erscheine, in dem "Stasi-Offiziere ihre Erinnerungen pflegen". F.C. Delius kritisiert, dass Verleger Axel Rütters Rotbuch nicht vor zwei Jahren hätte kaufen müssen ("schon das war eine faule Nummer"), um den Verlag jetzt wieder zu verkaufen. Als Rotbuch-Programmchef, so das Börsenblatt, sei Olaf Irlenkäuser betraut worden, der bereits von 19999 bis 2004 das Programm verantwortet habe.

Im "Menschen"-Ressort porträtiert Andreas Trojan den Siedler-, Pantheon- und jetzt auch DVA-Verlagsleiter Thomas Rathnow. Trojan ist sicher, dass der gebürtige Bensberger (liegt bei Köln) bei Random House noch aufsteigen werde - doch dazu äußere sich der frühere Tagesspiegel-Literaturchef nicht gerne. Im Fragebogen gibt Eric-Emmanuel Schmitt bekannt, dass er sich am meisten auf die Begegnung mit der thailändischen Masseurin freue.

Weitere Themen: Amazon.de hat erstmals den Umsatz für Deutschland bekannt gegeben: Demnach hat der Onlinehändler 2006 mindestens 835 Mio Euro umgesetzt. Nils Kahlefendt stellt die Neuerungen der Leipziger Buchmesse (mehr Platz für die Besucher durch neue Aussteller- und Publikumseingänge, erweitertes Gastro-Angebot, neue Fachzentren) vor. Volker Bode analysiert die Vergütung im Buchhandel, die je Bundesland Unterschiede aufweist. Birte Pampel lobt Rowohlt und Kiepenheuer & witsch für ihre Internet-Kundenmagazine.
Archiv: Börsenblatt

buchreport.express

Als Aufmacherhema analysiert buchreport das Hörbuch-Download-Geschäft, das derzeit am stationären Buchhandel vorbeigehe. Die ersten Versuche mit Zapfstellen, an denen Hörer im Buchhandel ihre iPods füllen können, blieben hinter den Erwartungen zurück. Downloads via Internet würden wie die meisten buchhändlerischen Web-Angebote nicht offensiv beworben. "Wegen der im Vergleich zu Musiktiteln älteren Kundenstruktur bei Hörbüchern ist der Zug für buchhändlerische Download-Angebote zwar noch nicht abgefahren, aber auch die Generation der ,Silver-Surfer' holt technologisch auf", so buchreport. Im Gespräch mit buchreport gibt Audible-Chef Arik Meyer bekannt, dass das Download-Portal den Umsatz 2006 um 300 Prozent steigern konnte; im vergangenen Jahr hätten die Münchner 500.000 Downloads verkauft. Während der Audio Verlag dem digitalen Vertrieb mittelfristig einen Umsatzantei von 15 Prozent zuschreibe, rechne der Hörverlag bis 2010 mit einem Anteil von nur 2 Prozent.

Auf einer ganzen Seite beschreibt buchreport, wie die TMI Vertriebs GmbH ("mit einem Umsatz von 300 Mio Euro als führender Systemdienstleister im Bereich DVD, CD und Unterhaltungssoftware auf den Nebenmärkten aktiv") nach der Übernahme von Librofino "die Rackjobber-Muskeln spielen" lässt. Seit Januar seien 180 Marktkauf-Filialen hinzugekommen, die das Unternehmen auch mit Büchern bestücke. Weitere Kunden von Librofino seien Rewe, Kaufland, Edeka und Rossmann.

Das Online-Antiquariat ZVAB will seine Marktpräsenz in den USA, Großbritannien und den Niederlanden verstärken. Außerdem soll das Programm "Antiquaria", das Buchhändlern ermöglicht, Artikel des ZVAB für die eigenen Kunden zu bestellen, laut buchreport auch außerhalb von Deutschland angeboten werden. "Expandieren will das ZVAB nicht nur durch die Ausweitung der Servicezone. Auf der Agenda der Online-Antiquare stehen mittelfristig auch weitere Übernahmen. So hat der Mediantis-Vorstand im Dezember 2006 beschlossen, Aktien im Wert von 460.000 Euro zurückzukaufen. Auf diesem Weg sollen "Unternehmen oder Sachanlagen" mit eigenen Aktien erworben werden - wohin das ZVAB die Fühler ausstreckt, wollen die Tutzinger nicht preisgeben."

Weitere Themen: Suhrkamp jubelt über den deutschen Oscar-Gewinner Florian Henckel von Donnersmarck: Das Buch zum Film "Das Leben der anderen" ist bei den Frankfurtern erschienen. Der Online-Händler bol.de (gehört zu buch.de) hat eine Verkaufs-Dependance in Second Life eröffnet. Das Online-Kaufhaus bietet Bücher und DVDs an. Im Kommentar erklärt Rainer Uebelhöde, dass der Verkauf von Nonbooks-Artikel wie Papier-, Büro u. Schreibwaren dem Handel neue Möglichkeiten eröffnet - "immer vorausgesetzt, Schlüsselanhänger, Barbie-Puppen oder Unterhosen mit Harry-Potter-Kontefei bleiben draußen". Und hier die Bestsellerlisten.